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Aufsehen erregende Entdeckung in Pfaffenhofen könnte noch Ermittlungen nach sich ziehen – Denn legal war die botanische Guerilla-Aktion wohl nicht.

Von Tobias Zell

Die Geschichte sorgt inzwischen überregional für Schlagzeilen. Unbekannte hatten, offenbar zunächst völlig unbemerkt, Tausende von Hanf-Pflanzen auf der Insel des Kreisverkehrs am Pfaffenhofener Kuglhof platziert. Ein echter Aufreger, zumal kurz vor Beginn der kleinen Landesgartenschau in der Stadt. Und ein Fall, der nicht nur die örtlichen Gesetzeshüter, sondern jetzt auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Die wurde nämlich inzwischen offiziell in Kenntnis gesetzt, wie ein Sprecher der Pfaffenhofener Inspektion heute gegenüber unserer Zeitung bestätigte.

Zwar wird derzeit eher von einem groß angelegten Scherz als von einer riesigen Cannabis-Plantage zur Rauschgift-Gewinnung ausgegangen. Doch legal war die botanische Guerilla-Aktion wohl eben auch nicht. Ob nun allerdings die Ermittlungs-Maschinerie von Polizei und Justiz angeworfen wird, um den bislang unbekannten grünen Daumen zu eruieren, das ist nicht nur offen, sondern recht fraglich. Denn die Stadtgärtner haben die Pflänzchen ja inzwischen entfernt und entsorgt. 

Entdeckt hatte den Hanf-Anbau im Kreisverkehr – wie berichtet – Mario Dietrich, der oberste Gärtner von den hiesigen Stadtwerken. Von geschätzt 5000 Keimlinge wird berichtet, ästhetisch durchaus ansprechend platziert zwischen den unzähligen anderen Zierpflanzen. Freilich wurde die Polizei von der ungewöhnlichen Entdeckung informiert. Doch weil ein bayerischer Gesetzeshüter halt kein Botaniker ist, war für die Beamten auch nicht zweifelsfrei zu klären, ob es sich bei diesen Keimlingen in diesem frühen Stadium tatsächlich um Hanf handelt. 

Bei Hanf schrillen aber freilich die Alarmglocken. Denn das ist ja keine Pflanze wie jede andere. Manche Züchtung enthält den berauschenden Wirkstoff THC, daraus kann man Marihuana gewinnen. Ein Kreisverkehr voll mit potenziellem Betäubungsmittel? Da bekomme der Begriff Drogen-Ring ja gleich eine ganz neue Bedeutung, lautete einer von vielen Kommentaren auf Facebook.

 

Überraschung zwischen Tulpen: Was auf den ersten Blick eher wie Kresse aussieht, war mutmaßlich Hanf.

Klar dürfte sein: Die entdeckten Keimlinge waren noch winzig klein und hätten so oder so noch keine berauschende Wirkung entfalten können. Eine Analyse der Pflanzen wäre vermutlich unverhältnismäßig teuer gewesen. Ein ganz praktischer Grund spricht indes eher dagegen, dass es sich um THC-Hanf handelt: Denn so viele Cannabis-Samen wären wohl recht teuer gewesen. Auch aus ihrer Erfahrung heraus halten es die Polizisten für extrem unwahrscheinlich, dass hier wirklich illegal in so großem Stil gepflanzt wurde, um demnächst Rauschgift zu ernten. 

THC-Hanf oder nicht? Diese Frage muss letztlich offen bleiben. Darauf wollte man es aber auch gar nicht ankommen lassen, weshalb Dietrich & Co. den Pflanzen schnell den Garaus machten. Das Entfernen war angeblich recht einfach, denn der unbekannte Gärtner hatte die Samen sorgsam an die von den Stadtwerken professionell gesetzten Pflanzmuster angepasst. „Dabei hat die Person nicht nur gestalterisches, sondern auch botanisches Geschick bewiesen“, befand Stadtwerke-Sprecher Heinz Hollenberger. 

 

Erledigt ist der Aufsehen erregende Fall aber damit trotzdem noch nicht. Auch wenn kein offizieller Beleg dafür vorliegt, dass es sich tatsächlich um Hanf handelte – und das wohl nach der Entfernung und Vernichtung der Keimlinge auch kaum mehr zu klären sein dürfte. „Von uns ging eine Meldung an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte um Prüfung weiterer Maßnahmen“, sagte ein Sprecher der Pfaffenhofener Polizeiinspektion. Damit hängt es nun von der Einschätzung der Justizbehörde ab, ob und wie in dieser Sache weiter vorgegangen wird. 

Sollte es sich tatsächlich um Cannabis gehandelt haben, dann stünde illegaler Anbau im Raum. Möglich ist auch, dass es sich lediglich um Nutzhanf handelt – der gilt als optisch vom THC-Hanf nicht zu unterscheiden. Allerdings, so erklärt ein Polizei-Sprecher, ist hierzulande auch der Anbau von Nutzhanf im Sinne einer landwirtschaftlichen Nutzung nur mit Genehmigung möglich. Andernfalls liege eine Ordnungswidrigkeit vor. Der nicht-landwirtschaftliche Anbau stellt ein Vergehen dar. Will sagen: Wenn es wirklich Hanf war, egal ob berauschend oder nicht, dann ist das zumindest nicht legal.

 

Stadtgärtner bei der Hanf-Beseitigung auf der Insel des Kreisverkehrs am Kuglhof.

Aber, wie gesagt: Die Pflanzen sind inzwischen weg. Und ein gesicherter Beleg, worum es sich tatsächlich handelte, liegt nicht vor. So kann man wohl nur spekulieren. Wollte da jemand einfach bloß einen Aufreger im Vorfeld der Gartenschau liefern? Das gilt als die wahrscheinlichste Version. Sind Nutzhanf-Samen durch Zufall – zum Beispiel mit anderen Samen – auf die Verkehrs-Insel gelangt? Dagegen spricht, dass die Keimlinge nicht in zufälliger Anordnung wuchsen. Oder wollte da tatsächlich einer vor den Toren der Stadt eine Drogen-Plantage schaffen? Das hält die Polizei für äußerst unwahrscheinlich. 

So bleibt am Ende erstens eine Aufsehen erregende Geschichte, die Pfaffenhofen in die überregionalen Schlagzeilen gebracht hat – kurz vor Beginn der Gartenschau ist das ja nicht das Schlechteste. Und zweitens die Tatsache, dass der Fall nun bei der Staatsanwaltschaft liegt, die über mögliche weitere Schritte zu befinden hat.

Erstmeldung zum Thema:

Unbekannte platzieren 5000 Hanf-Pflanzen in Pfaffenhofener Kreisverkehr


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