Will es der 78-Jährige aus Wolnzach, der beide Ämter bereits innehatte, noch einmal richtig wissen? Im Interview mit unserer Zeitung erklärt er unter anderem, was ihn antreibt, und sagt: "lch bin noch nicht fertig."
(ty) Josef Schäch schließt nicht aus, dass er bei der im März stattfindenden Kommunalwahl wieder für den Posten des Landrats im Kreis Pfaffenhofen kandidiert – oder noch einmal ins Rennen um den Bürgermeister-Posten von Wolnzach geht. Das erklärte der 78-Jährige heute im Interview mit unserer Zeitung. Beide Ämter bekleidete er in seiner bewegten Karriere bereits. Schäch ist seit 1984 in der Kommunalpolitik, von 1990 bis 2008 war er Rathaus-Chef in Wolnzach. Im Jahr 2008 wurde er zum Landrat gewählt; 2010 wurde er – wegen Vorgängen in Wolnzach während seiner Zeit als Bürgermeister – suspendiert und später seines Amtes enthoben. Schäch war weit oben und er war weit unten. "Ich habe auch schwierige Zeiten erlebt", sagt er. "Aber ich wurde von den Gerichten bis hin zum Bundesverfassungsgericht rehabilitiert." Aktuell ist er Vize-Bürgermeister von Wolnzach. Will er es jetzt noch einmal richtig wissen?
Herr Schäch, Sie sind seit Jahrzehnten kommunalpolitisch aktiv. Was treibt Sie an?
Josef Schäch: lch mache mir viele Gedanken. Es stehen schwierige Jahre bevor, unsere Strukturen passen bei Weitem nicht mehr, unsere Kommunen und die Wirtschaft stehen vor großen Herausforderungen. Wir müssen uns bewegen und die Ärmel hochkrempeln und mehr tun als bisher. Dieses Anpacken – gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern – ist für mich der wichtigste Antrieb.
Was meinen Sie da konkret?
Schäch: Mein großer Wunsch ist, dass sich noch mehr Menschen selbst einbringen. Wir brauchen engagierte Persönlichkeiten in den Gemeinde- und Stadträten, aber auch im Kreistag. Kommunalpolitik lebt vom Mitmachen. Wer etwas verändern will, soll nicht nur zuschauen und kritisieren, sondern sich selbst aufstellen lassen. Jede und jeder kann Verantwortung übernehmen – und so unsere Heimat aktiv mitgestalten.
Wollen Sie nochmals kandidieren?
Schäch: lch habe mich in den letzten Monaten mit dem Gedanken getragen, wieder zu kandidieren – ob als Bürgermeister in Wolnzach oder als Landrat. Eine endgültige Entscheidung habe ich noch nicht getroffen. Aber viele Menschen sprechen mich an und ermutigen mich, meine Erfahrung und mein Engagement noch einmal einzubringen. lch bin mit mir im Reinen, es geht mir gut, ich bin aufgeräumt – und ich möchte noch etwas für die Gemeinschaft tun. lnsofern schließe ich nichts aus.
Sie wären mit 78 Jahren – wenige Tage vor der Kommunalwahl werden sie 79 – ein eher ungewöhnlicher Kandidat. Sehen Sie lhr Alter als Hindernis?
Schäch: Nein, im Gegenteil. lch sehe meine Erfahrung als Stärke. lch bin zum Glück gesund, arbeite nach wie vor als Zweiter Bürgermeister in Wolnzach und bin voller Energie und tue es sehr gerne. lch habe Zeit, bin unabhängig und brauche keine Karriere mehr. lch könnte sofort loslegen ohne lange Einarbeitungszeit und mich ganz auf die Sache konzentrieren. lch habe immer gerne in politischen und öffentlichen Amtern gearbeitet. Jetzt wäre es für mich noch einfacher – zum Jahreswechsel übergebe ich meine Firmen.
Sie haben eine bewegte politische Vergangenheit. Spielt das für Sie noch eine Rolle?
Schäch: Es stimmt, ich habe auch schwierige Zeiten erlebt. Aber ich wurde von den Gerichten bis hin zum Bundesverfassungsgericht rehabilitiert. Das hat mir gezeigt, wie wichtig Transparenz, Durchhalten, Fairness und Bürgernähe sind. Heute sage ich: lch vertraue in den Rechtsstaat, auch wenn es langwierig war und mir und meiner Familie viel Zeit, Geld und Nerven abverlangt hat. lch bin noch nicht fertig. Kommunalpolitik ist meine große Leidenschaft, und ich helfe den Menschen gern. Treffe auch Entscheidungen, ohne mich hinter Formalitäten und der Bürokratie zu verstecken.
Welche Themen würden Sie besonders bewegen, falls Sie kandidieren?
Schäch: Die soziale Frage wird immer wichtiger. Wie schaffen wir es, dass unser Landkreis lebenswert und vorne bleibt – für Familien, Senioren und junge Menschen? Wir brauchen eine verlässliche Gesundheits-Versorgung, auch wenn sie uns etwas Geld kostet, gute Mobilität, Unterstützung für die Vereine und das Ehrenamt. Gleichzeitig müssen wir deregulieren, weniger Gesetze und Anordnungen erlassen und den Menschen mehr zuhören. Es geht darum, das Vertrauen in Staat und Verwaltung zurückzugewinnen. Beides muss gestärkt werden. Das geht nur mit glaubwürdiger, bürgernaher und entscheidungsfreudiger Politik.
Was liegt lhnen neben der Politik besonders am Herzen?
Schäch: Meine Familie.