Katholiken im Kreis Pfaffenhofen sind hoffnungsfroh, dass das neue Kirchen-Oberhaupt ein guter Brücken-Bauer sein kann. Wir haben einige Stimmen gesammelt.
(ty) Mit Robert Francis Prevost hat das Kardinals-Kollegium am Donnerstag zur Überraschung vieler Beobachter erstmals einen US-Amerikaner an die Spitze der katholischen Kirche gewählt. Dass der 69-Jährige an den Anfang seines ersten Auftritts vor Zigtausenden von Besuchern auf dem Petersplatz in Rom den traditionellen christlichen Gruß "Der Friede sei mit euch allen" gestellt hat, brachte Leo XIV., wie sich der neue Papst und Nachfolger von Franziskus nennt, in einer von Kriegen und Krisen geprägten Welt erste große Sympathien ein. Als Mitglied des Augustiner-Ordens gilt als er als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchen-Vertretern. Positiv aufhorchen ließ der neue Pontifex auch mit der Ankündigung, dass man auf dem Weg der Synodalität, also der stärkeren Beteiligung der Gläubigen an den kirchlichen Prozessen, vorangehen müsse. Welche Erwartungen haben Christen aus dem Kreis Pfaffenhofen an Leo XIV.? Unsere Zeitung hat Stimmen gesammelt.
Prevost habe sie überhaupt nicht auf ihrer Liste möglicher Kandidaten gehabt, sagt Barbara Breher, Bildungs-Referentin beim bayerischen Kolpingwerk-Landesverband und ehrenamtliche Vorsitzende der Kolpingsfamilie von Pfaffenhofen. Aber sie finde es "sehr beeindruckend, dass er bei seiner ersten Ansprache den Frieden in den Mittelpunkt gestellt hat". Das stimme sie hoffnungsvoll. Dass der neue Papst immer wieder von Waffenlosigkeit gesprochen habe, sei "ein wunderbares Zeichen".
Die katholische Kirche brauche einen Vermittler wie ihn, der nach ihrer Einschätzung "diplomatisches Geschick hat, die Weltkirche kennt und zudem über Erfahrung im Bereich der Verwaltung verfügt". In seinen Worten habe sie die Liebe zu den Menschen gespürt, erklärt Breher, die auch Mitglied des Pfarrgemeinderats in Pfaffenhofen ist. Leo XIV. traue sie die Rolle des Brücken-Bauers zu – er könne eine moderierende und mahnende Stimme sein.
Besonders freut sich die Pfaffenhofenerin darüber, dass der neue Pontifex sich mit seiner Namens-Wahl ganz in die Tradition von Leo XIII. gestellt habe, der Ende des 19. Jahrhunderts als Papst nicht zuletzt mit seiner Enzyklika "Rerum novarum" die moderne katholische Sozial-Lehre begründet habe. Denn genau das sei noch heute die Basis für das segensreiche Wirken des Kolpingwerks, betont Breher.
Optimistisch gibt sich auch Reinhard Haiplik, der für die ÖDP im Pfaffenhofener Stadtrat sowie im Kreistag sitzt. Der gebürtiger US-Amerikaner Prevost sei offenbar zum neuen Pontifex gewählt worden, weil er ein "guter Kompromiss zwischen konservativ und progressiv" sei, so die Einschätzung des pensionierten Studiendirektors, der auch Mitglied der Kirchen-Verwaltung in Pfaffenhofen ist.
Der Biografie von Robert Francis Prevost, so Haiplik im Gespräch mit unserer Zeitung weiter, entnehme er, dass er als einer, der lange in der Mission tätig war, nahe bei den Menschen sei und insofern auch den Kurs von Papst Franziskus fortsetzen werde. "Das kann einen Katholiken nur positiv stimmen", sagt er.
