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Der 30-Jährige aus Nandlstadt dürfte über die Liste das Ticket nach Berlin lösen. Er will als "demokratischer Aufpasser" den hiesigen CSU-Abgeordneten ins Visier nehmen.

(zel) Im Wettstreit um das hiesige Direkt-Mandat hatte AfD-Kandidat Johannes Huber aus Nandlstadt gestern bei der Bundestagswahl keine Chance. Erich Irlstorfer (CSU) holte knapp 43 Prozent, ließ die acht Mitbewerber klar hinter sich. Huber kam auf 12,54 Prozent. Und dennoch sieht es schwer danach aus, dass er künftig im deutschen Parlament sitzt. Denn die AfD hat insgesamt so gut abgeschnitten, dass der 30-Jährige allem Anschein nach über die Liste in den Bundestag einzieht. Davon gingen sowohl er selbst als auch seine Partei derzeit aus, bestätigte Huber am späten Sonntagabend unserer Zeitung.

 

Huber, diplomierter Soziologe und tätig als Finanzbuchhalter, trat im Rennen um das Direkt-Mandat im Wahlkreis 214 an, der die Landkreise Pfaffenhofen und Freising komplett sowie aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen die Gemeinden Aresing, Schrobenhausen, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen umfasst. Auf diesem Wege aber hätte der AfD-Mann nicht den Hauch einer Chance gehabt, in den Bundestag zu kommen. CSU-Mann Irlstorfer verteidigte das Direkt-Mandat souverän und sitzt damit sicher im nächsten Bundestag. 

Huber kam – über den gesamten Wahlkreis betrachtet – auf 12,54 Prozent der Erststimmen, hinter Irlstorfer und SPD-Kandidat Andreas Mehltretter (13,46 Prozent). In seiner Heimat-Gemeinde Nandlstadt holte Huber gut 19 Prozent, im Kreis Freising kam er auf 11,83 Prozent, im Landkreis Pfaffenhofen auf 12,84 Prozent. Und in den genannten Kommunen im Kreis Neuburg-Schrobenhausen, die zum Wahlkreis gehören, fuhr er unterm Strich 12,78 Prozent ein. Wo man auch hinschaut, der Sieger lautete in jeder Gemeinde: Erich Irlstorfer. 

  

Doch Huber trat nicht nur als Direkt-Kandidat in seinem Wahlkreis an, sondern kandidierte außerdem auf Platz 13 der bayerischen AfD-Liste. Und dieser Listen-Rang ist nun allem Anschein nach das Ticket nach Berlin. Denn wie Huber im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigte, gehe seine Partei nach derzeitigem Stand der Berechnungen und Wahlergebnisse davon aus, dass bayerische AfD-Leute vermutlich sogar 14 Sitze im künftigen Bundestag erobern werden. Wenn das so kommen sollte, dann wäre Huber auf jeden Fall drin. Der "Münchner Merkur" titelt schon: "Erstmals zwei Bundestags-Abgeordnete aus dem Landkreis Freising: Erich Irlstorfer (CSU) und Johannes Huber (AfD) fahren nach Berlin".

Das vorläufige Endergebnis sieht die „Alternative für Deutschland“ im Freistaat bei 12,4 Prozent. Die bundesweiten Hochrechnungen standen in der Nacht bei 13 Prozent. Huber macht sich nach eigenen Worten jedenfalls am heutigen Montagvormittag auf den Weg in die Bundeshauptstadt, wo am späten Nachmittag die designierte bayerische AfD-Landesgruppe bereits zu einem ersten Treffen zusammenkommt. Um 17 Uhr trifft man sich, sagt Huber.

 

Das Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl sei ein „phänomenales Ergebnis“, sagt Huber. Er spricht von einem „sensationellen Aufschwung“, auch in der Region. In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass die AfD im hiesigen Wahlkreis mit 13,56 Prozent bei den Zweitstimmen nach der CSU (39,67 Prozent) auf Rang zwei liegt. Vor allen anderen etablierten Parteien. Die harte Arbeit der Wahlkämpfer, auch gegen Widerstände, sei belohnt worden.  

„Die CSU und die SPD sind in Bayern die großen Verlierer, die AfD ist der große Gewinner“, lautet Hubers erstes Fazit mit Blick auf die Zahlen.  Die Christsozialen haben nach derzeitigem Stand im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 satte 10,5 Prozent eingebüßt, die Sozialdemokraten haben demnach 4,7 Prozent verloren. Die „Alternative für Deutschland“ bejubelt indes ein Plus von gut acht Prozent. 

"Eine Klatsche für die CSU und die SPD" seien die Ergebnisse. Das hatte Huber schon im Verlaufe des Abends erklärt, als sich die Hochrechnungen zunehmend verfestigten. Die SPD sei als "Schein-Alternative" gescheitert, die Bürger hätten zudem "das Spiel von Seehofer und Merkel durchschaut". Die Wähler haben nach Hubers Dafürhalten „eine ernsthafte Alternative gesucht, die demokratisch und konservativ ist“ – sowie diese in der AfD gesehen und gewählt. 

 

Die „Alternative für Deutschland“ wird im künftigen Bundestag in der Opposition sein, mit ihr will auch keiner ein Bündnis schmieden. AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hatte am Abend im Angesicht des Erfolgs bereits proklamiert, die neue Bundesregierung könne sich warm anziehen. „Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen“, prophezeite er in einer ersten Rede vor Partei-Anhängern in Berlin. 

Daran knüpfte der hiesige AfD-Politiker Johannes Huber an. Genau so, wie seine Partei die neue Bundesregierung im Auge haben werde, so werde er im hiesigen Wahlkreis als "demokratischer Aufpasser" den CSU-Abgeordneten Erich Irlstorfer in den Fokus nehmen, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.  

Sollte Huber tatsächlich über die Liste in den Bundestag einziehen, dann würde die Region künftig von zwei Abgeordneten im deutschen Parlament vertreten. Beziehungsweise praktisch sogar von dreien: Denn der Bundestags-Abgeordnete Dieter Janecek (Grüne), der im Wahlkreis München-West/Mitte angetreten ist, hat zwar das Direkt-Mandat nicht errungen. Er wird aber angesichts von Platz sechs auf der bayerischen Grünen-Liste sicher erneut in den Bundestag einziehen. Und Janecek wohnt seit geraumer Zeit in der Gemeinde Wolnzach. 

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