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Sehen sich die sieben Bewerber gerüstet, eine Kreis-Behörde mit Hunderten von Mitarbeitern zu leiten? Muss umstrukturiert werden? Hier die Antworten.

(ty) Am 15. März, spätestens aber in der Stichwahl zwei Wochen später, wird der Landrats-Posten im Kreis Pfaffenhofen neu vergeben. Sechs Männer und eine Frau gehen ins Rennen: Albert Gürtner (FW), Andreas Herschmann (SPD), Karl Huber (Bürgerliste), Thomas Neudert (FDP), Martin Rohrmann (CSU), Kerstin Schnapp (Grüne) und Claus Staudhammer (AfD). Unsere Zeitung hat allen dieselben Fragen gestellt und veröffentlicht im Rahmen einer Serie die Antworten zu jeweils einer Frage. In der neunten Folge wollten wir wissen: "Als Landrat ist man nicht nur politisch gefordert, sondern hat auch eine Behörde mit Hunderten von Mitarbeitern zu leiten. Welche Führungs-Erfahrung bringen Sie mit? Sehen Sie Bedarf für Umstrukturierungen? Welchen Stil würden Sie pflegen?"

Albert Gürtner (Freie Wähler):

"In den vergangenen zwölf Jahren habe ich als Vize-Bürgermeister von Pfaffenhofen sehr viel Führungs-Erfahrung in einer Behörde mit über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesammelt. Darüber hinaus habe ich mir in fast 30 Jahren als erster und zweiter Vorsitzender des MTV Pfaffenhofen mit über 3000 Mitgliedern und mehreren hundert ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbetern sehr große Erfahrung in der Führung und Motivation von Menschen im Ehrenamt angeeignet.

Durch meine Ausbildung als Diplom-Wirtschafts-Ingenieur und durch meine hauptberufliche Beschäftigung in einer großen Firma, kann ich auch sehr viel Führungs-Erfahrung aus der freien Wirtschaft in das Amt des Landrats mitbringen. Durch diese Kombination – Führungs-Erfahrung in der Leitung einer großen Behörde, Jahrzehnte lange Führungs-Erfahrung im Ehrenamt und der Führungs-Erfahrung aus der freien Wirtschaft – sehe ich mich bestens gerüstet für die Leitung des Landratsamts. Ich brauche keine Einarbeitungszeit, sondern kann sofort mit der Arbeit an den wichtigen Zukunfts-Themen beginnen.

Das Landratsamt braucht keine Umstrukturierung, sondern wieder eine Führungs-Persönlichkeit, welche die wichtigen Zukunfts-Themen anpackt, die Richtung vorgibt und die Kolleginnen und Kollegen im Landratsamt durch eine teamorientierte Führung motivieren und begeistern kann. Ich werde als Landrat Genehmigungs-Verfahren durch Digitalisierung beschleunigen, vereinfachen und bürgerfreundlicher gestalten, damit zum Beispiel Baugenehmigungen schneller erteilt werden können."

Andreas Herschmann (SPD):

"Ich bin seit 21 Jahren selbstständig und führe ein Ingenieur-Büro, bin Vorstands-Vorsitzender der Bürger-Energie-Genossenschaft, Vorsitzender des Energie- und Solarvereins und in vielen kommunalen Gremien tätig. Ich bin es gewohnt, im Team Lösungen zu finden. Die Zeit der Alleinherrscher ist längst vorbei. Mir ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter im Landratsamt immer versuchen, Ermessens-Spielräume im Sinne der Bürger zu nutzen, und aktiv gemeinsame Lösungen suchen.

Alle haben Mitwirkungspflicht. Niemand darf sich hinter Paragrafen und Zuständigkeiten verstecken. Und was mir besonders am Herzen liegt: Ich will keinen Roboter im Landratsamt. Weder im Empfangs-Bereich noch sonst irgendwo. Ich halte das für das völlig falsche Signal. Ich würde lieber für Menschen mit Handicap zusätzliche, sichere Arbeitsstellen schaffen und beispielsweise im Bauamt mehr Personal einstellen, um die Genehmigungs-Fristen besser einzuhalten."

