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Neuerliche Fälle von "Sextortion". 23-Jähriger sollte 400 Euro zahlen, 29-Jähriger sogar 3500 Euro. Kripo warnt und gibt Präventions-Hinweise.

(ty) Die Beamten von der Kriminalpolizei-Inspektion aus Ingolstadt ermitteln laut heutiger Mitteilung in zwei weiteren Fällen von "Sextortion", der Erpressung mit Nacktaufnahmen. In beiden Fällen leistete das jeweilige Opfer die geforderten Zahlungen nicht, sondern erstattete Strafanzeige. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute erklärte, sollte ein 23 Jahre alter Ingolstädter 400 Euro berappen, während von einem 29 Jahre alten Ingolstädter sogar 3500 Euro verlangt worden waren. Die Kripo warnt erneut vor dieser Masche und gibt konkrete Präventions-Hinweise.

Ein 23-jähriger Ingolstädter war laut Polizei der Aufforderung einer flüchtigen Internet-Bekanntschaft nachgekommen und hatte dieser Nacktbilder geschickt, die er von sich angefertigt hatte. Zuvor hatte er den Angaben zufolge entsprechende Fotos von der Unbekannten erhalten. Anschließend seien von dem Ingolstädter dann 400 Euro gefordert worden, um die Veröffentlichung seiner Bilder zu verhindern. "Der 23-Jährige verhielt sich aus polizeilicher Sicht richtig", erklärte ein Spreche des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord: "Er überwies kein Geld und brachte den Fall zur Anzeige."

In einem weiteren Fall wollten laut Polizei unbekannte Täter 3500 Euro mit Nacktfotos erpressen. Hier sei damit gedroht worden, dass Aufnahmen, die während eines Video-Chats ohne Wissen des Opfers gemacht worden seien, veröffentlicht würden. In diesem Fall ist das Opfer ein 29 Jahre alter Ingolstädter. Auch er habe nicht bezahlt, sondern Anzeige erstattet.

Bei der Kripo in Ingolstadt ist in Sachen "Sextortion" – wie kürzlich berichtet – im bisherigen Jahresverlauf ein spürbarer Anstieg der regionalen Fallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren registriert worden. Den Angaben zufolge sind bis Mitte August mit mehr als 150 Fällen bereits mehr solcher Taten aktenkundig worden, als in den Vorjahren während des gesamten Jahresverlaufs.

Bei einem Großteil der Taten bleibe beim Erpressungs-Versuch. Trotzdem stehe bereits ein Gesamtschaden in Höhe von mehr als 10 000 Euro zu Buche. "Mit weiteren Fällen bis zum Jahresende muss gerechnet werden", hatte die Kripo vor wenigen Tagen prophezeit. "Hinzu kommt eine hohe Zahl von Fällen, die aus Scham der Betroffenen nicht bei der Polizei angezeigt werden."

Bei einem weiteren 23-jährigen Ingolstädter war es, wie berichtet, nicht beim Erpressungs-Versuch geblieben. Laut Polizei war dieser Mann über einen Messenger-Dienst von einem ihm unbekannten, angeblich weiblichen Profil kontaktiert worden. In der Folge seien Bilder und Videos mit sexuellem Inhalt per E-Mail ausgetauscht worden. Daraufhin forderten die Täter den Angaben zufolge Geld von dem 23-Jährigen – ansonsten würden die Bilder im Internet veröffentlicht und an Bekannte des Mannes weitergeleitet. Das Opfer sei der Forderung nachgekommen und habe einen Gutschein-Code für einen Online-Shop übermittelt. Einer weiteren Forderung sei der Ingolstädter ebenfalls nachgekommen. Erst, nachdem eine dritte Aufforderung für eine Zahlung eingegangen war, entschied sich das Erpressungs-Opfer dazu, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

Zum Hintergrund

Der Begriff "Sextortion" setzt sich aus den englischen Wörtern "Sex" und "Extortion" (Erpressung) zusammen. Bei Sextortion lernt der Betroffene zunächst eine fremde Person über ein soziales Netzwerk wie Twitter, Snapchat, Instagram oder Facebook kennen. Der Betroffene und die fremde Person kommunizieren miteinander. Mit dem Ziel, das potenzielle Opfer dazu zu überreden, sich vor seiner Web-Cam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen, lenken die Täter die Kommunikation schnell auf eine Video-Telefonie um. Dabei zeichnen sie diese sexuellen Handlungen auf und drohen im Anschluss daran, dieses Video oder Bild im Internet zu veröffentlichen, falls der geforderte Geldbetrag nicht gezahlt werde.

Bei einer anderen Variante von "Sextortion" verschicken die Täter an ihre Opfer per E-Mail ein Erpresser-Schreiben, in dem sie behaupten, von ihrem Opfer kompromittierende Sex-Videos aufgenommen zu haben, und Geldbeträge fordern, damit diese dann nicht veröffentlicht werden. Häufig werden derartige E-Mails massenweise ohne konkretes Ziel als Spam-Mails verschickt. 

"Sextortion" zielt auf das Schamgefühl der Opfer ab. "Das Phänomen betrifft mehrheitlich zwar Männer, aber auch Frauen können davon betroffen sein", erklärt die Polizei. "Die hierdurch entstehende psychische Belastung ist hoch." Weitere Hintergrund-Informationen sowie Präventions-Tipps und Infos für Opfer dieser Masche bietet die Polizei unter diesem Link.

Präventions-Hinweise der Polizei:

  • Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutz-Systeme auf Ihren online-genutzten Endgeräten wie Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer immer auf dem aktuellen Stand, um sich vor Schadsoftware, so genannter Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die Ihre Webcam problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann.
  • Nutzen Sie grundsätzlich einen Spam-Filter, der Spams jeder Form abfängt, bevor sie Ihr Postfach erreichen.
  • Bei Internet-Kontakten sollte man grundsätzlich vorsichtig sein! Nehmen Sie keine Freundschafts-Anfragen von fremden Personen an.
  • Lassen Sie die Web-Cam ausgeschaltet!
  • Lassen Sie sich nicht zu Nackt-Aufnahmen überreden!

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