Logo
Anzeige
Anzeige

Zum Auftakt und zur Erhebung des Schreins gestern Abend war Kardinal Marx zu Gast. Bischof Meier erinnerte heute auch an Albert Schweitzer. Zahlreiche Veranstaltungen bis 11. Juli, Tausende Pilger werden erwartet.

(ty/pba) Mit der Erhebung des Ulrichs-Schreins am gestrigen Abend und dem Festgottesdienst zum heutigen Gedenktag des Heiligen ist in Augsburg die diesjährige Festwoche zu Ehren des Bistums-Patrons feierlich eröffnet worden. Bischof Bertram Meier warb anhand von Beispielen aus der Vita des Heiligen Ulrich, der Märtyrerinnen und Märtyrer aller Zeiten sowie der vielen stillen Heldinnen und Helden des Alltags für eine Lebenshingabe aus christlicher Überzeugung. Dabei rief er das Leben einer bedeutenden Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts besonders in Erinnerung. Die Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, gedenkt bei der Ulrichs-Woche, die noch bis 11. Juli läuft, ganz besonderes ihres Patrons, des Heiligen Bischof Ulrichs von Augsburg.

"Mensch für Menschen zu sein", ermutigte der Bischof die Gläubigen vom Ambo aus. Es komme auf jeden einzelnen ans. Dabei gehe es nicht um eine verkappte Form von Selbstoptimierung, die heutzutage vor allem in der westlichen Welt zu einer Art Religions-Ersatz geworden sei. "Nicht Egoismus und das Übertrumpfen von anderen stehen im Vordergrund, sondern die Verwirklichung des Lebensplanes, den Gott in jeden von uns gelegt hat", so Meier.

Als Gewährsmann für seine Worte wählte der Bischof mit Albert Schweitzer einen Zeitgenossen, dessen 150. Geburtstags heuer gedacht werde und dessen beeindruckendes Leben im Dienst des Menschen nach seinem Eindruck sowohl medial als auch von kirchlicher Seite viel zu verhalten gewürdigt werde. Dies zeige ihm, "wie sehr dies erklärungsbedürftig, ja vielleicht sogar fragwürdig geworden ist; setzt es doch eine ungeheure Sensibilität und damit das Gegenteil von einer heute selbstverständlich erscheinenden Egozentrik voraus".

Geleitet von den Jesu-Worten "Wer sein Leben will behalten, der wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, der wird es behalten" und deren Bedeutung für sein Handeln, habe Schweitzer die Konsequenzen gezogen, Verantwortung zu übernehmen und sein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Ein Lebenszeugnis des im Alter von 90 Jahren gestorbenen Menschenfreunds, Arztes, christlichen Denkers und Philosophen, das wie in unsere Zeit hineingesprochen wirke, "in der viele von uns auf Fernseh-Nachrichten verzichten, um nicht sehen zu müssen, was ihr Gewissen unruhig macht", betonte der Bischof.

Zum Ende seiner Predigt schlug Bertram Meier noch einmal den Bogen zum Heiligen Ulrich, der zwar keine 90 Jahre alt geworden, aber dennoch trotz körperlicher Beschwerden der von ihm geforderten Verantwortung treu geblieben sei. "Er richtete die Verletzten auf und tröstete die Trauernden. Er gab denen, die alles verloren hatten, wieder das Nötigste zum Leben und: Er engagierte sich für eine dauerhafte Wende zum Frieden", resümierte er die bleibenden Verdienste des Bischofs, dessen Gedenktag die Weltkirche heute begeht.

Gemeinsam mit Bischof Meier feierten neben den Weihbischöfen, Mitgliedern des Domkapitels, zahlreichen Priestern und Diakonen sowie Grabesrittern auch Missionarinnen und Missionare auf Heimat-Besuch und Dienst-Jubilare den Gottesdienst in der gut gefüllten Basilika mit. Bevor der Ulrichs-Schrein am Ende der Feier in einer kleinen Prozession zum Ulrichs-Altar übertragen wurde, spendete der Bischof den anwesenden Gläubigen den Apostolischen Segen und lud zum wiederholten Mal zur Tradition der "Ulrichsminne" auf den Vorplatz der Basilika ein, wo den Gottesdienst-Besuchern dann Brot und Wein gereicht wurde und das Fest in geselliger Gemeinschaft ausklang.

Für die musikalische Gestaltung der Feier sorgten wie in jedem Jahr die Augsburger Domsingknaben und das Orchester der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann sowie Peter Bader an der Orgel. Chor und Orchester brachten die Missa Solemnis (KV 337) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) zu Gehör.

Kardinal zu Gast

Bereits am Vorabend zum Ulrichstag war mit Reinhard Kardinal Marx der Metropolit der Kirchenprovinz der Einladung nach Augsburg gefolgt. Der Erzbischof von München und Freising sprach bei der feierlichen Pontifikal-Vesper davon, dass Bischof Ulrich mit den Armen und Schwachen seiner Zeit stets "den Kern des Evangeliums" im Blick gehabt habe.