Karl Huber (Bürgerliste):

"Ich habe im Laufe meines Berufslebens und meiner kommunalpolitischen Tätigkeit ständig Personal-Verantwortung getragen, Gremien und Sitzungen geleitet sowie Teams geführt, moderiert und begleitet. Wichtig ist mir, am Ende eines Diskussions-Prozesses Führungs-Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und neuer Herausforderungen in vielen Bereichen muss sich auch die Kreis-Verwaltung weiter entwickeln und immer wieder die eigene Tätigkeit selbstkritisch überprüfen.

Das steht in jeder Behörde und in jedem Unternehmen regelmäßig auf der Tagesordnung. Es kann hier keine Stagnation oder starre Strukturen geben, wir müssen uns den Fragen der Zeit und der Umbruch-Situation stellen, auf Veränderungen zeitnah reagieren.

Insofern ist davon auszugehen, dass es Umstrukturierungen geben wird – schon aus fachlichen Gründen, um die Ablauf-Organisation zu stärken und die Aufgabenerfüllung zu optimieren. Grundsätzlich pflege ich einen kooperativen und teamorientierten Führungsstil.  Aufgrund meiner Erfahrung als Führungskraft weiß ich, dass auch unangenehme Entscheidungen zu treffen sind, wovor ich mich nicht scheue. 

Im öffentlichen Dienst sind die Mitarbeiter die größte und wertvollste Ressource, die man hat. Deshalb ist die Personal- und Organisations-Entwicklung eine sehr wichtige Aufgabe und somit Chefsache. Auch im Landratsamt müssen Strukturen der Offenheit und der Zusammenarbeit zwischen dem Behörden-Leiter und den Mitarbeitern ausgebaut werden. Als Landrat möchte ich im engen Kontakt mit den Beschäftigten stehen."

Thomas Neudert (FDP):

"Auf Grund meiner Ausbildung und meines beruflichen Werdegangs sehe ich mich durchaus in der Lage, eine so große und komplexe Verwaltung zu leiten. Scherzhaft sage ich auch, dass auf Grund meiner Erfahrung mit der Bundeswehr-Bürokratie, mich auch die Landrats-Verwaltung nicht schrecken kann. Die Verwaltung ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Zudem verändert sich die Welt laufend. Daher wird es sicher den einen oder anderen Anpassungsbedarf geben.

Hier will ich aber keine Schnellschüsse machen. Allerdings schwebt mir eine Aufwertung des Kommunal-Unternehmens für Struktur-Entwicklung des Landkreises Pfaffenhofen (KUS) vor, mit zusätzlichen Aufgaben im Bereich der Digitalisierung für kleine und mittlere Unternehmen sowie der Fachkräfte-Rekrutierung. Mit meinem Führungsstil ist bisher so ziemlich jeder zurechtgekommen. Sachlich, kooperativ und angenehm."

Martin Rohrmann (CSU):

"Natürlich kann ich das Landratsamt leiten und ich freue mich auf diese Aufgabe. Jeder, der sich für dieses Amt bewirbt, sollte genug Verantwortungs-Bewusstsein im Persönlichen wie im Fachlichen mit sich bringen. Sowohl im beruflichen wie auch im sozialen Bereich kann ich auf Führungs-Erfahrung bauen – unter anderem als Vorsitzender des Sportgremiums, einem Zusammenschluss von 32 Sportvereinen in Pfaffenhofen, als Fraktions-Vorsitzender, als JFG-Vorsitzender – und als selbstständiger Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei. Ein kooperativer Führungsstil ist in meinen Augen das beste Mittel, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren.

Gerade das Landratsamt ist mit Weitblick so zukunftsfest zu gestalten, dass in allen Arbeitsbereichen ein Optimum für ein gelingendes Zusammenleben von Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis erreicht werden kann. Durch offene Kommunikation sowohl in und unter den einzelnen Sachbereichen – gepaart mit einem Höchstmaß an Eigenverantwortung und flachen beziehungsweise flacheren Hierarchien – ist auch ein Landratsamt mit mir als Landrat gut aufgestellt. Und was Umstrukturierungen betrifft: Hier halte ich es mit der indianischen Weisheit, nicht vorab zu urteilen, bevor ich nicht 1000 Meilen in den Mokassins eines Landrats gelaufen bin."

