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Weil weite Teile der Innenstadt wegen der anstehenden Bomben-Entschärfung geräumt wurden, zelebrierte Bischof Zdarsa das heutige Pontifikalamt in einem anderen Gotteshaus – In seiner Weihnachts-Predigt rief er dazu auf, den Glauben im Leben zu bezeugen

Eine Stadt wird leergeräumt

(pba) Bischof Konrad Zdarsa hat in seiner Weihnachtspredigt heute in der Augsburger Stadtpfarrkirche St. Anton dazu aufgerufen, den Glauben im Leben zu bezeugen und für die Menschen ein anderer Christus zu sein. Christus sei in seinem eigenen Leben durch Armut und Flucht, Ablehnung und Verrat, Leiden und Sterben hindurchgegangen. Seien wir hingegen „nicht sogar Voyeuren vergleichbar, wenngleich mehr oder weniger von den Medien in diese Rolle gebracht, wenn wir Tag für Tag die Bilder des Krieges, der Zerstörung, des Terrors und vor allem völlig hilfloser Menschen in den Nachrichten mehr oder weniger gelassen zur Kenntnis nehmen?“, fragte der Bischof. Er erinnerte auch an die Situation der Christen im Nahen Osten.

 

Die Frage müsse gestellt werden, was wir gegenüber unseren Vorfahren für unseren Glauben einzusetzen bereit seien. Wir sollten nicht dem Irrtum verfallen, „dass unserem materiellen Wohlstand auch zugleich der geistig-geistliche Zustand christlicher und bürgerlicher Tugenden, des Mutes und der Untadeligkeit automatisch gegeben ist“. Wir seien kaum im Stande, gegen eine immer verheerender um sich greifende geistige Verwahrlosung anzugehen. Jedem von uns sei aber in der Taufe eröffnet worden, eine immer tiefere Beziehung zu Jesus Christus, dem Menschgewordenen, Gekreuzigten und Auferstandenen und Erhöhten aufzubauen und zu pflegen. „Indem wir sein Wort ernstnehmen und seinen Auftrag wahrnehmen, hinauszugehen und weiterzugeben, was wir empfangen haben, können wir mit seiner bleibenden Nähe rechnen“, so Bischof Zdarsa.

Das heutige Pontifikalamt zum Hochfest der Geburt des Herrn musste wegen der Evakuierung von weiten Teilen der Augsburger Innenstadt kurzfristig in die Stadtpfarrkirche St. Anton verlegt werden. Grund hierfür ist die für heute geplante Entschärfung einer riesigen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg; rund 54 000 Menschen müssen wegen der Einrichtung einer Sperrzone ihre Wohnungen verlassen.

 

Nicht nur der Bischof war in eine andere Kirche "umgezogen", sondern auch die Instrumentalisten der Augsburger Dommusik und die Domsingknaben, die das Pontifikalamt musikalisch gestalteten. Dass im Augsburger Dom keine Gottesdienste gefeiert werden konnten, war zuletzt in den 1980er Jahren der Fall – damals war der Hohe Dom wegen Renovierungsarbeiten komplett eingerüstet. 

Der Bischof zeigte sich vorgestern „sehr beeindruckt von der Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft quer durch Augsburg und unser Bistum“. Pfarrer und auch karitative Einrichtungen aus dem Bistum hätten sich spontan gemeldet und gefragt, ob sie heute helfen könnten. „Auch wenn ich mich über das Pontifikalamt im Dom gefreut hätte, bin ich froh“, so der Bischof weiter, „dass ich nun am Weihnachtsfeiertag trotz dieser widrigen Umstände mit den Gläubigen in der schönen und großen St. Antons-Kirche das Pontifikalamt feiern darf.“ Sein Dank gelte den unzähligen Einsatzkräften sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Augsburg, die diese Evakuierung koordinieren.

 

Die Christmette konnte gestern Abend noch im Dom gefeiert werden. Auch Weihbischof Florian Wörner zeigte sich dabei während der Predigt mit Blick auf die Evakuierung der Innenstadt dankbar und beeindruckt von den „großartigen Zeichen der Hilfsbereitschaft und der Solidarität“. In unserer heutigen Welt brodele und rumore es an vielen Ecken und Enden, sagte er. Eine große Zahl von Menschen sehne sich nach Frieden. Er bezog sich dabei auf den Chor der Engel aus der Weihnachtsbotschaft: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ Doch während der Wunsch nach Frieden weit über den Raum der Kirche hinaus Gehör, Anerkennung und Wirksamkeit fände, sehe es mit dem „Ehre sei Gott“ anders aus. 

„Gott hat Zeit für uns, Tag und Nacht. Er lässt sich ein auf unsere Zeit. Im Kind in der Krippe von Betlehem, in Jesus Christus wird er unser Zeitgenosse“, so Weihbischof Wörner. Das „Ehre sei Gott“ dürfe deshalb nicht zu kurz kommen, auch nicht in kirchlichen Einrichtungen, Gremien und Programmen. Das Lied von der Heiligen Nacht müsse ganz gesungen und gelebt werden, forderte er. „Gotteslob und Dienst am Nächsten brauchen einander und müssen im Gleichgewicht und in Harmonie zueinander stehen.“

Zur Evakuierung und Bomben-Entschärfung: Eine Stadt wird leergeräumt


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