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Er betonte aber auch: "Klerikalisierung der Laien und Laisierung des Klerus sind kein Weg, der in eine sinnvolle Zukunft weist."

(pba) Anlässlich der Herbst-Vollversammlung des Diözesanrats hat Bischof Bertram Meier der Oberhirte des Bistums Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, heute einen Gottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra gefeiert. In seiner Predigt formulierte er dabei vier Impulse als "Wunschzettel" an das Gremium, die im Anschluss als "Predigt-Gespräch" diskutiert wurden. "Die Kirche, wie sie jetzt ist, wird nicht so bleiben, wie sie ist", sagte Meier einleitend in seiner Predigt. Die Erfahrungen der Corona-Pandemie hätten dies zuletzt erneut deutlich gemacht. So sei unter anderem mehr denn je eine Berufungs-Pastoral nötig, die jungen Menschen helfe, "die Spur ihres Lebens zu suchen und zu finden". Vor allem aber müssten für Priester wie Laien gleichermaßen das Bewusstsein der Taufe als gemeinsamer Basis sowie das Bekenntnis zur Kirche als geistiger Familie lebendig bleiben.

"Kirche gibt es nur als gegliederte Einheit", betonte der Bischof: "Klerikalisierung der Laien und Laisierung des Klerus sind kein Weg, der in eine sinnvolle Zukunft weist." Stattdessen seien Laien vor allem dazu gerufen, das Projekt der Evangelisierung voranzutreiben. Diese Berufung eröffne ihnen wiederum Bereiche, die geweihten Amtsträgern oft verschlossen blieben: "Kultur, Kunst und Theater, die Welt der Arbeit und Wissenschaft, die Medien, Politik und Wirtschaft. Evangelisierung ist mehr als Katechese und Anbetung", so der Bischof.

In seinem zweiten Impuls betonte der Bischof den Wert der Seelsorge als Nächstenpflicht und vor allem der Verkündigung des Wortes Gottes: "Die Evangelisierung geht der Sakramentalisierung voraus. Das Wort kommt vor dem Sakrament." Dabei seien Evangelisierung und Eucharistie nicht als Gegensatz, sondern als untrennbares Miteinander zu verstehen. Vor diesem Hintergrund und angesichts des wachsenden Priestermangels seien die Beschlüsse der Augsburger Diözesan-Synode von 1990 aktueller denn je und müssten endlich umgesetzt werden. Dazu wolle er mit dem Diözesanrat in einen "qualifizierten Dialog" treten, sagte Meier.

 

Mit Blick auf den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland betonte der Bischof erneut die Notwendigkeit zur Reform: "Dass die Kirche ihre Fenster öffnen muss, dass sie einer Erneuerung bedarf, spürt jeder." Synoden seien dabei keine Erfindung der Neuzeit, sondern hätten bereits in der Antike als "alltägliche Lebensform der Kirche" gegolten. Mit Bezug auf Papst Franziskus sprach der Bischof vom "spirituellen Experiment" einer synodalen Kirche; sie sei "eine Kirche des Zuhörens", bei dem jeder etwas zu lernen habe.

Abschließend richtete Meier seinen Blick auf die Erfahrungen der Corona-Pandemie: "Persönlich sehe ich in Corona auch eine Lehrstunde, mehr noch: ein Lehrjahr – oder werden vielleicht noch viele Lehrjahre daraus?", so der Bischof. Die Form des Kommunion-Empfangs dürfe keine spaltende Rolle spielen. Es gäbe viele Weisen zu kommunizieren. Die Frage, ob die Kommunion mit der Hand oder dem Mund empfangen werde, dürfe dabei keine Glaubensfrage werden.

 

"Die vergangenen Monate haben vielen neuen Tiefgang gebracht", sagte der Augsburger Bischof und verwies auf die positiven Erfahrungen der Hauskirche, die viele Menschen während des Lock-Downs gesammelt hätten. Corona sei für ihn eine Zeit zum Zwischenruf: "Wie können wir diese Menschen auf hoher See begleiten oder sogar auffangen, wie können wir sie nähren mit dem Brot des Lebens im Wort und in der Hostie, aber auch selbstkritisch gefragt: Womit speisen wir sie ab? Was sind Angebote, deren Verfallsdatum längst abgelaufen ist?"

Gemeinsam mit dem Diözesanrat wolle er sich all diesen Fragen und Herausforderungen stellen, betonte der Bischof: "Unsere Überlegungen, vom Heiligen Geist geleitet und freimütig geäußert, werden uns auf dem gemeinsamen Weg begleiten – im Gepäck Gottes Wort, Jesus Christus höchstpersönlich. So sind wir unterwegs als synodale Kirche. Bei aller Vielfalt gilt: Wir sind Volk Gottes. Lassen wir uns niemals auseinander dividieren."

Im Anschluss an die Predigt gab es für die anwesenden Mitglieder des Diözesanrats noch innerhalb des Gottesdienstes die Möglichkeit, ihre Anmerkungen, Überlegung und auch Kritiken zu den Impulsen der Predigt schriftlich zu formulieren. Die Amtsleiterin des Bischofs, Schwester Anna Schenck, sammelte die Kommentare und moderierte das folgende Predigt-Gespräch, in dessen Rahmen Meier antworten und erläutern konnte. Der Gottesdienst endete mit dem feierlichen Schluss-Segen des Bischofs, woraufhin sich die Ratsmitglieder zu ihrer eigentlichen Sitzung versammelten.

Der Diözesanrat ist ein eigenständiges Gremium der Katholiken im Bistum Augsburg. Er vertritt die Anliegen von Katholiken in der Öffentlichkeit, koordiniert die Kräfte des Laienapostolats, berät den Bischof und führt gemeinsame Veranstaltungen und Initiativen von und für Katholiken der Diözese durch. Er setzt sich aus Vertretern der Dekanatsräte und Verbände sowie durch den Bischof ernannte Mitglieder zusammen. Der Diözesanrat konstituiert sich alle vier Jahre neu.


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