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Ein junger Mann berichtet über seine fatale Erfahrung mit selbst gebauten Böllern.

(ty) Der heute 23-Jährige aus Schwabhausen wird diesen Tag wohl nie vergessen: Es war der Donnerstagmittag vor Silvester, als er bewusstlos mit lebensgefährlichen Verletzungen vom Rettungshubschrauber in ein Münchner Krankenhaus geflogen werden musste. "Ich war so schwer verletzt, dass meine Oberschenkel-Knochen herausgeschaut haben", sagt er. An den Grund seiner Verletzungen, die zwei kurz hintereinander folgenden Explosionen, und was an dem Tag im Detail passiert war, kann er sich bis heute nicht vollständig erinnern.

An jenem 29. Dezember 2016 traf er sich vormittags mit zwei Freunden und einer Freundin. Sie wollten Feuerwerkskörper selbst herstellen. Zuvor hatte er alle notwendigen Chemikalien besorgt und nun ging es an die Bastelarbeit in der Garage seiner Eltern in Schwabhausen. Mit Feinwaagen wogen sie Zutaten ab und mischten die Chemikalien zusammen. Sie nahmen eine Küchenmaschine, um die Zutaten zu vermengen.  

Der Schwabhausener wollte die Substanzen noch verbessern, indem er sie in einer Metallschüssel mit Metallkugeln feiner mahlte. Die Schüssel klemmte er sich zwischen seine Beine. „Ist das nicht gefährlich?“, fragte ihn sein zwei Jahre älterer Freund, der zeitgleich die Chemikalien mit einem Mörser verdichtete. Kaum hatte er „nein“ gesagt, explodierte der Chemikalien-Mix zwischen seinen Oberschenkeln. Und eine zweite Explosion erschütterte kurze Zeit später die Garage. Die Wucht der Detonation war so enorm, dass sie die Garage verwüstete und sogar die Garagentore aus ihrer Verankerung gerissen hat.  

Der 23-jährige Mann musste mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus nach München geflogen werden. Auch sein zwei Jahre älterer Freund wurde mit schweren Verletzungen in ein Klinikum geflogen. Glück im Unglück hatten ein 20-Jähriger und eine 19 Jahre alte Frau aus Landsberg am Lech. Sie wurden weniger schwer verletzt.  

Der junge Mann aus Schwabhausen weiß, wie viel Glück er hatte. „Ich war so schwer verletzt, dass meine Oberschenkel-Knochen herausgeschaut haben und ich mich nicht mehr richtig an den Donnerstag erinnern kann“, sagt er heute und warnt dringend davor, Feuerwerkskörper selbst herzustellen. 

Ebenso gefährlich sind illegale Feuerwerkskörper aus dem Ausland, warnt das bayerische Landeskriminalamt (LKA). Erster Kriminalhauptkommissar Jürgen Gust ist der LKA-Sachgebietsleiter für Sprengstoff- und Strahlendelikte. Er gibt folgende Tipps für den sicheren Umgang mit legalen Feuerwerkskörpern: 

• Versuchen Sie niemals Feuerwerkskörper selbst herzustellen!

• Benutzen Sie nur geprüfte und zugelassene Feuerwerkskörper!

• Verwenden Sie Feuerwerkskörper nur im Freien und mit genügend Abstand zu Menschen, Tieren und leicht entzündlichen Materialien!

• Feuern Sie Raketen nur aus senkrecht, sicher stehenden Behältern ab! Zum Beispiel aus leeren Flaschen mit einem sicheren Stand im Getränkekasten!

• Heben Sie keine Blindgänger auf oder entzünden Sie das Feuerwerk erneut!

• Feuerwerkskörper niemals in der Hand entzünden!

• Verkürzen Sie keine Zündschnüre und bündeln Sie keine Feuerwerkskörper!

• Bewahren Sie keine Feuerwerkskörper in den Taschen Ihrer Kleidung auf!

• Beachten Sie, dass das Abbrennen von Feuerwerk in geschlossenen Räumen streng verboten ist!

„Wenn unsere Präventionshinweise beachtet werden, werden wir auch weniger Verletzte und Schäden zu verzeichnen haben“, sagt LKA-Experte Gust. Dazu führt er die Verletzungen und Sachschäden vom Jahreswechsel 2016/2017 auf. 70 Fälle von leichten Verletzungen, wie Knalltrauma, Brand-, Kopf-, und Augenverletzungen wurden bei der bayerischen Polizei gemeldet. Fünf Personen wurden zudem schwer verletzt, erlitten schwere Verbrennungen, Teilverluste ihres Gehörs und ihres Sehvermögens. Neben den Personenschäden wurden über 100 Brände mit mindestens 600 000 Euro Schadensumme bei der bayerischen Polizei registriert.  

Für weitere Informationen zu Präventionsmaßnahmen, woran man legales und geprüftes Feuerwerk erkennt und was beim Abbrennen von Feuerwerk zu beachten ist, empfiehlt das bayerische Landeskriminalamt die Informations-Broschüre der Polizeiberatung zum „Umgang mit Silvesterfeuerwerk“. Weitere Infos gibt es hier.


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