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Der Augsburger Bischof Meier erinnerte zu Weihnachten an den Heiligen Franz von Assisi und appellierte: "Lichter anzünden, immer wieder neu anzünden, trotz allem."

(pba) In der Christmette im Hohen Dom zu Augsburg hat Bischof Bertram Meier an das Weihnachts-Erlebnis des Heiligen Franz von Assisi und den Kern der Heiligen Nacht erinnert. Beim Pontifikalamt zum Hochfest der Geburt des Herrn bezeichnete er Weihnachten als "Fest des Wortes". Er stellte das Kind in der Krippe als "klein gewordenes göttliches Wort" vor und machte auf die Bedeutung des "Wortes" für den interreligiösen Dialog und die Debatten-Kultur innerhalb der Kirche aufmerksam. Bekanntlich gehören auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen zur Diözese Augsburg.

Zwischen der einfachen Waldweihnacht des Ordensgründers Franz von Assisi und dem Festgottesdienst im Dom lägen zwar rund 800 Jahre und große Unterschiede, doch der Kern sei der gleiche: "Dasselbe Tasten in das große Geheimnis hinein, das diese Nacht erfüllt", so Bischof Meier in seiner Predigt in der Christmette.  

Wenige Jahre vor seinem frühen Tod habe der Heilige Franziskus schwere Zeiten durchlitten: Nach einem langjährigen und nervenaufreibenden Konflikt mit der noch jungen Ordensgründung feindselig gegenüberstehenden Kräften innerhalb der Kirche habe Papst Honorius III. am 29. November 1223 endlich die franziskanische Ordensregel endgültig bestätigt.

In dieser Zeit habe der auch als "Poverello" bekannte Gründer der Gemeinschaft die Leitungsämter abgegeben. "Doch diese bitteren Kapitel schenken ihm neue Freiheit", so Meier. "Von seinen Ämtern entlastet, kann sich Franziskus auf das Wesentliche besinnen. Er beginnt, an Weihnachten zu denken." 

Im selben Jahr habe er sich mit einigen Mitbrüdern in den abgelegenen Ort Greccio zurückgezogen, der nördlich von Rom in den Sabiner Bergen liegt. Dort habe er am Heiligen Abend das Evangelium anschaulich in der Krippe dargestellt und sei in seiner Predigt so voller Begeisterung über die Menschwerdung Gottes gewesen, dass er "vor lauter Freude fast ausgeflippt" sei, sagte der Bischof.

Von dieser überbordenden Freude sei indes 2021 wenig zu spüren, habe die Corona-Pandemie doch erneut die Weihnachts-Festlichkeiten auf ein Minimum reduziert. Der Kern des Festes sei jedoch damals wie heute lebendig und wesentlich: "Gott schenkt uns seinen Sohn." Und: "Derselbe Versuch, Unsagbares ins Wort zu bringen. Dieselben Fragen, die uns damals wie heute umtreiben: Wo gehöre ich hin? Wo kann ich bleiben? Wo finde ich Heimat?"

Der gelebte Glaube des Heiligen Franziskus sei damals einer Provokation gleichgekommen, so der Bischof: "Einen Aussätzigen, vor dem es ihn eigentlich ekelt, berührt er. Von Armen lässt Franziskus sich umarmen. In ihnen liebt er den heruntergekommenen Gott." Vor diesem Hintergrund könne man sich angesichts der Macht und Pracht der Augsburger Kathedrale fragen, ob die Kirche im Laufe der Jahrhunderte dieser franziskanischen Provokation und Jesus-Nachfolge treu geblieben sei. Doch vielmehr sei der Hohe Dom ein Ausrufezeichen: "Gotisch elegant, künstlerisch wertvoll von historischer Wucht, erinnert er mich an den leeren Stall. Ist unser Dom, sind unsere Gotteshäuser wirklich geistliche Räume?"

 

Gott wolle in die leeren Ställe unseres Lebens einziehen und sie mit Licht und Wärme füllen, betonte der Bischof. Stellvertretend dafür stehe in den Kirchen das Ewige Licht beim Tabernakel. Doch sei das Licht des Advents und der Hoffnung auf den Herrn weiterhin klein, schutzlos und gefährdet, sei es vor 2000 Jahren in Bethlehem, bei Franziskus in Greccio oder während der Corona-Pandemie im Hohen Dom. "Bei vielen Menschen ist die Stimmung eher gedrückt. Die Befindlichkeit pendelt zwischen Depression und Aggression. Wird es überhaupt einmal noch Licht?"

