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Am neuen Hochschul-Campus in Neuburg wird fächerübergreifend ein Konzept erarbeitet, das Anfang nächsten Jahres in die Ortschaft Tsumkwe geschickt werden soll.

(ty) Die Toiletten sind beschädigt, eine Klobrille fehlt. Von den Wänden rieselt der Putz und mehrere Scheiben sind eingeschlagen. Das Gemeinde-Haus von Tsumkwe ist in keinem guten Zustand. Studierende des neuen Campus in Neuburg, der Außenstelle der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), wollen das ändern. Sie erarbeiten derzeit fächerübergreifend und interdisziplinär über das gesamte erste Semester hinweg ein Sanierungs-Paket, das Anfang nächsten Jahres nach Namibia geschickt werden soll. Darin enthalten sein sollen aber laut THI nicht nur die Pläne zur Baukonstruktion, sondern auch Tragwerks-Planung, Kosten-Schätzung und vieles mehr – kurzum alles, was für die Sanierung eines Gebäudes nötig ist.

Professorin Jana Bochert, Studiengang-Leiterin für Wirtschafts-Ingenieurwesen-Bau, habe diesen "Auftrag" an Land gezogen. Der Kontakt nach Namibia bestehe an der THI durch das Forschungs-Projekte "Proceed" schon länger. "Wissenschaftler untersuchen und analysieren in Tsumkwe so genannte Mini-Grids, Inselnetz-Systeme für die Energie-Versorgung", heißt es aus der Technischen Hochschule in Ingolstadt, "denn die Gemeinde liegt derart abgelegen, dass sie nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen werden kann." In diesem Zuge sei die Idee aufgekommen, aus Deutschland auch Hilfe bei der Instandsetzung des Gemeinde-Hauses zu liefern. 

Für die Studierenden bietet sich dadurch laut THI "die einmalige Chance, gleich zu Beginn ihres Studiums mit einem realen Auftrag konfrontiert zu werden". Dort, wo andere lediglich fiktive Ideen erarbeiten, könnten die Studentinnen und Studenten des neuen THI-Studiengangs praktische Erfahrung sammeln.

"Man lernt die Dinge damit nicht nur, um eine Klausur zu bestehen, sondern um das Gelernte konkret anwenden zu können", sagt Studentin Sara Avdic. Zusammen mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen habe sie schon in der ersten Studiums-Woche der Kreativität freien Lauf lassen können.

Studiengang-Leiterin Professorin Jana Bochert bespricht mit Patrick Seel (von links), Maximilian Gottschall und Shayan Thiele das Projekt.

"Ich wollte, dass sie einfach drauf los entwickeln", erklärt Rainer Strauß die Idee dahinter. Der Stuttgarter Architekt unterrichtet Baukonstruktion. Entstanden seien vier Projekt-Vorschläge, die die Studierenden einer Jury präsentierten und aus denen am Ende ein Entwurf abgeleitet wurde. Dieser werde nun weiterverfolgt – mit allem, was dazu gehört. 

Die Studierenden müssten sich also nicht nur überlegen, was an dem Gebäude erhalten bleiben beziehungsweise was erneuert werden muss, sondern müssen sich auch mit den Gegebenheiten vor Ort und der Kultur der Menschen befassen. Laut THI geht es unter anderem um folgende Fragen: Wie sieht es mit der Wasser- und Abwasser-Versorgung aus? Mit welchen Materialien wird dort gebaut?

 

Wie ist der Zustand der Straßen und kann Arbeits-Material überhaupt dorthin transportiert werden? Wenn ja, zu welchem Preis? Und vor allem: Wie leben die Menschen dort, welche deutschen Errungenschaften nehmen sie an und welche nicht? Die wassergespülte Toilette zum Beispiel nicht. 

"Man entwickelt einen persönlichen Bezug zu dem Projekt", benennt Student Maxi Gottschall einen der Vorteile, den das fächerübergreifende Konzept mit sich bringt. Immer wieder wird laut THI im Unterricht die Brücke geschlagen zu den deutschen Bauvorschriften, DIN-Normen, Baumaterialien und vielem mehr. Welche Fundamente gibt es und welches eignet sich am besten für das namibische Gemeinde-Haus? Wie dichtet man es am besten ab? Wie geht man mit Lehm als Bausubstanz um?

 

"Am Ende soll ein Sanierungs-Vorschlag stehen, der den Menschen in Tsumkwe einen attraktiven Anlaufpunkt bietet für Feiern und Veranstaltungen, einen sozialen Treffpunkt mit einer kleinen Teeküche, einem Fußballplatz und einer schattigen Veranda vor der Tür", erklärt die THI. Kurzum: Es geht um einen Ort, an dem die Menschen zusammenkommen und sich wohl fühlen. "Wenn wir das schaffen, haben wir viel erreicht und unsere Studierenden viel gelernt", fasst Professorin Bochert zusammen.


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