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Landrat Martin Wolf (CSU) spricht gut sechs Monate nach dem schweren Unfall über seine Genesung sowie die Rückkehr ins Amt und sagt, wie sich sein Blick auf das Leben geändert hat.  

Von Tobias Zell 

Am 2. April hatte Martin Wolf einen schrecklichen Unfall, lange lag er danach in der Klinik. Es folgte der Aufenthalt in einer Reha-Einrichtung. Diese verließ er vor drei Wochen, seither wird er zu Hause weiter therapiert. Ein volles Wochen-Programm habe er, sagte er gestern in einem auch sehr persönlichen Interview mit unserer Zeitung. Die Ärzte hätten ihm die Chance auf vollständige Wiederherstellung attestiert. „Auf diesem Wege befinde ich mich, das macht mich sehr zuversichtlich.“ Ende Oktober werde entschieden, wann er seinen Dienst als Landrat von Pfaffenhofen wieder aufnimmt. „Die Rückkehr ins Amt war immer ein Antrieb“, er verspüre „Leidenschaft für diese Tätigkeit“.

 

„Es geht mir gut“, sagt Martin Wolf gleich zu Beginn des Gesprächs (hier die Audio-Aufzeichnung) und berichtet von seinen Terminen. Heim-Reha, verschiedene Therapien, Auffrischung seiner Fahrkenntnisse. „Ich bin froh, dass ich wieder so gut hergestellt bin, dass ich auf den eigenen Beinen laufen und meinen Alltag selbst bestreiten kann.“ Er sagt nicht nur, dass er zuversichtlich ist, er wirkt auch so.

Nach einem solchen Unfall, erzählt er, einem dermaßen „prägenden Ereignis“, ändere sich der Blick auf das Leben und die Dinge. „Man ist garantiert nicht mehr derselbe wie vorher“, sagt Wolf – auch im Umgang mit den Mitmenschen und deren Betrachtung. Er habe jetzt mehr Verständnis. „Ich gebe den Menschen eine zweite und dritte Chance, wo ich das vielleicht vorher nicht getan habe.“ Motorrad-Fahren habe sich für ihn erledigt, sagt er mit Blick auf den schweren Unfall, an den er nach eigenen Worten keine Erinnerung hat. 

Der CSU-Politiker, mit dem Zweirad unterwegs, war am 2. April in den folgenreichen Unfall verwickelt worden. Er ereignete sich gegen 12.05 Uhr auf der A 99 in Richtung Stuttgart. Wolf wurde auf dem Verzögerungsstreifen der Anschlussstelle München-Neuherberg von einem Auto erfasst. Eine 53-jährige VW-Fahrerin war nach Angaben der Polizei mit ihrem Pkw auf das vor ihr fahrende Honda-Motorrad des 61-Jährigen aufgefahren.

 

Wolf wurde mit schweren Verletzungen per Rettungshubschrauber in ein Klinikum geflogen. An der heißen Phase des Wahlkampfs konnte er damit gar nicht aktiv teilnehmen. Unter dem Motto „Wir für Martin“ warben seine Parteifreunde derweil für ihn um Unterstützung. Das Drama fand einen weiteren tragischen Höhepunkt, als wenige Tage vor der Wahl bekannt wurde, dass Wolf durch den Unfall an Amnesie leidet – sprich: Gedächtnisstörungen beziehungsweise Erinnerungslücken hat. 

Das Ergebnis, das er  am 7. Mai erhielt, war sensationell. Auf Wolf entfielen überwältigende 74,6 Prozent der Stimmen – das waren 24 746. Bei Norbert Ettenhuber von den Grünen machten 4237 Bürger ihr Kreuzchen, das entspricht 12,77 Prozent. FDP-Kandidat Franz Niedermayr  konnte 4188 Stimmen auf sich vereinen, das bedeutete 12,63 Prozent. Am 2. August begann die zweite Amtszeit von Martin Wolf, während er sich im Krankenstand befand.

„Die Rückkehr ins Amt war immer ein Antrieb“, sagt Wolf. „Auch, weil ich natürlich das Wahlergebnis mitbekommen habe.“ Fast 75 Prozent der Stimmen zu erhalten, das sei „so großartig, dass ich das auch als Ansporn gewertet habe“. Als er aus dem künstlichen Koma erwacht war, habe er gleich wieder „Leidenschaft für diese Tätigkeit“ verspürt. Die Diskussionen über seinen Gesundheitszustand, über die möglichen Folgen der Amnesie und zur Frage, ob er in der Lage sein werde, die Wahl überhaupt anzunehmen, habe er mitbekommen.

 

Wann er seinen Dienst als Landrat von Pfaffenhofen wieder aufnehmen wird, dafür gibt es seinen Worten zufolge „noch keinen konkreten Termin“. Seine ersten Aussagen dazu habe er „aus der Euphorie heraus“ getroffen, räumt er ein. Er habe aber inzwischen gelernt, auf den Rat der Ärzte und deren Erfahrungen mehr Rücksicht zu nehmen. Was ein konkretes Datum für seine Rückkehr ins Amt angeht, gibt er sich nun zurückhaltend. Den gesamten Oktober befinde er sich jedenfalls noch in Heim-Reha. Dann, Ende des Monats, werde man festlegen, wann eine Rückkehr ins Amt möglich sei.  

Das werde auch in Absprache mit Vize-Landrat Anton Westner (CSU) geschehen, der ihn seither vertritt. Wolf spricht von einem „schrittweisen Einstieg“, den er vollziehen will. Ein, zwei Wochen möchte er demnach zunächst einmal gemeinsam mit Westner – unter dessen Verantwortung – in der Behörde tätig sein, verkürzte Arbeitstage absolvieren. Nach zwei Wochen werde man dann sehen, ob es gehe mit einer Alleinausübung der Landrats-Tätigkeit „oder ob die Defizite größer sind“, sagt Martin Wolf.

Für Westner hat er anerkennende Worte. Der mache das „sehr souverän“ und „konsequent“, binde auch die Fraktionen ein. Wolf selbst hält sich nach eigenen Worten derzeit politisch  bewusst zurück. „Das politische Tagesgeschäft findet im Moment ohne mich statt, ich möchte das ausdrücklich betonen“, sagt er. „Ich halte mich ganz und gar raus.“ Er wolle nicht, dass es zu Verwirrung kommt. 

An der noch vor seiner Nominierung zum Landrats-Kandidaten der CSU getroffenen Aussage, die Amtszeit im Falle der Wiederwahl freiwillig von sechs auf drei Jahre zu verkürzen, damit ab dem Jahr 2020 die Wahlen des Landrats und des Kreistags wieder zeitgleich stattfinden können, hält Wolf fest. Daran habe sich nichts geändert, bekräftigt er im Interview. Ob er aber 2020 dann aufhört oder sich vielleicht noch einmal zur Wahl stellt, das ist noch offen. Martin Wolf will jedenfalls heute noch nicht sagen, dass in drei Jahren Schluss ist.

Das gesamte Gespräch mit Martin Wolf als Audio-Aufzeichnung gibt es hier: "Die Rückkehr ins Amt war immer ein Antrieb" – Das Gespräch zum Anhören

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