Abschließend erzählte Bischof Meier eine Geschichte, in der die Kerzen eines Adventskranzes zu sprechen begannen: Die ersten drei Kerzen namens Friede, Glaube und Liebe seien aufgrund des zunehmenden Desinteresses der Menschen eine nach der anderen erloschen, als ein Kind das Zimmer betrat und mit der vierten Kerze namens "Hoffnung" die anderen drei wieder entzündete.

 

Dies sei sein Wunsch, betonte der Bischof: "Dass das Licht der Hoffnung nicht ausgelöscht wird, dass vielleicht auch bei uns ein Kind anklopft und für uns ein Streichholz hat, um die Kerzen neu anzuzünden, die die Corona-Plage bei uns ausgelöscht hat." Die franziskanische Provokation gelte immer noch, ja sie sei der weihnachtliche Auftrag: "Lichter anzünden, immer wieder neu anzünden, trotz allem."

In seiner Predigt zum Hochfest der Geburt des Herrn am heutigen 25. Dezember stellte der Bischof Weihnachten als "Fest des Wortes" vor. An Weihnachten sei das göttliche Wort Kind geworden: "Gottes Wort ist einfach, klein, kurz und knapp, dass es in eine Krippe passt. Das Wort ist Kind geworden." Diese Botschaft sei an keine Konfession gebunden, sondern habe vielmehr die Kraft, Grenzen zu sprengen. "Ist das nicht die große Klammer für die Ökumene und ein Anknüpfungspunkt für den Dialog der Religionen", stellte der Meier als Frage in den Raum. 

An Weihnachten habe Gott sein Wort kurz gemacht, es gleichsam "abgekürzt", betonte er weiter und nahm dabei Bezug auf eine Predigt des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. Dennoch warnte er gleichzeitig vor der Gefahr, das Wort einfach zu verkürzen, "seine Bedeutung zu reduzieren, es zu verstümmeln und es so seiner Kraft zu berauben". So sei der Sohn Gottes nicht lediglich "Menschenkind", die Bibel nicht nur ein Pamphlet zur Verbesserung der Erde und die Heilige Schrift nicht reduzierbar auf pures Menschenwort. Wer Gottes Wort für seine eigenen Interessen instrumentalisiere, nehme ihm seine Fülle und Tiefe. "Er setzt das Katholische aufs Spiel: Reichtum und Vielfalt", warnte der Bischof.

"Wer einen katholischen Dialog will und praktiziert, der arbeitet nicht mit grünen und roten Karten, sondern lässt die Verschiedenheit der Meinungen offen und unverkrampft zu. Er tut alles, damit auch Andersdenkende zu Wort kommen und eine Stimme haben", rief der Bischof zu einer offenen Debattenkultur auf, die ihm gerade innerhalb der Kirche derzeit schwierig erscheine. "Wir wollen nichts dem Zufall überlassen, wir haben Angst vor Spontaneität, wir ziehen unser jeweiliges Drehbuch durch", so Meier. Er fragte, wer hierbei in der Kirche Regie führe. "Kommt bei unseren Strategien der Heilige Geist noch durch, bei den vielen Worten das eine Wort? Oder wollen wir lieber alles selber machen, was wir in den theologischen Kammern und akademischen Runden ausgedacht haben?"

Im offenen Dialog gehe es darum, möglichst viele Stimmen wohlwollend zu analysieren und zu integrieren, griff Bertram Meier einen Rat von Ignatius von Loyola auf. "So werden synodale Initiativen gelingen, der Erneuerung der Kirche dienen aus der Mitte Jesu Christi, des Wortes Gottes." Auch in der Kirche gäbe es so viele Stimmen, "aber es gibt nur ein Wort: das kurze Wort, das Gott in eine Krippe gelegt hat", erinnerte das Oberhaupt der Diözese Augsburg.

Die feierliche musikalische Gestaltung der Weihnachts-Gottesdienste übernahmen die Domsingknaben, das Bläser-Ensemble der Dommusik sowie Domchor und Domorchester unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann. Im Fernsehen waren die beiden Messen auf den Sendern a.tv und allgäu.tv im Live-Stream zu sehen sowie im Internet auf der Bistums-Homepage, auf Facebook und dem Internet-Auftritt von katholisch1.tv.


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