Es sei für ihn eine große Freude, dieses Jahr zum ersten Mal an der Eröffnung der Ulrichs-Woche teilnehmen zu können, betonte der Kardinal. Die gottesdienstliche Feier spiele sich dabei aber nicht nur im Kontext der Erinnerung an einen großen Heiligen ab, sondern auch im Umfeld des 1700. Jahrestages des Konzils von Nizäa, im Heiligen Jahr, im ersten Jahr des Pontifikats von Papst Leo XIV. – und nicht zuletzt auch angesichts mehrerer persönlicher Jubiläen der Bischöfe und Weihbischöfe des Bistums Augsburg: 30 Jahre Bischofs- und 65 Jahre Priesterweihe von Weihbischof Josef Grünwald, 25 Jahre Bischofsweihe von Weihbischof Anton Losinger und schließlich 40 Jahre Priester- und bald auch fünf Jahre Bischofsweihe von Bischof Bertram.

Kardinal Marx (Mitte) war der Einladung von Bischof Meier (links) gefolgt.

In seiner Predigt stellte Kardinal Marx heraus, dass Bischof Ulrich und Papst Franziskus einiges verbinde. Beide hätten freilegen können, was der "Kern des Evangeliums" gewesen sei: "Die Kirche als Lazarett im Getümmel dieser Welt – das hat Menschen angesprochen", so der Erzbischof. Auch Ulrich habe nicht nur die kirchliche Dimension im Blick gehabt, sondern ganz konkret darüber nachgedacht, wie er die materielle Situation der ihm anvertrauten Menschen verbessern konnte. Dieser christliche Kernauftrag sei auch im Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren deutlich geworden: "Gott ist von Anfang an Beziehung auf den Menschen hin. Aber Gott ist nicht die Macht, die Andere unterwerfen will, sondern eine Beziehung, die sich öffnet, eine Gemeinschaft bestehend aus Vater, Sohn und Heiliger Geist: Gott ist eine Beziehungswirklichkeit. Und das ist einmalig in der Religionsgeschichte."

Deshalb gehöre es bis heute zum Glaubensbekenntnis der Kirche, dass alle Menschen Geschwister im Herrn seien – ein Zeugnis, vorgelebt von Heiligen wie Bischof Ulrich von Augsburg, das Mut gebe für den Auftrag aller Christen, "Pilger der Hoffnung" zu sein durch und in der Welt. Während der Vesper wurde der Schrein des heiligen Ulrich dann feierlich unter dem Gesang und Gebet der Gläubigen durch die Basilika getragen und zur Verehrung ausgesetzt. Am Ende des feierlichen Gottesdienstes spendete Kardinal Marx mit dem Ulrichskreuz den Segen und gratulierte allen Anwesenden zum "großen Schatz", den die Kirche von Augsburg mit dem Erbe des Heiligen Ulrich bewahre.

Ulrichs-Schrein

Der Heilige Ulrich wurde nach seinem Tod im Jahr 973 in einem schlichten Grab in der damaligen St.-Afra-Kirche bestattet. 1764 transferierte man die sterblichen Überreste, deren Echtheit mehrfach überprüft wurde, endgültig in einen goldenen Reliquien-Schrein. Dieser zeigt neben einer Darstellung des Heiligen auch verschiedene Szenen aus dessen Leben.

Übertragung im Hörfunk

Die Pontifikal-Vesper und das Pontifikalamt zum Auftakt der Ulrichs-Woche wurden vom kirchlichen Hörfunk-Sender "radio horeb" live aus der Basilika "St. Ulrich und Afra" übertragen. Auch der "Nightfever"-Gottesdienst am morgigen Samstag, 5. Juli, (19 Uhr) sowie der Gottesdienst für geistliche Berufe am 10. Juli (18 Uhr) wird laut Mitteilung der Diözesen-Verwaltung über diesen Sender zu hören sein.

Ulrichs-Woche im Heiligen Jahr

Das Bistum Augsburg gedenkt in dieser Ulrichs-Woche von 3. bis 11. Juli seines Patrons, des Heiligen Bischof Ulrichs von Augsburg. Wie jedes Jahr werden bei Gottesdiensten, Andachten, Gebetsstunden und anderen Veranstaltungen auch diesmal Tausende Pilgernde und andere Besucher in der Augsburger Ulrichs-Basilika erwartet. Das Motto der diesjährigen Ulrichs-Woche lautet: "Fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis." Es beruft sich auf ein Zitat des Apostels Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom und spielt gleichzeitig wiederum auf das Leitthema "Pilger der Hoffnung" an, unter dem das Heilige Jahr heuer in Rom stattfindet.

Bevor mit dem Festgottesdienst und der Reponierung des Ulrichs-Schreins am 11. Juli um 18.30 Uhr die diesjährige Ulrichs-Woche ihr Ende findet, bietet das Festprogramm ein vielfältiges Angebot für alle Generationen – von den Gottesdiensten für die Kitas und Schulen über die Frauen- und Männer-Wallfahrt bis hin zu den verschiedenen Wallfahrts-Gottesdiensten für die Nationen, die Einrichtungen der Behindertenhilfe, die Caritas und die Senioren. Aber auch der "Tag der geschwisterlichen Seelsorge" am 7. Juli lockt Seelsorgerinnen und Seelsorger zu einem Fortbildungstag an das Grab des Bistums-Patrons. Weitere Infos zum Programm gibt es unter www.ulrichswoche.de.


Anzeige
RSS feed