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Scheyerns Abt Markus Eller setzt große Hoffnungen in die Friedens-Appelle von Leo XIV. Dass ein Ordensbruder neuer Pontifex wurde, freut ihn besonders.

(ty) Der erst vorige Woche frisch gekürte Papst Leo XIV. gehört den Augustinern an und ist damit ein Ordensbruder. Auch deswegen hat sich Scheyerns Abt Markus Eller besonders gefreut, dass die Wahl auf den US-Amerikaner Robert Francis Prevost, wie der neue Pontifex der römisch-katholischen Kirche mit bürgerlichem Namen heißt, gefallen ist. "Vielleicht hat er mit diesem Hintergrund eine andere Sicht auf die Kirche", sagt der Obere des Benediktiner-Klosters von Scheyern im Gespräch mit unserer Zeitung. Und vielleicht erwachse daraus eine andere Art von Spiritualität, von der die Glaubens-Gemeinschaft profitieren könne. Wir befragten Abt Markus, welche Erwartungen er an das neue Oberhaupt der weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken knüpft.

Markus Eller ist nicht nur Chef des elfköpfigen Benediktiner-Konvents in Scheyern und Abt-Administrator des Klosters Rohr in Niederbayern, sondern übt seit 2021 auch die Funktion des Abtpräses der bayerischen Benediktiner-Kongregation aus. Damit gilt der 58-Jährige als so genannter höherer Oberer. Wenn es um Seelsorge- oder Bildungs-Aufgaben in der Erzdiözese München und Freising geht, sei Kardinal Reinhard Marx ihm gegenüber weisungsbefugt, erklärt Abt Markus. Aber ansonsten gelte: "Der Papst ist mein oberster Chef." Und als solcher habe Leo XIV. von Anfang an einen guten Eindruck auf ihn gemacht, sagt Eller.

Er habe sich darüber gefreut, dass sich das Kardinals-Kollegium außergewöhnlich schnell für den gebürtigen US-Amerikaner als neuen Pontifex entschieden habe, so der Theologe gegenüber unserer Redaktion. Daraus könne man schließen, dass es es keine großen Grabenkämpfe gegeben habe. Sehr passend für die Zeit sei sein als allererstes geäußerter Wunsch nach Frieden gewesen, der sich auch als Mahnung interpretieren lasse. Und gleich bei seiner ersten Sonntags-Ansprache vom Balkon des Petersdoms bekräftige Leo XIV. dies bekanntlich mit dem Appell: "Nie wieder Krieg." Das habe bei ihm auch Erinnerungen an Papst Johannes XXIII. geweckt, der während der drohenden Kuba-Krise in den 1960er Jahren als unermüdlicher Mahner für den Frieden eingetreten sei, so Abt Markus.

"Das macht ihn sehr menschlich"

Jedenfalls habe er die Hoffnung, dass Papst Leo XIV. in unserer von Kriegen geprägten Zeit eine wichtige Rolle spielen können, so der 58-Jährige. "Vielleicht gelingt es ihm ja, Konflikt-Parteien an einen Tisch zu bringen." Gefallen habe ihm auch, wie gerührt sich das neue Kirchen-Oberhaupt unmittelbar nach der Wahl gezeigt habe, so der Scheyerner Kloster-Obere. "Das macht ihn sehr menschlich." Die Namens-Wahl sei offenbar ein Verweis auf den großen Sozial-Papst Leo XIII. und damit auch als Programm deutbar. In der katholischen Kirche zeigen sich mehr und mehr: Die Welt sei größer als Deutschland und Europa. Anderswo wachse das Christentum, aber es gebe auch viele andere Probleme.

Als Papst alles unter einen Hut zu bringen, sei eine gewaltige, schier unlösbare Aufgabe, so der 58-Jährige. Doch werde es Leo XIV. hoffentlich gelingen, ins Bewusstsein zu bringen, "dass wir alle in einem Boot sitzen" – quasi als Kontrapunkt zur Devise des US-Präsidenten Donald Trump, dem es nur darauf ankomme, dass sein Land stark sei. Zu den größten Herausforderungen dieser Zeit zählt Eller den Umgang mit der künstlichen Intelligenz, die den Menschen nach seiner Überzeugung längst nicht nur Vorteile bringe. Dass Leo XIV. gleich zu Beginn seiner Amtszeit die Synodalität, sprich die stärkere Beteiligung der Gläubigen an den kirchlichen Prozessen, betont habe, zeige seine Offenheit für Reformen.

Der Scheyerner Abt merkt noch einen weiteren Punkt an, der ihn am Anfang des neuen Pontifikats hoffnungsvoll stimme. Die Tatsache, dass Prevost wohl auf keiner Favoriten-Liste gestanden habe, mache ihn in seinen künftigen Entscheidungen vielleicht auch freier, meint er.

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