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Pfaffenhofens Dritter Bürgermeister Roland Dörfler nennt im Gespräch mit unserer Zeitung gleich mehrere Gründe.

(zel) Mancher mag sich verwundert die Augen gerieben haben, als er gelesen hat, dass Roland Dörfler am Donnerstagabend im Pfaffenhofener Stadtrat gegen die Abschaffung der Stadtbus-Gebühren gestimmt hat. Ausgerechnet er, der Grünen-Politiker. Doch Dörfler ist nicht nur ein Grüner, sondern obendrein Dritter Bürgermeister und auch Finanz-Referent des Stadtrats. Im Gespräch mit unserer Zeitung nennt er jedenfalls mehrere Gründe für seine ablehnende Haltung zum Gratis-Stadtbus. Kerstin Schnapp, die Kreisvorsitzende der Grünen, kann sich mit Dörflers Sichtweise allerdings nicht anfreunden. Sie spricht von einer "Einzelmeinung" und begrüßt das Votum des Stadtrats ausdrücklich.

 

Wie berichtet, hatte der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung – auf Vorschlag der CSU hin – mit großer Mehrheit beschlossen, dass der Stadtbus zunächst einmal bis Ende des Jahres 2021 für die Nutzer kostenlos sein sein. Es gab lediglich zwei Stimmen gegen diese historische ÖPNV-Offensive. Die eine kam von Dörfler. Die andere von Albert Gürtner, Vize-Bürgermeister von Pfaffenhofen und derzeit auch hiesiger Landtags-Kandidat der Freien Wähler. Im Rathaus geht man davon aus, dass – sollten keine rechtlichen Hürden mehr auftauchen – die Stadtbus-Gebühren nun bereits im Dezember, mit der nächsten Fahrplan-Umstellung, Geschichte werden könnten. Zugleich wurde beschlossen, dass in absehbarer Zeit Parkgebühren am Bahnhof eingeführt werden. 

Außerdem wurden vom Stadtrat weitere Optimierungen des Stadtbus-Systems beschlossen. Künftig werden zum Beispiel die Ilmtalklinik, das "Eco-Quartier" und die Firma "Daiichi Sankyo" noch besser angebunden. Ferner wird eine Takt-Verdichtung umgesetzt, sodass die Busse grundsätzlich im 30-Minuten-Rhythmus fahren. Damit soll auch der Schülerverkehr am Nachmittag besser in die Fahrpläne eingebunden werden. Desweiteren fahren die Stadtbusse laut dem neuen Fahrplan abends länger, damit auch die Bahn-Pendler, die erst zwischen 19 und 20 Uhr aus München oder Ingolstadt nach Pfaffenhofen zurückkehren, noch mit dem Stadtbus nach Hause fahren können.

 

Warum aber hat mit Roland Dörfler nun ausgerechnet ein Grünen-Politiker gegen den kostenlosen Stadtbus votiert? Wir haben bei ihm nachgefragt. Und der Dritte Bürgermeister nennt gleich mehrere Gründe für sein Abstimmungs-Verhalten. "Als ich mich für die Senkung der Gebühren für die Jahreskarte ausgesprochen habe, bin ich zerpflückt worden", erinnert er sich. Zugleich verweist er darauf, dass – ungeachtet des Fahrpreises – das Stadtbus-System durch die jüngsten Beschlüsse in Sachen Anbindung und Taktung deutlich attraktiver gemacht werde. 

Nicht zuletzt geht es dem Finanz-Referenten Dörfler aber ums Geld. Er nennt die wegfallenden Einnahmen aus den Ticket-Gebühren sowie die steuerlichen Auswirkungen. Es gehe hier um Mehrkosten in Höhe von mehreren hunderttausend Euro, die nun auf die Kommune zukämen. Dörfler geht jedenfalls davon aus, dass die Kreisstadt künftig pro Jahr zirka eine Million Euro für ihr Stadtbus-System ausgeben muss. Zugleich hegt er die Befürchtung, dass der Pfaffenhofener Stadtbus trotz allem nicht so gut angenommen wird, wie das in größeren Städten der Fall sei.

 

Außerdem verweist Dörfler darauf, dass man ja vorhabe, den Stadtbus in drei Jahren an die hiesigen Stadtwerke abzugeben. Und das Kommunal-Unternehmen könne dann wohl schlecht auf einmal wieder Fahrtkosten einführen. Worauf Dörfler hinauswill: Das Defizit, das die Stadtwerke erwirtschaften, müsse am Ende dann auch alle Jahre wieder von der Kreisstadt ausgeglichen werden. Dass Dörfler stets einen kritischen Blick auf die kommunalen Finanzen – vor allem auf die Ausgaben – wirft, ist hinlänglich bekannt. 

Bei seiner Kreisvorsitzenden Kerstin Schnapp hat Dörfler mit seinem Nein zum kostenlosen Stadtbus jedenfalls wenig Begeisterung ausgelöst. Dörflers Absage sei eine "Einzelmeinung", sagte sie gegenüber unserer Zeitung. "Wir als Grüne unterstützen selbstverständlich diesen Stadtrats-Beschluss", betont sie. "Und ich bin froh, dass der Pfaffenhofener Stadtrat diesen Beschluss so klar gefasst hat – wenn auch bedauerlicherweise gegen die Stimme von Roland Dörfler." 

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