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Der neue Pfaffenhofener ÖDP-Kreisvorsitzende Richard Fischer will Werte erhalten – "sei es Umwelt, Kultur oder Menschlichkeit".

(ty) Richard Fischer ist der neue Chef der ÖDP im Kreis Pfaffenhofen. Der Gymnasial-Lehrer beerbt damit Gustav Neumair, der nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Ludwig Gaßner interimsmäßig übernommen hatte und nun als Vize weitermacht. Fischer betont mit Blick auf die politischen Handlungsfelder, dass die Boom-Region ein mäßigendes Element dringend benötige. „Wir dürfen unseren Charakter nicht verlieren – nicht den der Landschaft, nicht den kulturellen, aber auch nicht die Menschlichkeit.“ Deshalb müsse, wer die Region meine, auch immer die Welt im Blick haben. „Was in Syrien, Afrika, auf den Malediven passiert, hat unmittelbar Einfluss auf die Holledau. Begrenztes Denken kann da nur schaden.“

Politik sei heute ein zwiespältiges Geschäft, findet Fischer. „Wir sind in der schwierigen Lage, einerseits falsche Tendenzen benennen zu müssen und gleichzeitig Politik-Verdrossenheit zu bekämpfen.“ Viele hätten sich bereits aus dem demokratischen Diskurs verabschiedet. Es sei ja auch wesentlich leichter, zu schimpfen, als Verantwortung zu übernehmen – dabei wäre dies nötiger denn je. Fischer sieht als neuer ÖDP-Kreischef sein Engagement vor allem in der Politik vor Ort und als zentralen Begriff nennt er dabei „bewahren“.

Er verweist etwa auf die Vollbeschäftigung, die im Landkreis Pfaffenhofen herrscht. Jedes neue Gewerbegebiet bedeute Zuzug und bringe noch mehr Spannung auf dem Wohnungsmarkt sowie ein weiteres Ausufern in die Fläche mit sich. „Warum muss alles hierhergezogen werden?“, fragt er sich: „Warum müssen überall die Gewerbegebiete wuchern? Man denke nur an Bruckbach oder den Logistikbetrieb in Schweitenkirchen.“ Wolle man tatsächlich, dass irgendwann Bayern betoniert sei und der Osten veröde?

Der Landkreis Pfaffenhofen müsse Familien eine Heimat bleiben, fordert Fischer. „Es darf nicht sein, dass junge Familien aus der Region keine Chance gegen Münchner Doppelverdiener haben.“ Hier gelte es, an Modellen mitzuwirken und das Thema nie aus dem Blick zu verlieren. „Konservativ sein heißt nicht, die gleichen Fehler immer wieder zu machen“, so der neue ÖDP-Kreischef zu seiner grundsätzlichen Einstellung, „sondern Werte erhalten – sei es Umwelt, Kultur oder Menschlichkeit.“

Man müsse Massenställe bekämpfen und dabei die Bauern ins Boot nehmen, so Fischer weiter. Er wolle hier nicht als neunmalkluger Gymnasiallehrer auftreten, sondern als lernender Partner – man möge gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten. Heimat erhalten, das bedeute auch Traditionen bewahren, den relativistischen Tendenzen die Stirn bieten und das Hiesige fördern“. Migranten wüssten oft nicht, wohin sie sich integrieren sollten. „Am besten hilft dabei eine lebendige Vereinsarbeit.“ Ferner appelliert Fischer: „Wir müssen einen Beitrag zur Energiewende leisten und nicht nur den schwarzen Peter in andere Landkreise schieben.“

In der Landkreis-Politik sieht sich die ÖDP gut positioniert. Im Kreistag stellt die Partei mit Sigi Ebner (Schwerpunkte Ökologie und Energiewende) und Reinhard Haiplik (Heimat und Kultur) sowie Stefan Skoruppa eine eigene Fraktion. Haiplik wünscht sich den weiteren Ausbau von Fahrrad- und Wanderwegen sowie die Ausweisung der Donau-Auen als dritten bayerischen Nationalpark. Er beklagt die Zerstörung idyllischer und tourismusförderlicher Landschaften durch den ungehemmten Bau von Industriegebieten. Den Begriff „Heimat“ sollte man seiner Meinung nach nicht dem rechten Milieu überlassen. Ebner macht sich für die Priorität des Umweltschutzes stark; der vor Wirtschaftsinteressen stehen müsse.

Hausarzt Skoruppa aus Jetzendorf sitzt auch im Aufsichtsrat der Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg. Er hofft, dass durch die laufenden Umstrukturierungen und durch Synergie-Effekte ein finanziell vertretbares Konzept entwickelt wird, um aus den tiefroten Zahlen zu kommen und die Klinik-GmbH in kommunaler Hand zu halten. Die Ilmtalklinik sei besser als ihr Ruf, so Skoruppa, auch wenn manches verbessert werden müsse.

Die beiden Pfaffenhofener ÖDP-Stadträte zeigen sich mit der Zusammenarbeit in der bunten Koalition im Großen und Ganzen zufrieden. Reinhard Haiplik, Referent für Heimat und Kultur, sieht gute Erfolge. Vieles, was die ÖDP seit zum Teil 20 Jahren fordere – Fußgängerzone, Grünflächen, Restauration historischer Überreste – sei auch Dank der kleinen Landesgartenschau in der Kreisstadt endlich umgesetzt worden. Das immer höhere Verkehrs-Aufkommen in der Stadt sollte nach dem Dafürhalten von Haiplik durch Leitung des Verkehrs über die Umgehungsstraßen gemildert werden, ehe der Hauptplatz gesperrt werde.

Richard Fischer arbeitet in der städtischen Verkehrskommission sowie im Bauausschuss mit und hat sich als städtischer Beauftragter für das Volksfest eingebracht, sodass unter anderem ein Nachhaltigkeits-Konzept für das Volksfest erarbeitet wird. Er bezeichnet es als Gratwanderung, einerseits genügend Bauflächen für ein gesundes Wachstum der Stadt und für junge Familien auszuweisen sowie andererseits die Identität der Stadt durch Begrenzung des Zuzugs zu bewahren.

Die neue Führungsriege der Kreis-ÖDP: Gustav Neumair (von links), Patricia Kienle, Judith Neumair, Torben Render, Reinhard Haiplik, Richard Fischer, Franz Sendtner, Sigi Ebner, Stefan Skoruppa. (Foto: Christian Amon)

Der Pfaffenhofener ÖDP-Kreisverband verbuchte im vergangenen Jahr einen deutlichen Zuwachs um acht auf nun 43 Mitglieder – das ist ein Plus von stolzen 23 Prozent. Der neue Kreisvorstand besteht neben dem Vorsitzenden Richard Fischer und Vize Gustav Neumair aus folgenden Personen: Patricia Kienle (Schatzmeisterin), Judith Neumair (Schriftführerin), Torben Render (Beisitzer), Reinhard Haiplik (Beisitzer), Franz Sendtner (Beisitzer), Sigi Ebner (Beisitzer), Stefan Skoruppa (Beisitzer).

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