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Nachwuchs-Rennfahrerin stellt sich in Frankreich einer Jury aus Motorsport-Experten. Es geht um nicht weniger als einen Platz in der Formel-4.

Von Erhard Wallenäffer

"Einmal für Ferrari Rennen fahren zu dürfen – davon träumt ja jeder", sagt Lilly Zug. Tatsächlich sogar könnte dieser Traum für das 14-jährige Mädchen irgendwann wahr werden: Die Nachwuchs-Kart-Pilotin aus Mitterscheyern wird am morgigen Sonntag nach Südfrankreich reisen, um sich einer Jury aus Motorsport-Experten zu stellen. Ziel des internationalen Automobil-Dachverbands FIA ist es, in nicht allzu langer Zeit eine Dame im Feld der Formel-1-Fahrer zu etablieren – ein Startschuss hierzu soll in der nächsten Woche erfolgen. Wir sprachen mit dem rasanten Mädchen und dem stolzen Vater.

"Girls on Track – Rising Stars", so heißt das bisher einzigartige Programm, das die FIA im vergangenen Frühjahr auf den Weg gebracht hatte. Seither wurden weltweit schon an die 100 Mädchen gecastet – wie das ablief, schildert Lilly Zug im Gespräch mit unserer Redaktion so: "Man hat sich bei uns gemeldet – Experten von der FIA haben dann einige Video-Interviews mit mir geführt. Es ging darum, ob ich schon für so etwas bereit bin – irgendwann wurde mir dann mitgeteilt: Du passt da rein!"

 

Mit "reinpassen" meint die 14-jährige Lilly ihre Einladung zum sechstägigen "Shoot Out" am "Circuit Paul Ricard", der Rennstrecke bei Le Castellet. Hier, an der Côte d'Azur, treffen sich ab Sonntagmittag insgesamt 20 auserwählte Mädchen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. Neben Interviews spielten bei der Nominierung aber auch andere Kriterien eine Rolle, wie Lilly Zugs Vater Thomas klarstellt: "Es ging auch um Leistungs-Analysen und natürlich hat man die bisherigen Rennfahrer-Karrieren der jungen Damen ganz genau beobachtet."

Jedenfalls darf sich nun Lilly Zug mit Konkurrentinnen aus allen Erdteilen messen – das Wort Nervosität scheint ihr jedoch fremd zu sein. "Es ist halt so gekommen, wie es jetzt ist – auf alle Fälle freue ich mich sehr darauf", sagt das Mädchen aus der Gemeinde Scheyern. Nach Le Castellet reisen ausschließlich talentierte Rennfahrerinnen, auch aus Indien, Usbekistan und Südafrika, an. Schon gegen sie antreten zu dürfen, sei eine ganz besondere Auszeichnung, betont Thomas Zug: "Lilly ist die einzige deutsche Teilnehmerin, sie ist voll motiviert und jetzt schauen wir, wie es läuft."

Was auf Lilly in den nächsten Tagen zukommt, darüber herrscht indes große Ungewissheit: Die Organisatoren geben kaum Details Preis, jedoch vermuten sowohl Lilly als auch ihr Vater Thomas, dass jedes Mädchen sprichwörtlich auf Herz und Nieren geprüft wird. In Sachen Fitness sei mit Cardio- und Laktat-Tests zu rechnen, außerdem erwarte Lilly, dass fiktive Interviews durchgeführt werden und dass technisches Wissen abgefragt werde. Zumindest steht fest, dass alle jungen Damen ihr fahrerisches Können unter Beweis stellen müssen: Hochwertige Renn-Karts werden schon am Sonntag zur individuellen Einstellung bereit stehen – so jedenfalls sei es von der FIA angekündigt.

 

Eine Jury aus Motorsport-Experten soll Lilly Zug und ihre 19 Kontrahentinnen beobachten und bewerten – nicht ausgeschlossen, dass auch die eine oder andere bekannte Persönlichkeit dabei sein wird. Auch daraus macht die FIA offenbar ein Geheimnis, jedenfalls werden die Mädchen noch vor der Abreise am kommenden Wochenende Bescheid bekommen, wer es in die nächste Runde schafft. Damit ist gemeint, welche zehn Talente in der ersten November-Woche erneut nach Le Castellet kommen dürfen, um sich dann mit Formel-4-Flitzern zu messen.

"Aus zehn mach zwei", dürfte dann die Devise sein: Nur zwei Mädchen werden dieses "Halbfinale" überstehen – sie dürfen kurze Zeit später bei der Ferrari-Drivers-Academy in Maranello (Italien) erscheinen. Mitglied hier ist ein gewisser Mick Schumacher – bei Aufnahme wiederum winkt ein Formel-4-Cockpit für die kommende Saison. Einen entscheidenden Schritt in Richtung Formel-1 bedeutet das – und darauf spechtet Lilly Zug: "Ich will mein Bestes geben, sehe die nächsten Tage aber auch als Chance, viele Erfahrungen zu sammeln", sagt sie. "Aber natürlich träume ich davon, bis zum Schluss dabei zu sein."


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