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Der Pfaffenhofener Kreisausschuss hat heute einer neuen Regelung zur Finanzierung des Ingolstädter Frauenhauses einhellig zugestimmt

(ty) Der Pfaffenhofener Kreisausschuss hat in seiner heutigen Sitzung einer neuen Vereinbarung zum Ingolstädter Frauenhaus einhellig zugestimmt. Geregelt wird vor allem die Kostenverteilung zwischen dem Caritas-Verband der Diözese Eichstätt sowie den Landkreisen Pfaffenhofen und Eichstätt und der Stadt Ingolstadt. Das Frauenhaus hat die Aufgabe, misshandelte Frauen und deren Kindern in akuter Gefahr beziehungsweise Frauen und deren Kinder, denen Misshandlung angedroht wurde, jederzeit eine vorübergehende, schützende und sichere Unterkunft sowie beratende Hilfe zu bieten. Die für den Kreis Pfaffenhofen anfallenden Kosten berechnen sich nach der Anzahl der Tage, an denen Frauen aus dem Landkreis und ihre Kinder in der Einrichtung wohnen.

Seit der Gründung des Ingolstädter Frauenhauses in den 1980er Jahren besteht eine Vereinbarung zwischen den beiden genannten Landkreisen und der Stadt Ingolstadt mit der Einrichtung zur Unterbringung von misshandelten Frauen und Kindern. Betreiber ist die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Anfang der 1980er Jahre standen pro Jahr durchschnittlich zirka 100 Belegungstage mit Frauen aus dem Kreis Pfaffenhofen zu Buche, wie heute erläutert wurde. Der traurige Spitzenwert wurde im Jahr 2014 mit 907 Belegungstagen von Frauen und Kindern aus dem Landkreis registriert – der Kreis Pfaffenhofen übernahm dafür Kosten in Höhe von rund 37 000 Euro.

Die Abrechnung der Kosten für das vergangenen Jahr wird erst im März vorliegen, hieß es heute. Die Belegungstage für den Kreis Pfaffenhofen belaufen sich nach einer ersten Auswertung für neun Frauen und sechs Kinder auf insgesamt 893 Tage. 

Aufenthaltsdauer nimmt zu

Die Aufenthaltszeiten haben sich dem Bericht zufolge in den vergangenen Jahren immer wieder verlängert, weil die Wohnungssituation im Bereich der Stadt Ingolstadt sehr schwierig sei. Und die misshandelten Frauen könnten in der Regel nicht zu ihren bisherigen Wohnorten zurückkehren, „weil sich dort das Umfeld des Misshandlers befindet“. Deshalb werde versucht, in Ingolstadt eine geeignete Wohnung zu finden, was zum Teil trotz Vorlage eines Wohnberechtigungsscheins und in Zusammenarbeit mit den gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften sehr schwierig sei. Das führe zu zunehmend längeren Aufenthaltszeiten im Frauenhaus und trage zur Steigerung der jährlichen Kosten bei. 

Neubau bezogen, höhere Kosten

Hinzu kommt, dass das Frauenhaus im November einen Neubau bezogen hat. Dort können nun zwölf Frauen mit ihren Kindern Schutz finden. Das bisherige Frauenhaus im Eigentum der Kirche hatte zehn Wohnplätze für Frauen mit Kindern geboten und war mietfrei; die Stadt Ingolstadt sowie die Kreise Eichstätt und Pfaffenhofen mussten nur die Nebenkosten tragen. Das bedeutet, dass sich wegen der nun anfallenden Miete für den Neubau – monatlich rund 7000 Euro samt Nebenkosten – deutliche Mehrkosten ergeben. Aufgrund dieser veränderten Situation beträgt der neue Kostensatz nun 60 Euro pro Belegtag – bei Vollverpflegung, Beratung und Betreuung. 

Das Pfaffenhofener Kreisrechnungsprüfungsamt hatte sich mit den Frauenhaus-Kosten in seinem Bericht vom September vergangenen Jahres beschäftigt und stellte dabei fest, dass 2005 bis 2014 in der Spitze Beträge von 28 000 Euro sowie erstmals ab 2012 mehr als 35 000 Euro an jährlichen Kosten erreicht wurden. Es gab jedoch auch Ausnahmen, im Jahr 2012 mussten vom Kreis Pfaffenhofen nur 3000 Euro übernommen werden.

Das Überschreiten der Jahressumme von 35 000 Euro war für das Kreisrechnungsprüfungsamt der Anlass, einen entsprechenden Kreisbeschluss einzuholen beziehungsweise nachzuholen. Vom Kostenumfang her ist es so, dass im Jahr 1988 beispielsweise der Belegtag mit 13,48 Euro berechnet wurde, im Jahre 2014 wurde ein Betrag von 38,90 Euro pro Tag erreicht – was im Vergleich zu anderen Frauenhäusern immer noch äußerst günstig sei, wie in der heutigen Sitzung erklärt wurde. 

In Einzelfällen bis zu 275 Tage im Frauenhaus

Bei den Belegtagen gab es eine große Spanne. Im Jahr 1988 wurden dem Landkreis Pfaffenhofen 114 in Rechnung gestellt, im Jahr 2014 – wie erwähnt – 907. Es wurde darauf hingewiesen, dass Frauen in Einzelfällen bis zu 275 Tage in der Einrichtung bleiben müssen, was hauptsächlich auf den angespannten Wohnungsmarkt in Ingolstadt zurückzuführen sei.

Die Stadt Ingolstadt sowie die Kreise Eichstätt und Pfaffenhofen haben jedenfalls nun mit der Caritas eine neue Vereinbarung ausgehandelt. Bezüglich der Kosten gelten damit jetzt 60 Euro pro Belegtag; ab dem 181. Tag dann je 48 Euro. Die Kostenermittlung beruht auf Miete, Betriebs- und Nebenkosten sowie Personal- und Sachkosten – dabei werden alle Zuschüsse, Einnahmen und Spenden sowie ein zehnprozentiger Eigenanteil der Caritas berücksichtigt. Jeweils zum 1. April eines jeden Jahres leisten die Kostenträger eine Abschlagszahlung in Höhe 
von 50 Prozent der Abrechnung des Vorjahrs. 
 

Der neue Vertrag tritt rückwirkend mit der Inbetriebnahme des neuen Frauenhauses zum 1. November 2015 in Kraft und läuft bis Ende 2035. Der Kontrakt verlängert sich danach jeweils um ein Jahr, wenn er nicht mit einer sechsmonatigen Frist zum Jahresende gekündigt wird. 


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