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Martin Schmid (SPD) berichtet von der Katastrophe, schildert seine Eindrücke, dankt Helfern und Bürgern, fordert schnelle Schadens-Regulierung sowie transparente Aufklärung.

(ty) Nach der Explosion und dem Großbrand am Samstag auf dem Gelände der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg hat sich der örtliche Bürgermeister Martin Schmid (SPD) in einem persönlichen Statement an die Bürger gewendet. Nachfolgend veröffentlichen wir die Ausführungen des Rathaus-Chefs im Wortlaut.

"Als am vergangenen Samstag gegen 5.15 Uhr ein unwahrscheinlich lauter Knall vermutlich unsere gesamte Bevölkerung aus dem Bett gerissen hat, war uns noch nicht klar, dass wir an einer Katastrophe knapp vorbeigeschrammt sind. Ich erlaube mir deshalb nochmals ein paar persönliche Sätze an Sie zu richten und damit auch zur Aufklärung beizutragen.

 

Vermutlich jeder Bürger konnte sofort feststellen, dass es zu einem Großbrand auf dem Raffinerie-Gelände gekommen ist. Weithin sichtbar schlugen Flammen 50 bis 60 Meter hoch in die Luft. Unsere anrückenden Feuerwehr-Einsatzkräfte mussten sich aus Sicherheitsgründen zurückziehen. Es wurde unverzüglich am Rasthof der Gaststätte 'Haberfelder' ein Krisenstab mit Einsatz-Zentrale eingerichtet. Bereits in kurzer Zeit sammelten sich zirka 600 Rettungskräfte (Feuerwehren, BRK, THW, Polizei und Notärzte) an der Einsatz-Zentrale. Gegen 6.30 Uhr löste der stellvertretende Landrat Anton Westner den Katastrophenfall aus. 

Bei Einbruch des Tageslichts konnte man dicke schwarze Rauchwolken über Irsching, Knodorf in Richtung Ernsgaden und Manching ziehen sehen. Da nicht bekannt war, welche giftigen Stoffe freigesetzt wurden, entschlossen wir uns, die Ortsteile Irsching und Knodorf und den westlichen Bereich der Donaustraße zu evakuieren und somit zunächst sicherzustellen, dass eine weitere Gefährdung ausgeschlossen werden kann.

 

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (links) wird informiert. Vize-Landrat Anton Westner (rote Jacke) und Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid (schwarze Jacke) stehen sichtlich unter dem Eindruck der Katastrophe.

Problematisch stellte sich in den Morgenstunden die Sicherung der sich in der Nähe befindlichen Gastanks dar. Eine Evakuierung der gesamten Bevölkerung wurde im Krisenstab diskutiert und die Vorkehrungen mit den Nachbar-Kommunen, die uns für diesen Fall sofort ihre Turnhallen zur Verfügung gestellt hätten, wurden unsererseits bereits getroffen. Hierfür gilt mein Dank den Bürgermeister-Kollegen in der weiteren Umgebung. 

Erst kurz vor Eintreffen des Innenministers Joachim Herrmann und des Umweltministers Dr. Marcel Huber gegen 10 Uhr war sichergestellt, dass der 'Worst Case', der eigentlich gar nicht vorstellbar ist, ausgeschlossen werden konnte.

Ganz ehrlich gesagt, wird es Ihnen genauso gehen, wie es mir gegangen ist und uns allen große Steine vom Herzen gefallen sind, sodass ich tatsächlich vom „Glück im Unglück“ sprechen kann.

Nach jetzigem Stand befanden sich zum Unglückszeitpunkt zirka 35 Personen auf dem Betriebsgelände, welches derzeit wie ein Schlachtfeld aussieht. 16 Personen erlitten teils schwere, mittlere und leichte Verletzungen. Gott sei Dank mussten keine Toten beklagt werden, was nicht nur für mich, sondern für alle der erfreulichste Aspekt dieses Katastrophenfalls sein dürfte. Sachschäden kann man ersetzen, Menschenleben jedoch nicht! 

Als Fazit kann gesagt werden, dass Schäden unterschiedlicher Größenordnungen im Bereich unserer Stadt, insbesondere in Irsching und Knodorf, verursacht wurden. 

In einem persönlichen Gespräch mit den beiden Geschäftsführern Karl Strummer und Michael Raue bat ich diese Verantwortlichen, dass offen und ehrlich mit der ganzen Angelegenheit umgegangen wird. Dies bezieht sich auch auf einen transparenten Umgang mit den Untersuchungs-Ergebnissen zu der Unglücksursache. Ich bitte um Verständnis, dass ich über die Ursache zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskunft geben kann.

Des Weiteren habe ich die Geschäftsführer gebeten, aber auch eingefordert, dass die entstandenen Sachschäden schnell und unbürokratisch durch das Werk zu regulieren sind. Beide Geschäftsführer sicherten mir persönlich zu, dass den Forderungen und Bitten nachgekommen wird, sodass unsere Bürgerinnen und Bürger sich nicht unter Umständen mit Versicherungen und Gutachtern herumschlagen müssen. Bitte dokumentieren Sie mittels Fotos und anderem Ihre Schäden und reichen Sie diese schriftlich an Raffinerie-Gesellschaft mbH, Postfach 1252, 93328 Neustadt ein. Damit ist auch sichergestellt, dass Sie, liebe Mitbürger, wenigstens Ihre Sachschäden ersetzt bekommen. 

Ich möchte es an dieser Stelle nicht versäumen, mich bei allen eingesetzten Hilfskräften, insbesondere Feuerwehr, BRK, THW und Polizei, aufs herzlichste für Ihre großartige Arbeit und Hilfe für uns alle zu bedanken. Die Zusammenarbeit im Krisenstab zwischen den einzelnen freiwilligen Hilfsorganisationen sowie den Behörden Polizei und Landratsamt Pfaffenhofen, insbesondere dem stellvertretenden Landrat Anton Westner, war sehr vorbildlich und zeigte deutlich auf, dass die jährlich angesetzten Katastrophenschutz-Übungen ihre Wirkung nicht verfehlen.

Ein großes Dankeschön geht an die Metzgerei Pauleser, die Bäckereien Hackner und Sipl sowie alle anderen Spender für die Verpflegung und die Hilfsangebote.

Nicht zuletzt möchte ich mich bei Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ganz herzlich bedanken, dass Sie alle in dieser äußerst kritischen Situation und Lage Ruhe bewahrt haben.

Ihr 1. Bürgermeister 

Martin Schmid."

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