Ein "gutes Gefühl" hat ihrem Vernehmen nach auch Birgid Neumayr, die für die CSU im Gemeinderat von Manching und im Kreistag von Pfaffenhofen sitzt. "Anscheinend ist er sehr ausgleichend", lautet ihr erstes Urteil über den neuen Papst. Genau das sei in der augenblicklichen Lage der katholischen Kirche sehr wichtig. Denn es komme darauf an, "alle Gläubigen mitzunehmen", findet Neumayr. Sie war Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von Manching, Mitglied des Diözesanrats und Vorsitzende des Dekanatsrats.
Wichtig sei für sie auch, dass Leo XIV. Reformen zulasse. Unter anderem soll er ihrer Meinung nach dafür sorgen, dass mehr Frauen Ämter in der Kirche bekommen, die bislang Männern vorbehalten sind. Dem Menschen Robert Prevost wünscht sie "ein gesundes langes Leben und dass er sich in Rom durchsetzen kann", sagt Neumayr, die sich auch ehrenamtlich als Lektorin in Geisenfeld engagiert.
Ein "sehr gutes Gefühl" habe er nach der für viele überraschenden Papst-Wahl, so die Reaktion von Rechtsanwalt Martin Rohrmann aus Pfaffenhofen. Als Chef von rund 1,4 Milliarden katholischen Menschen, die weltweit völlig unterschiedliche Probleme haben, gebe es gegenüber dem neuen Kirchen-Oberhaupt eine immense Erwartungs-Haltung, sagt der im Stadtrat und im Kreistag engagierte CSU-Politiker. Prevost sei unter den Kardinälen sicher kein Top-Favorit gewesen. Vielmehr sei es "eine sehr taktische Wahl gewesen, um allen gerecht zu werden", meint der Jurist.
"Menschlich berührend" fand Rohrmann, wie ergriffen der frisch gewählte Pontifex sich bei seiner Vorstellung präsentiert habe. Die schwierige Aufgabe traut er dem 69-jährigen Theologen auch deshalb zu, "weil er nicht im Elfenbeinturm sitzt, sondern von seinen bisherigen Tätigkeiten die Menschen kennt". Eine seiner Erwartungen an den neuen Papst sei, "dass er einen Gegenpol zum amerikanischen Präsidenten Donald Trump bildet", sagt Rohrmann, der in Pfaffenhofen dem Verein SKM ("Katholischen Verband für Soziale Dienste") vorsteht und auch schon Mitglied im Pfarrgemeinderat war.
In freudiger Hoffnung zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung auch Paula Wagner, die Gesamt-Leiterin von Regens-Wagner in Hohenwart; einer überregional bekannten und renommierten Dienst- und Hilfs-Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Als ausgesprochen positives Zeichen wertet Wagner, dass man im Konklave ungewöhnlich schnell zu einer Entscheidung gekommen sei. "Das spricht für das hohe Vertrauen, das man in Leo XIV. setzt", sagt sie.
Die Kirche müsse an der Seite der Armen und Bedürftigen stehen, unterstreicht Paula Wagner. Und genau da setzt der neue Papst nach ihrem Dafürhalten an. Als einen Gänsehaut-Moment habe sie den Friedensgruß des frischgewählten Kirchen-Oberhaupts erlebt. "Das hat uns alle sehr bewegt", sagt sie. Und das sehe sie auch als "Zeichen" dafür, "wo es für ihn hingehen soll".
"In diesen bewegten Zeiten müssen Frieden, Nächstenliebe und Gemeinschaft die leitenden Motive sein." Mit diesen Worten würdigt Professor Hermann Sollfrank, der Direktor des Caritas-Verbands der Erzdiözese München und Freising, die Friedens-Botschaft auf dem Petersplatz, die der neue Papst gestern kurz nach seiner Wahl in seiner ersten öffentlichen Rede äußerte. Auch für die Caritas seien dies die Triebfedern des Handelns. "Wir wünschen dem Heiligen Vater Gottes Segen und seine Leitung für dieses verantwortungsvolle Amt", erklärt Sollfrank, der sich über die Wahl von Leo XVI. ausdrücklich freut.
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