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Gewerkschaft kritisiert seltene Arbeitszeit-Kontrollen in der Gastronomie auch im Kreis Pfaffenhofen. In Bayern würde ein Betrieb rechnerisch nur alle 85 Jahre geprüft.

(ty) Tricksereien bei der Arbeitszeit würden fast nie geahndet, so der zentrale Kritikpunkt. Die rund 3100 Betriebe im Landkreis Pfaffenhofen müssten nur äußerst selten mit einer Arbeitszeit-Kontrolle der Behörden rechnen. Das kritisiert die Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten" (NGG). Nach ihren Angaben führte die bayerische Gewerbe-Aufsicht im vergangenen Jahr landesweit lediglich 4367 Kontrollen zur Einhaltung des Arbeitszeit-Gesetzes durch. "Dabei deckten die Beamten 2895 Verstöße auf. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Prüfungen um 31 Prozent zurück", so die Gewerkschaft. Dies ergebe sich aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Linken, Susanne Ferschl. Das Schreiben liege der Gewerkschaft vor.



Rein rechnerisch werde ein Betrieb im Freistaat demnach nur alle 85 Jahre kontrolliert, kritisiert NGG-Geschäftsführer Rainer Reißfelder: "Die Zahlen sind schockierend", sagt er. "Das Arbeitszeit-Gesetz ist eines der wichtigsten Schutz-Gesetze, das die Beschäftigten haben." Es könne nicht sein, dass die Behörden ihre Kontrollen "ausgerechnet in einer Zeit zurückfahren, in der Nacht-, Schicht- und Wochenend-Arbeit immer stärker zunehmen", so die NGG.

Ohne eine echte Kontrolle drohe das Arbeitszeit-Gesetz zu einem bloßen "Papiertiger" zu werden. Das sei gerade auch mit Blick auf die Digitalisierung ein großes Problem. "Viele Beschäftigte im Kreis Pfaffenhofen müssen immer flexibler arbeiten und teils ständig für den Chef erreichbar sein", so Reißfelder. "Da ist es umso wichtiger, dass sie auch mal Luft holen können." Nicht ohne Grund schreibe das Arbeitszeit-Gesetz eine Ruhezeit von elf Stunden zwischen Ende und Anfang der Arbeit vor.



Letztlich gehe es dabei um die Gesundheit der Menschen. "Laut Studien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) steigt das Unfallrisiko nach der achten Arbeitsstunde exponentiell an", betont die NGG. Wer regelmäßig nachts oder im Schichtdienst arbeite, habe danach auch ein erhöhtes Risiko, am Herzen oder an Diabetes zu erkranken. Aktuell arbeite bereits jeder Neunte länger als 48 Stunden in der Woche, erklärt die Gewerkschaft unter Berufung auf Zahlen aus dem statistischen Bundesamt.

Einer Aufweichung des Arbeitszeit-Gesetzes, wie sie etwa der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) fordere, erteilt Rainer Reißfelder eine klare Absage. "Flexible Lösungen, die für die Betriebe und die Beschäftigten passen, lassen sich per Tarifvertrag vereinbaren", findet der Gewerkschafter. In Branchen wie dem Gastgewerbe und der Ernährungs-Industrie hätten sich etwa Arbeitszeit-Konten bewährt.

"Statt Änderungen am Arbeitszeit-Gesetz brauchen wir mehr Kontrollen, damit es auch eingehalten wird", fordert Reißfelder. Dafür müsse das Personal bei den Arbeitsschutz-Behörden massiv aufgestockt werden. "Nach Angaben der Bundesregierung waren in ganz Bayern zuletzt nur 360 Beamte für die Kontrolle der Arbeitszeiten zuständig – bei 370 000 Betrieben", heißt es von der Gewerkschaft.


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