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"Suspended Coffee" ist langsam auf Vormarsch in Deutschland. In Pfaffenhofen ist die Idee von der vorausbezahlten Tasse Kaffee noch nicht angekommen, doch der eine oder andere Café-Betreiber denkt drüber nach.  

Von Alfred Raths

Die Idee ist irgendwie bestechend: Ein Kunde kommt in ein Café, trinkt einen Kaffee und bezahlt zwei – den von ihm selbst getrunkenen und dazu einen weiteren, den ein Bedürftiger dort später abholen kann. Das Ganze nennt sich nach der gleichnamigen Bewegung "Suspended Coffee"  oder zu gut Deutsch Vorauszahlkaffee.  In den USA ist das System bereits fest etabliert. Aber wie sieht es in Pfaffenhofen aus?

Das Prinzip dahinter, ein Produkt zu kaufen und doppelt dafür zu bezahlen, ist es, damit einem Bedürftigen sozusagen einen auszugeben. Eine Überprüfung, ob der nach einer spendierten Tasse heißen Getränks fragende Gast es sich tatsächlich nicht leisten kann, das ist freilich nicht möglich. Das alles basiert auf Vertrauen und ein wenig Diskretion. In Pfaffenhofener Cafés hat sich diese Möglichkeit zu einer mildtätigen Geste bislang so gut wie nicht herumgesprochen, wie eine nicht repräsentative Umfrage unserer Zeitung bei deren Geschäftsführern ergab.

Aber immerhin können sich einige Café-Chefs nach kurzer Einführung die Realisierung des Konzepts auch in ihrem Unternehmen vorstellen.

So beispielsweise Gerd Jakumeit vom "Café Molly Bloom". Für ihn sei der "Suspended Coffee" eine "interessante Sache", sagt er, "man sollte sich Gedanken darüber machen, wie man sowas realisiert".  Dagegen hält René Richter, Inhaber des "Jürgen's Café" die Verwaltung  in seinem Betrieb für zu aufwändig und sagt: "Wir haben einen sehr großen Personalstamm, hinsichtlich der Buchführung und des Informationsflusses ist das bei uns nicht umsetzbar." Zudem  glaube er nicht, dass es in Pfaffenhofen einen Bedarf dafür gebe.

Für eine "super Idee" hält Christine Nitzlader aus der Geschäftsführerriege des "Othello" dagegen den Vorauszahlkaffee. Sie sei äußerst aufgeschlossen dafür und finde den sozialen Gedanken dahinter für sehr gut. Und auch Julia Spitzenberger, die Inhaberin des "Cafe Royal", zeigt sich der Idee gegenüber nicht abgeneigt.  

Einer, der sich bereits mit dem Gedanken getragen hat, den Vorauszahlkaffee einzuführen, ist Matthias Breitner von der gleichnamigen Pfaffenhofener Bäckerei. Doch habe er von Kollegen aus dem Münchner Raum, die den Versuch bereits gestartet hätten, gehört, dass zwar bereitwillig gespendet worden war, "doch es gab keine Nachfrage von den Bedürftigen". Breitner führt das auf deren Schamgefühl zurück. Aufgrund dieser Information habe er dann sein gutgemeintes Vorhaben ad acta gelegt, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung.  

Es bleibt also abzuwarten, ob und wie sich "Suspended Coffee" in Deutschland und in der Region durchsetzen wird – und  ob sich in der "lebenswertesten Kleinstadt der Welt" der eine oder andere Kaffeehausbesitzer dazu durchringt, bei sich den Vorauszahlkaffee einzuführen.   

Die Grundlage für den “Suspended Coffee” soll übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg in Neapel gelegt worden sein. Damals konnten sich viele Einwohner der Stadt keinen Kaffee im Café mehr leisten. Bürger, die dafür noch Geld hatten, waren jedoch der Meinung, dass es sich um das Grundrecht eines  jedes Italieners handelt sollte, ein Bohnengetränk zu konsumieren; sie zahlten deshalb doppelt, um auch anderen diesen Genuss zu ermöglichen.


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