Kerstin Schnapp (Grüne):

"Ich bin Unternehmerin und arbeite seit gut 20 Jahren im Film- und TV-Bereich. Bei einer Film-Produktion treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander: von Handwerken, wie Beleuchtern und Elektrikern, bis zum vor Kreativität strotzenden Regisseur, vom in seiner Rolle gefangenen Schauspieler bis zum um die perfekte Idee ringenden Komponisten. Mit all diesen Menschen gilt es, einen Film innerhalb eines festgelegten Zeit- und Kostenrahmens fertig zu stellen. Das erfordert zum einen die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, denn keine Entscheidung zu treffen, wäre an einem Film-Set ein unkalkulierbares Risiko, zum anderen die Fähigkeit, mit verschieden Persönlichkeiten umgehen zu können.

Entsprechend klar ist meine Vorstellung von Führung für die Behörde: Sollten Fehler, Verzögerungen oder Probleme auftauchen, werden diese intern mit den Mitarbeitern geklärt. Verantwortlich nach außen ist immer der, der führt – damit also der Landrat oder die Landrätin. Umstrukturierungen im großen Stil wird es bei mir nicht geben – allerdings möchte ich die Prozesse im Landratsamt auf Bürgerfreundlichkeit und Verständlichkeit hin überprüfen. "

Claus Staudhammer (AfD):

"Ich stamme aus einer Unternehmer-Familie und war 25 Jahre selbstständiger Unternehmer. Führung ist mir nicht fremd. Aufgrund meiner Erfahrungen im Berufsleben bin ich davon überzeugt, dass eine Festlegung auf eine bestimmte Art von Führungsstil keine Vorteile bringt. Meiner Meinung nach ist Führungs-Verhalten viel wichtiger. Adäquates Verhalten beinhaltet die Fähigkeit, situativ agieren zu können. Orientierung an einem bestimmten Führungsstil führt aus meiner Sicht zu mangelnder Flexibilität. In einer großen Behörde mit verschiedenen Ämtern und Abteilungen ist Vielseitigkeit ein notwendiges Erfordernis. Anderseits gibt es die operativen Ebenen in einem Landratsamt, in denen die täglichen Arbeits-Prozesse ablaufen. Hier gilt es, Führungs-Verhalten ein Stück weit pragmatischer auszugestalten. 

In einer Behörde sind die Strukturen der Arbeitsabläufe sehr klar geregelt. Die Anforderungs-Profile der Tätigkeiten und die Ausrichtung an den Aufgaben geben ein nötiges Führungs-Verhalten vor, das darauf abzielt, die Handlungsfähigkeit der Mitarbeiter sicherzustellen und im Bedarfsfall zu verbessern. Dazu gehört auch dafür zu sorgen, die Mitarbeiter stets auf dem aktuellen Wissensstand zu halten. Die in die Zukunft gerichteten Veränderungen der Arbeitswelt durch die fortschreitende Digitalisierung werden auch in Behörden Einzug halten. Zusätzliche Qualifikationen der Mitarbeiter für die Anwendung von digitalen Arbeitsabläufen sind wichtig. Hier gilt es, zeitnah Maßnahmen der Umstrukturierung einzuleiten."

Bisherige Fragen und Antworten:

Fragen an die Landrats-Kandidaten (8): Von Bürgermeistern und Alpha-Tieren

Fragen an die Landrats-Kandidaten (7): Gibt es ein Nord-Süd-Problem?

Fragen an die Landrats-Kandidaten (6): Der Kreisumlagen-Hebesatz

Fragen an die Landrats-Kandidaten (5): Fachkräfte, Wohnraum, Flächenverbrauch

Fragen an die Landrats-Kandidaten (4): Zuständigkeiten und ihre Grenzen

Fragen an die Landrats-Kandidaten (3): Jetzt geht's um ÖPNV und Mobilität

Fragen an die Landrats-Kandidaten (2): Die Ilmtalklinik und das jährliche Defizit

Fragen an die Landrats-Kandidaten (1): Zum Auftakt geht's um Digitalisierung


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