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Albaner aller Religionen enthüllten gestern auf dem Pfaffenhofener Pfarrplatz eine lebensgroße Bronze-Statue von Mutter Teresa – anschließend wurde gefeiert

(ty) Bischof Dode Gjergji war aus dem Kosovo an die Ilm gekommen. Der Vertreter der katholischen Kirche wollte gestern dabei sein, als die Bronze-Statue von Mutter Teresa in Pfaffenhofen enthüllt wurde. Er war indes nicht der einzige Klerikale aus dem albanischen Sprachraum. Auch Abt Nikolai Marku von der orthodoxen Kirche Albaniens war angereist und Xhevat Kryezin, der Imam der islamischen Glaubensgemeinschaft, sowie Haxhi Baba Edmond Brahimaj, Vorsitzender der Welt-Bektaschi-Vereinigung. 

Sie alle feierten zuerst eine heilige Messe in der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche. Dort saßen ganz vorne auch zwei Nonnen des Ordens, den Mutter Teresa einst in Kalkutta gegründet hatte. Die Missionarinnen der Nächstenliebe waren an ihren typischen weißen Gewändern mit den beiden blauen Streifen leicht zu erkennen. Der Gottesdienst wurde in Deutsch und Albanisch abgehalten, damit alle dem Inhalt folgen konnten.

 

Sepp Steinbüchler, der Vorsitzende des Internationalen Kulturvereins von Pfaffenhofen, erinnerte in seiner Ansprache daran, wie der Krieg das jahrzehntelange friedliche Miteinander der Religionen im Kosovo plötzlich zerstört hatte. Der Pastoralreferent sorgt schon lange dafür, dass die verschiedensten Religionen in Pfaffenhofen sich miteinander austauschen und aufeinander zugehen. Ganz im Sinne Mutter Teresas, die ja auch Menschen jeder Herkunft ohne Ausnahme geholfen hat. Die lebensgroße, bronzene Statue stellt die aus Albanien stammende Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin zusammen mit einem kleinen Kind dar, dem sie zu essen gibt.

Die von der katholischen Kirche selig gesprochene Friedensnobelpreisträgerin stammte selbst aus einer wohlhabenden Familie. Ihr Vater starb, als sie noch ein Kind war. Schon zu dieser Zeit widmete sie sich früh der Religion. Ihr Dienst in der Kirche brachte sie schließlich ins indische Kalkutta. Dort half sie Leprakranken, die auf der Straße starben, ohne dass sich jemand um sie gekümmert hat. Die im Jahr 1997 gestorbene Ordensschwester soll heuer am 4. September heilig gesprochen werden. 

 

Für die Mitglieder des albanisch-deutschen Kulturvereins ist Mutter Teresa ein großes Vorbild. Der Verein ist seit Jahren humanitär tätig, unterstützt Arme und Obdachlose in Albanien und im Kosovo. Die meisten der 100 Mitglieder von Sali Çekaj sind Muslime, doch spielt die jeweilige Religion für sie keine wesentliche Rolle. So ist die Statue der Mutter Teresa für sie nicht nur eine humanitäre, sondern auch eine integrative Figur.

 

Nach der Messe strömten die Gläubigen auf den Kirchplatz zwischen Gotteshaus und Pfarrsaal. Dort stand die Statue – noch verhüllt mit einem Tuch in den weiß-blauen Farben des Ordens der Nächstenliebe. Steinbüchler bat die Geistlichen nach vorne, alle zusammen sollten das Kunstwerk offiziell enthüllen und beim Segen dabei sein. Mit den Religionsvertretern drängten allerdings auch Kamerateams, Fotografen und zahllose Privatleute mit Handykameras nach vorn, um den Augenblick der Enthüllung nicht zu verpassen. Dieser Moment kam dann sehr schnell.

Der Verein finanziert die 21 000 Euro teure Bronzeskulptur übrigens durch Spenden. Viele Mitglieder von Sali Çekaj, aber auch andere Kosovaren und Albaner aus ganz Europa sowie auch einige Deutsche haben bereits Geld gegeben. Weitere finanzielle Unterstützung ist aber willkommen. Spenden kann man auf folgendes Konto von Sali Cekaj überweisen: Sparkasse Pfaffenhofen, Stichwort Mutter-Teresa-Figur, IBAN: DE59 7215 1650 0009 1474 89. 

 

Nach dem Festakt lockerten Kinder vom albanischen-deutschen Kulturverein die Szene mit Tanzeinlagen in traditioneller Tracht auf. Organisiert hat diesen Auftritt Shemsi Haziri. Er war der erste Albaner, der seinerzeit nach Pfaffenhofen gekommen war. Das hatte er geschafft, als die Unruhen im Kosovo begonnen hatten, aber der Krieg noch nicht ausgebrochen war. „Heute leben etwa 450 Albaner im Landkreis Pfaffenhofen“, schätzt Haziri.

 

Einer von ihnen ist auch Osman Ferizi. Sein Verein Sali Cekaj hat die Statue für Mutter Teresa in Pfaffenhofen möglich gemacht. Von hier aus ließ er sich Entwürfe für das Kunstwerk aus dem Kosovo schicken und finanzierte aus Spenden die Realisierung dieser Entwürfe sowie deren Transport an die Ilm.   

„Mutter Teresa passt sehr gut nach Pfaffenhofen“, freute sich Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW) und versprach auch finanzielle Unterstützung durch die Stadt. Er war einer der zahlreichen Politiker, die nach der feierlichen Enthüllung der Statue noch das Wort ergriffen. Vor ihm hatten bereits Skender Xhakaliu, der Botschafter der Republik Kosovo in Bonn, sowie Flamur Gashi, der Berater des Präsidenten von Albanien, gesprochen.

 

Den Festakt hat ein Gewitter kurz unterbrochen. Man zog einfach in den benachbarten Pfarrsaal und brachte die Zeremonie dort zu Ende. Unter mildem Abendhimmel feierte Pfaffenhofen später noch die albanische Nacht, die im Rahmen des diesjährigen Kultursommers stattfand. Dabei traten neben tanzenden Kindern auch traditionelle Musiker auf – und als Höhepunkt Eda Zari. Die Jazzsängerin ist offizielle Kulturbotschafterin ihres Landes und verbindet die traditionelle Musik ihrer Heimat mit modernem Jazz. Lesen Sie dazu: Was für eine albanische Nacht!


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