Er ist bereit, für die neue Wähler-Gruppe ins Rennen zu gehen, die kurz vor der Gründung steht. Für Amtsinhaber Wolfgang Hagl (UWG) kommt der Konkurrent praktisch aus den eigenen Reihen – und aus der Nachbarschaft.
Von Tobias Zell
Die Bestrebungen, eine neue politische Kraft in der Gemeinde Hettenshausen zu formieren, sind seit der ersten Meldung intensiviert worden und haben sich zudem weiter konkretisiert. Nach Informationen unserer Zeitung steht die Gründungs-Versammlung, bei der "Miteinander für Hettenshausen" offiziell aus der Taufe gehoben werden soll, unmittelbar bevor. Die Wähler-Gruppe will dann bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr antreten. Und nach derzeitigem Stand möchte sie nicht nur eine eigene Gemeinderats-Liste, sondern auch einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen. Als designierter Frontmann gilt Andreas Carmanns. Er bestätigte im Gespräch mit unserer Redaktion seine Bereitschaft, für die Gruppierung ins Rennen um den Chef-Sessel im Rathaus zu gehen.
Andreas Carmanns ist 48 Jahre alt und Agrar-Betriebswirt. Er arbeitet beim bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel-Sicherheit (LGL) im Bereich der Tierseuchen-Bekämpfung. Ehrenamtlich ist er seit vielen Jahren bei der hiesigen Feuerwehr und beim örtlichen Theater-Verein engagiert. Außerdem ist er Mitglied bei der königlich privilegierten Feuerschützen-Gesellschaft von Pfaffenhofen, deren Schieß-Anlage im Gemeinde-Gebiet von Hettenshausen liegt. Genauer gesagt: im Ortsteil Prambach, wo Carmanns wohnt. Und wo, nur einen Steinwurf entfernt, auch der derzeitige Bürgermeister Wolfgang Hagl (UWG) zu Hause ist.
Dass der designierte Herausforderer praktisch ein Nachbar des Amtsinhabers ist, kann man noch als nette Randnotiz aus einer der kleinsten Landkreis-Kommunen vermerken. Deutlich bemerkenswerter ist hingegen, dass die Konkurrenz für Hagl sozusagen aus den eigenen Reihen kommt. Denn Carmanns hat schon mehrfach auf der UWG-Liste für den Gemeinderat von Hettenshausen kandidiert. Und bei der jüngsten Kommunalwahl im Jahr 2020 gelang ihm dann für die UWG auch der Einzug ins Gremium. Auf der Internet-Seite der Kommune wird er aktuell als Mitglied der UWG-Riege gelistet (siehe Screenshot unten). Carmanns selbst sieht sich als "praktisch fraktionslos", wie er auch angesichts der angestrebten Bürgermeister-Kandidatur gegenüber unserer Zeitung sagt.
Aktueller Screenshot von der Internet-Seite der Gemeinde Hettenshausen.
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass die anvisierte Gründung von "Miteinander für Hettenshausen" sowie die Bereitschaft von Carmanns, als Bürgermeister-Kandidat anzutreten, auch etwas mit einer gewissen Unzufriedenheit zu tun hat. Unzufriedenheit mit dem Wirken von Rathaus-Chef Hagl und Unzufriedenheit mit dem Gemeinderat. Im Gespräch mit unserer Redaktion halten sich die designierten Gründungs-Mitglieder mit kritischen Äußerungen noch zurück. Man wolle erst die Wähler-Gruppe offiziell aus der Taufe heben. Dann werde man die Bürger ausführlich über politische Ziele und Inhalte informieren – unter anderem auf Veranstaltungen und bei Hausbesuchen.
In einer ersten Presse-Information war bekanntlich bereits erklärt worden, man wolle den Hettenshausenern "eine frische, bürgernahe und zukunfts-orientierte Option zu den bestehenden politischen Gruppen" bieten: "Wir stehen für ein neues Miteinander im Gemeinderat, für mehr Transparenz und offene Ohren für die Belange der Mitbürger." Die Initiative sei aus dem Wunsch heraus entstanden, alle Generationen stärker einzubinden, Entscheidungen durch Kommunikation nachvollziehbarer zu machen sowie die Herausforderungen der Gemeinde mit mehr Offenheit und Miteinander anzugehen.
Die künftige Wähler-Gruppe "Miteinander für Hettenshausen" – so hieß es vor rund vier Wochen – wolle sich unter anderem einsetzen für stärkere Bürger-Beteiligung bei wichtigen Entscheidungen, für generations-übergreifende Angebote und Treffpunkte, für transparente Kommunikation aus dem Gemeinderat sowie für "nachhaltige Ortsentwicklung mit Augenmaß". Man lade alle interessierten Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich auch mit Ideen zu beteiligen. Weitere Namen von Akteuren der designierten Wähler-Gruppe sowie nähere Informationen sollen nach der Gründung veröffentlicht werden, hieß es am heutigen Abend auf Nachfrage unserer Zeitung.
Bürgermeister Wolfgang Hagl.
Der 14-köpfige Gemeinderat von Hettenshausen setzt sich momentan zusammen aus sieben Räten von der UWG – darunter wird offiziell noch Andreas Carmanns aufgeführt – und vier Mitgliedern von der BGH sowie drei SPD-Leuten. Dazu kommt Bürgermeister Wolfgang Hagl (UWG). Es gibt also insgesamt 15 Stimmen. Pikant: Rechnerisch reichen Hagl, falls es bei Beschlüssen hart auf hart kommt, angesichts der neuen Situation die UWG-Stimmen nur noch dann für eine eigene Mehrheit, wenn Carmanns mitzieht.
Hagl trat im Jahr 2020 als Bürgermeister die Nachfolge von Hans Wojta an, der nicht mehr kandidiert hatte. Zuvor schon Vize-Bürgermeister, holte Hagl in der Stichwahl 53 Prozent der Stimmen. Albert Hiereth (BGH) musste sich mit 47 Prozent begnügen. Im ersten Wahlgang war Hagl auf 45,6 Prozent der Stimmen gekommen, Hiereth auf 30,7 Prozent und Johannes Salvermoser (SPD) auf 23,6 Prozent.
Erstmeldung zum Thema:
"Miteinander für Hettenshausen": Neue Gruppe will in den Gemeinderat einziehen