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In Vohburg gibt es nächstes Jahr kein Volksfest, weil die Verhandlungen zwischen Stadt und Festwirt gescheitert sind. Wie es dann weitergeht, ist offen

Von Alfred Raths

"Wir haben die Hosen herunter gelassen, doch die Unterhose ziehen wir nicht auch noch aus", sagt Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid (SPD) zu den gescheiterten Verhandlungen um die Fortführung des Festzeltbetriebes mit der Festwirtsfamilie Stopfer gegenüber unserer Zeitung. Bereits mehrfach wurde die Frage, wie es mit dem Volksfest weitergehen soll, im Stadtrat diskutiert. Am Ende gab es eine Empfehlung des Kultur- und Festausschusses, zumindest im kommenden Jahr mit der Volksbelustigung auszusetzen. Die Räte folgten dieser Empfehlung mehrheitlich. Lediglich den Seniorennachmittag soll es auch weiterhin geben, wenn auch in anderer Form.

"Nach einer Mitteilung der Brauerei war der Bierausstoß auf dem Volksfest in diesem Jahr sogar höher als im vergangenen Jahr", sagt Schmid und wundert sich nun doch ein wenig darüber, dass der Festwirt trotzdem resigniert. Für diesen aber würde das Vohburger Fest offenbar bald ein Draufzahlgeschäft, das er sich nicht länger leisten will. "Die Umsätze sind über die Jahre gesehen rückläufig",  begründet Johann Stopfer, Seniorchef von "Stopfers Partyservice", seinen Rückzug. Immer weniger Volksfestbesuchern stünden immer mehr Gebühren, Abgaben und andere Forderungen gegenüber, sagt er. "Das liegt auch an den Auflagen, die ebenfalls immer mehr werden – angefangen bei den Sicherheitsleuten über die Musiker bis hin zur Gema."  Selbst, wenn die Umsätze gleich bleiben würden, so stiegen andererseits unablässig die Kosten, betont der Unternehmer.  Und irgendwann sei eben der Punkt erreicht, an dem sich das Ganze nicht mehr rechne. An dem sei man nun in Vohburg angekommen.

Rathauschef Schmid räumt ein, dass es seit geschätzten zwei Jahrzehnten mit der Verbundenheit der Bürger und den Gästen von außerhalb der Stadt zum Volksfest nicht mehr so weit her sei. "Die frühere Erfolgsgeschichte läuft aus unerklärlichen Ursachen nicht mehr", sagt er. Das Bürgerfest sei besser besucht. Und Schmids Blick richtet sich – vielleicht ein wenig neiderfüllt – auf die Nachbarstadt Geisenfeld, wo das Volksfest brummt.

Festwirt Stopfer gibt im Fall Vohburg indes nicht gerne auf: "Es ist schade", sagt er. Doch könne er, ökonomisch betrachtet, nicht vier Feste manchen, wo es "gerade so umgeht". Andererseits verlangten die Gäste nach einem perfekten Bierzeltbetrieb. "Man kann aber nicht vom Draufzahlen leben." Die Ansprüche der Gäste seien halt ebenfalls gestiegen. Sie orientierten sich wohl an den  großen Events wie dem Münchner Oktoberfest, dem Barthelmarkt oder dem Gillamoos. "Das Angebot wird vielfältiger in jeder Hinsicht und die Leute wissen ja schon bald gar nicht mehr, wo sie hinwollen." Stopfer bedauert diese Entwicklung und bekräftigt: "Ich war beinahe zehn Jahre in Vohburg Volksfestwirt und habe sehr nette Gäste gehabt, doch es steht einfach die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund."

So sei heuer am Tag der Betriebe "nix los" gewesen, "bei anderen Volksfesten ist an so einem Tag die Bude voll". Stopfer erzählt von gerade einmal 56 Kombi-Marken für Getränke und Essen, die von Unternehmen geordert worden seien. Sein Zelt bietet Platz für 1800 Gäste. Ein Vorwurf Stopfers an die Stadt lautet, schriftliche Einladungen zum Volksfest zu spät verschickt zu haben. Heuer am Mittwoch vor Volksfestbeginn. Doch das war womöglich nur noch ein kleiner Tropfen, der das berühmte Fass zum Überlaufen brachte. "Irgendwann muss man sagen: Jetzt ist Schluss."

Stopfer wirft nun der Stadt vor, kein Verständnis für seine Situation zu haben. "Unser Junior hat die Stadt um eine Platzgeldreduzierung oder einen kostenfreien Platz gebeten", berichtet er. Doch die Position der Stadt dazu sei unverrückbar gewesen."Unter diesen Voraussetzungen machte die Zusammenarbeit keinen Sinn mehr."

Bürgermeister Schmid unterstreicht dazu auch jetzt im Nachhinein, dass es gewisse Grenzen gebe, die einzuhalten seien. "Das sind wir auch anderen Veranstaltern gegenüber schuldig", sagt er. Man habe sich ja bereits vor einigen Jahren auf einen Kompromiss beim Standgeld geeinigt und es bereits auf 1500 Euro reduziert. "Wir sind Stopfer so weit entgegengekommen wie möglich." Doch auch die Stadt habe eine wirtschaftliche Verantwortung gegenüber ihren Steuer zahlenden Bürgern. Und so weist Kämmerer Josef Steinberger auf ein Minus hin, wodurch das jährliche Volksfest den Vohburger Haushalt belaste. Entgegen anders lautender Meldungen liege es tatsächlich zwischen 20 000 und 25 000 Euro.

Wie es nun weitergeht? Stopfer hat als Festwirt einen festen Vertrag mit Berching geschlossen und wird wohl wenigstens in zwei weiteren Orten sein Bierzelt aufstellen. Bürgermeister Schmid steht im Gespräch mit einem Semiprofi, der zusammen mit Vohburger Vereinen ein Volksfest stemmen will. Sicher ist, dass die Vohburger im kommenden Jahr ohne eigenes Volksfest bleiben und in die Nachbarschaft ausweichen müssen, wenn sie doch noch das Bedürfnis nach Bierzeltatmosphäre überkommen sollte.


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