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Mit dem Projekt "Die Macher" will der Landkreis neue Wege gehen bei der Betreuung von Kindern, die wegen Verhaltensauffälligkeiten zeitweise nicht beschulbar sind

(ty) Der Landkreis Pfaffenhofen möchte neue Wege bei der Betreuung von Schülern der vierten bis zur achten Klasse gehen, die aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht Probleme haben, zeitweise nicht beschulbar sind oder den Unterrichtsbesuch massiv verweigern. Statt sie, wie bisher oft geschehen, außerhalb des Elternhauses in einem Heim stationär unterzubringen, sollen sie künftig in dem Pilotprojekt „Die Macher“ betreut werden. Dafür gab der Jugendhilfeausschuss des Landkreises bei seiner jüngsten Sitzung „grünes Licht“. Die Schüler werden in Kleingruppen von vier bis sechs Kindern und Jugendlichen im Wald pädagogisch angeleitet und unterrichtet.

Die Landkreisverwaltung erhofft sich dadurch auch Kosten für Heimunterbringung einzusparen. Derzeit sind nach Angaben des Landratsamts im Kreis 74 Kinder und Jugendliche stationär untergebracht. Darunter auch 16 Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Problemen im Schulalltag eine individuelle Beschulung notwendig machen. Allein die Unterbringung dieser Personen koste den Landkreis in diesem Jahr rund eine Million Euro.

Ein Hauptaugenmerk soll bei dem Projekt auf die praktische Arbeit gelegt werden, betonte Elke Dürr, die Leiterin des Sachgebiets Familie, Jugend, Bildung. Deshalb habe man das Wald-Projekt „Die Macher“ genannt. Ziel der Jugendhilfemaßnahme sei es, Lerntechniken einzuüben und die Freude am Lernen wieder zu wecken. Auch das Training von sozialem Verhalten sei sehr wichtig. Die Jugendlichen sollen durch praktische Arbeiten und erlebnispädagogisch orientierte Angebote an Selbstvertrauen gewinnen und in ihrem Sozialverhalten gestärkt werden.

Landrat Martin Wolf (CSU) wies darauf hin, dass dieses kreative Projekt es wert sei, weiterverfolgt zu werden. Man müsse im Bereich der Jugendhilfe „neue Wege wagen um aus der Unterbringungsspirale herauszukommen“, betont er. Das Ziel müsse sein, die Kinder und Jugendlichen nach der Projektteilnahme zurück ins Schulsystem zu führen. Diese müssten befähigt werden, „genügend Selbstvertrauen und Gemeinschaftssinn zu entwickeln, um in der Klassengemeinschaft bestehen zu können“. Auch die Eltern und  andere Bezugspersonen müssten gerade in dieser Situation verstärkt Verantwortung übernehmen.

Während der Dauer  dieser Jugendhilfemaßnahme sind die Kinder und Jugendlichen von der Schulpflicht befreit. Eine Betreuung über die Schulberatung sei jedoch parallel möglich, um neue Perspektiven auszuloten, heißt es aus dem Landratsamt. Geplant sei, dass die Teilnehmer für ungefähr ein Schuljahr in diesem Projekt bleiben. In dieser Zeit solle sich herauskristallisieren, in welche Schulform oder in welche Schule sie aufgenommen werden können.

Beim Förderzentrum Pfaffenhofen werde derzeit zusätzlich geprüft, ob eine Stütz- und Förderklasse eingerichtet wird, die Kinder und Jugendlichen mit emotionalem und sozialem Hilfebedarf aufnimmt. „Es wäre dann die Möglichkeit gegeben, Kinder aus dem Jugendhilfe-Waldprojekt, die noch nicht für die Regelschule stabilisiert sind, über diese Klasse im Landkreis zu beschulen und eine Heimunterbringung zu vermeiden“, teilt das Landratsamt mit.

Schulamtsdirektor Vitus Schwärzer bestätigte in der Sitzung, dass es Kinder gibt, „die sich nicht in den Schulunterricht integrieren lassen und erheblich stören“. Man müsse diese „auffangen und an die Hand nehmen“, erläuterte er, dankte dem Landkreis für die Initiative und sicherte eine vertrauensvolle Zusammenarbeit „bei diesem schwierigen Thema“ zu.

Kreisrätin Gabriele Bachhuber hielt das Projekt auch für einen „guten Vorschlag“. Dieser „neue pädagogische Ansatz“ sollte auf jeden Fall versucht werden. Wichtig sei auch, die Eltern einzubinden, damit diese die Entwicklung ihres Kindes verfolgen können. Für die enge Zusammenarbeit mit dem sozialen Umfeld sprach sich Caritas-Geschäftsführer Norbert Saam aus.

 

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