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LBV spricht von alarmierender Entwicklung und neuem Negativ-Rekord: Im Schnitt wurden heuer nur 26 Vögel pro Anwesen beobachtet. Hier die Details.

(ty) Eine "alarmierende Entwicklung in Bayerns Gärten" hat der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) festgestellt.  Bei der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel" seien von den rund 11 700 Teilnehmern so wenige Vögel gezählt worden wie noch nie seit Beginn der Aktion. Zum 21. Mal hatten der LBV und sein bundesweiter Partner "Nabu" am zweiten Mai-Wochenende dazu aufgerufen, Vögel im Siedlungsraum zu zählen und zu melden. "Bereits im vergangenen Jahr mussten wir einen Negativ-Rekord vermelden, der heuer leider erneut gebrochen wurde", berichtet die LBV-Expertin Angelika Nelson. Trotz besten Zählwetters "konnten die Teilnehmenden im Durchschnitt nur 26 Vögel pro Garten beobachten. Das sind acht Vögel weniger als noch vor zehn Jahren". Nachfolgend die Details, die aktuelle "Top-Ten" der bayerischen Gartenvögel und die Ergebnisse für den Kreis Pfaffenhofen.

In den vergangenen zehn Jahren hat nach LBV-Angaben die Anzahl der Vögel in bayerischen Gärten kontinuierlich abgenommen: Im Jahr 2015 waren noch durchschnittlich 34 Vögel pro Garten beobachtet worden – in diesem Jahr liegt der Wert bei nur noch 26. "Es scheint, dass sich die drastische, wissenschaftlich belegte Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern auch bei den Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetzt", sagt Ornithologin Nelson. Einer der Gründe: Laut LBV fehlen Verstecke und geeignete Brutplätze. Auch der Mangel an Insekten sei ein zentrales Problem, da fast alle Singvögel Insekten zur Jungen-Aufzucht benötigten.

Den Feldsperling, eigentlich ein häufiger Gartenvogel, melden die Teilnehmenden dem LBV seit Jahren immer seltener. "Ihm fehlen die Samen heimischer Wildkräuter wie Melde, Knöterich oder Beifuß", sagt Nelson. "Auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft trifft diese Art." Sorgen bereitet dem LBV außerdem der Grünfink: "Vor zehn Jahren wurde er noch in der Hälfte aller Gärten beobachtet – heute ist es nur noch ein Drittel." Eine Ursache könnte aus Sicht des Landesbunds für Vogelschutz der Krankheits-Erreger "Trichomonas gallinae" sein, der sich besonders im Sommer rasch verbreite und für betroffene Vögeln tödlich sei.

Ein Teil der Ergebnisse für den Landkreis Pfaffenhofen. 

Während der "Nabu" in vielen nördlichen Bundesländern von einem deutlichen Rückgang der Amsel-Beobachtungen berichte, bleibe die Art in Bayern stabil. "Grund für die Rückgänge ist wohl das Usutu-Virus, das im vergangenen Sommer vor allen Dingen in Niedersachsen und anderen nördlichen Bundesländern kursierte", heißt es dazu vom LBV. "In Bayern konnten über 90 Prozent der Teilnehmenden eine oder mehrere Amseln im Garten beobachten", teilt Nelson mit. "Sie bleibt damit der Vogel, der an den meisten Zählorten vorkommt."

Vor der Aktion hatte der LBV die Menschen im Freistaat darum gebeten, heuer ein besonderes Augenmerk auf Schwalben zu richten. Insbesondere Mehlschwalben seien im vergangenen Herbst auf ihrem Weg in den Süden von Starkregen überrascht worden und erfroren beziehungsweise verhungert. "Am Zähl-Wochenende war es sonnig und die Schwalben ließen sich bei der Insekten-Jagd gut am Himmel beobachten", erklärt Nelson. "Es gingen deshalb nicht weniger Meldungen der Flugakrobaten ein als in den Vorjahren – das kann ein erstes gutes Indiz sein." Wichtig sei jetzt, dass die Schwalben gute Brutbedingungen vorfänden. Wer brütende Schwalben am Haus habe, könne das dem LBV im Rahmen der Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" mitteilen und erhalte als Anerkennung eine Plakette. Infos dazu gibt es unter diesem Link.

Mehr als 3000 Hausrotschwänze meldeten die Teilnehmenden am Aktions-Wochenende dem LBV. Nach einem Rückgang bis 2017 stabilisieren sich die Zahlen seither nach Angaben des Landesbunds für Vogelschutz erfreulicherweise, wenn auch auf niedrigem Niveau. "In gut 20 Prozent der Gärten konnte der Vogel des Jahres gesichtet werden", so Nelson. "Erkennbar ist er neben seinem rostroten Schwanz auch an seinem markanten Gesang, der neben melodischen Tönen auch kratzende Elemente enthält."

Die Top-Ten der Gartenvögel

Das Siegertreppchen bleibt laut LBV-Auswertung das fünfte Jahr in Folge unverändert: Der Haussperling sichert sich Platz eins, gefolgt von der Amsel auf Rang zwei und dem Star auf Platz drei. Direkt dahinter flattert die Kohlmeise auf Rang vier – sie verbessert sich damit im Vergleich zum Vorjahr um eine Position und verweist den Feldsperling auf Platz fünf. Die Blaumeise belegt Platz sechs. Dahinter belegt die Elster auch in diesem Jahr ihren langjährigen Stammplatz: Zum 15. Mal in Folge landet sie auf Rang sieben. Auf die folgenden Plätze segeln Mauersegler (acht) und Mehlschwalbe (neun). Komplettiert wird die Top-Ten von der Rabenkrähe. Knapp außerhalb des Spitzenfelds liegt der Grünfink: Mit Platz elf verpasste er damit den Einzug in die Top-Ten zum dritten Mal in Folge. Insgesamt meldeten die rund 11 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer laut LBV heuer mehr als 215 000 Vögel.

"Wer im eigenen Garten einen Lebensraum für Vögel schaffen möchte, kann mit einfachen Mitteln viel bewirken", appelliert der LBV. Heimische Wildblumen, beerentragende Sträucher, dicht wachsende Hecken oder eine Ecke mit Totholz böten zahlreichen Arten Nahrung, Unterschlupf und Brutplätze. Selbst ein Balkon lasse sich mit regionalen Wildpflanzen in Kübeln oder Kästen in ein kleines Refugium für Vögel und Insekten verwandeln.

"Gärten sind zwar kein Ersatz für großflächige Schutzgebiete, können aber im Siedlungsraum eine wichtige Funktion übernehmen – als grüne Oasen für Tiere und Pflanzen", betont LBV-Ornithologin Angelika Nelson. In Kombination mit kommunalen Grünflächen und artenreichen Wiesenrändern in der Landwirtschaft könne so hoffentlich eine Trend-Umkehr beim Rückgang einiger Arten gelingen.

Ergebnisse aus dem Kreis Pfaffenhofen

Wer wissen möchte, wie es um die Vogelwelt in einzelnen Regionen oder Landkreisen des Freistaats steht, findet die regionalen LBV-Ergebnisse zur "Stunde der Gartenvögel" unter www.sdg.lbv.de. Die oben gezeigte Grafik beziehungsweise Tabelle veranschaulicht einen Teil der Auswertung für den Kreis Pfaffenhofen. Nach Angaben des LBV machten im Kreis Pfaffenhofen 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit, die im Aktions-Zeitraum dabei Beobachtungen aus 99 Gärten meldeten. Registriert wurden hier insgesamt 2636 Vögel sowie rechnerisch 26,6 Vögel pro Garten und 9,4 Vogelarten pro Garten.


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