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Rohrbachs Trainer feiert mit seiner Mannschaft die Meisterschaft in der Fußball-A-Klasse 4.

Von Alexander Kaindl

Hätte man Michael Schrätzenstaller gesagt, dass er in dieser Woche der Held vom Feld ist, hätte er die Wahl garantiert abgelehnt. Der Rohrbacher Trainer hätte Worte wie „übertrieben“, „nicht gerechtfertigt“ oder „die Mannschaft ist Meister geworden, nicht ich“ benutzt. Deshalb umschifft unsere Redaktion heute diese kleine Hürde und verzichtet auf die Vorab-Information. Stattdessen wird ein Mann vorgestellt, der trotz einer überragenden Saison nie vergessen hat, wo er herkommt. 

Das ist nämlich eigentlich die Kreisliga. Dort war Schrätzenstaller beim TSV Wolnzach in der Winterpause der Saison 2014/15 vom Co zum Chef aufgestiegen. Den Abstieg konnte aber auch er nicht mehr verhindern. Im Sommer kehrte der 33-Jährige dann zum TSV Rohrbach zurück, wo er schon viele Jahre seine Fußballschuhe geschnürt hatte. Er übernahm die zweite Mannschaft als Coach, am Ende seiner ersten kompletten Saison als Cheftrainer musste Schrätzenstaller aber wieder einen Abstieg verkraften. Zwei Jahre später meldet er sich nun als A-Klassen-Meister zurück, gestern Nachmittag konnte er sich aber noch nicht so recht über den Titel freuen. Zu dürftig sei die eigene Leistung gewesen, wie so oft hatte er noch Luft nach oben gesehen.

Dabei hätte Schrätzenstaller mit den Auftritten seiner Mannschaft in dieser Saison eigentlich fast durchgehend zufrieden sein können. Mit 18 Gegentoren stellt man die beste Defensive, auswärts hat man von 13 Spielen ganze elf gewonnen. Am beeindruckendsten ist allerdings die Fieberkurve: An 20 von 26 Spieltagen standen die Rohrbacher ganz oben. Eine Konstanz, die am Ende zurecht mit dem Titel belohnt wurde. Klar, dass da gefeiert wird – ein Teil der Mannschaft ist in diesen Stunden immer noch unterwegs, der Party-Marathon läuft seit gestern Nachmittag.

Aber ohne den Coach. Er hatte zwar angekündigt, irgendwo in Ruhe mal ein Weißbier zu trinken. Das große Feiern überlässt er aber lieber den anderen. Sein Jubel fiel gestern schon fast dramatisch verhalten aus, lieber schlenderte er wie einst der Kaiser 1990 über den Rasen und sah seinen Jungs zu. Die Weißbierdusche von Physiotherapeutin Corinna Wiesent ließ er quasi regungslos über sich ergehen, bemerkte im Anschluss nur ganz beiläufig: „Jetzt brauch‘ ich ein neues Handy.“

Diese Zurückhaltung und Bescheidenheit, die große Portion Understatement und der Respekt vor dem Gegner – genau das schätzt man in Rohrbach am Meistertrainer. Gleichzeitig kann er in der Kabine aber ein Feuer entfachen, wie Stürmer Stefan Mayr erklärt: „Er steckt uns mit seinem Ehrgeiz an. Das hat man in der kompletten Saison einfach gemerkt. Er wollte unbedingt und dann wollten wir eben auch.“ Außerdem verlangt Schrätzenstaller immer das Maximum. Von seiner Mannschaft, von sich selbst und auch vom Schiedsrichter. Stellvertretend für die Saison ist die Szene, als Rohrbach in Baar-Ebenhausen mit 9:0 führte und auf 10:0 hätte erhöhen können, wenn der Unparteiische nicht auf Abseits entschieden hätte. Der TSV-Coach echauffierte sich nach der vermeintlichen Fehlentscheidung derart, dass er seine Coaching-Zone verlassen musste, um die restlichen zwei Minuten des Spiels hinter der Bande zu verfolgen.

All das war für die Rohrbacher Verantwortlichen Grund genug, den Vertrag zu verlängern. Schrätzenstaller wird die TSV-Reserve auch in der kommenden Saison trainieren. Dann wieder in der Kreisklasse.

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