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Über einen umgewidmeten Teil des bestehenden Gas-Netzes werden zehn Kunden mit 100 Prozent grünem Wasserstoff versorgt. 

(ty) Wie funktioniert die Umstellung eines bestehenden Erdgas-Netzes auf Wasserstoff? Das soll mit dem aus Bundesmitteln geförderten Pilotprojekt "H2Direkt" in Hohenwart gezeigt werden. Ab der bevorstehenden Heiz-Periode sollen insgesamt zehn Kunden über einen umgewidmeten Teil des bestehenden Gas-Netzes mit 100 Prozent H2 versorgt werden. Am gestrigen Donnerstag wurde die Wasserstoff-Einspeise-Anlage offiziell in Betrieb genommen. "Mit diesem deutschlandweit einzigartigen Projekt schaffen wir eine Blaupause für eine klimafreundliche Energie-Versorgung", so der bayerische Wirtschafts-Minister Hubert Aiwanger (FW), der zum Startschuss gekommen war.

"H2Direkt" ist nach offiziellen Angaben ein Verbund-Projekt zwischen dem regionalen Versorger Energie-Südbayern-GmbH (ESB), dem Erdgas-Netzbetreiber "Energienetze Bayern GmbH & Co. KG" und dem Stadtwerke-Verbund Thüga-AG. Zusätzlich ist laut Mitteilung des bayerischen Wirtschafts-Ministeriums ein unabhängiges Prüfinstitut als Projekt-Partner involviert. "H2Direkt" werde als Teil des Leitprojekts "TransHyDE" mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. "TransHyDE" bewerte und teste Wasserstoff-Transportlösungen.

In Hohenwart werden laut bayerischem Wirtschafts-Ministerium zehn Kunden, bestehend aus privaten Haushalten und einem Gewerbekunden, beginnend zur Heizperiode 2023/24 auf grünen Wasserstoff umgestellt; Raumwärme und Warmwasser werden so CO2-neutral erzeugt. Für die Versorgung seien eine so genannte Trailer-Station und eine Einspeise-Anlage aufgebaut worden. Der Wasserstoff werde per Lastwagen angeliefert. Die Projekt-Dauer sei vorerst auf 18 Monate festgelegt. 

"Die Umstellung eines Erdgas-Netzes auf 100 Prozent Wasserstoff ist mit geringen technischen Umrüstungen machbar und der Betrieb ist sicher. Das wollen wir mit H2Direkt in Hohenwart beweisen", sagte Aiwanger gestern bei der Inbetriebnahme der Wasserstoff-Einspeise-Anlage. "Mit diesem deutschlandweit einzigartigen Projekt schaffen wir eine Blaupause für eine klimafreundliche Energie-Versorgung."

Gleichzeitig betonte er, dass der Hochlauf einer Wasserstoff-Wirtschaft weiter an Tempo aufnehmen müsse. "Bayern geht mit der Umsetzung seiner Wasserstoff-Strategie voran", so der Minister. "Neben vielen weiteren Maßnahmen nehmen wir für die Förderung von Wasserstoff-Tankstellen für Busse und Nutzfahrzeuge sowie für die Förderung von Elektrolyseuren im Freistaat insgesamt 220 Millionen Euro in die Hand." Die hohe Nachfrage in beiden Programmen verdeutliche deren Notwendigkeit.

Unter den Gästen war auch Professor Gerald Linke, der Vorstands-Vorsitzende des "Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs" (DVGW). Er ist überzeugt davon, dass "H2Direkt" als Leuchtturm-Projekt "bundesweite Strahlkraft" entwickeln werde. "Dieses Projekt, wie alle Bestrebungen zur Wasserstoff-Versorgung, ist ein Projekt für die Bürger. Gezeigt werden innovative Optionen zum sozialverträglichen Heizen." Auch der technische Aspekt ist ihm ein großes Anliegen: "Wir werden sehen, dass die Betriebs-Sicherheit eines von Erdgas auf Wasserstoff umgestellten Verteil-Netzes gegeben ist."

Marcus Böske, Sprecher der ESB-Geschäftsführung, zeigt sich zur Inbetriebnahme der Wasserstoff-Einspeisung zufrieden: "Wasserstoff ist ein Schlüssel-Element der Energiewende. Durch unsere Projekt-Idee gilt das in Hohenwart ab heute auch für den Wärme-Bereich." 100 Prozent erneuerbarer Wasserstoff im ehemaligen Gas-Netz: "H2Direkt" zeigt seinen Worten zufolge, wie klimaschonende Wärme-Versorgung in Zukunft aussehen kann.

"Um die Klimaziele in Deutschland langfristig und effizient zu erreichen, müssen wir bestehende Infrastruktur nutzen: Gas-Netze sind verfügbar und für die Nutzung von grünen Gasen geeignet", sagt Christoph Ullmer, Leiter des Innovations-Kompetenz-Centers bei der Thüga-AG. Die kommunalen Energie-Versorger der Thüga-Gruppe zeigen laut Ullmer mit greifbaren Innovations- und Leuchtturm-Projekten wie "H2Direkt", wie die Energie- und Wärmewende vor Ort umgesetzt wird. "Wasserstoff kann dafür eine sichere, bezahlbare und klimaverträgliche Option darstellen."

Darum geht es bei "H2Direkt"

Bestehende Gas-Netze mit 100 Prozent Wasserstoff betreiben – das gilt als Ziel von "H2Direkt". In Hohenwart wird – so heißt es dazu – ein Teil des Ortsnetzes vom Rest abgetrennt und umgewidmet. Der grüne Wasserstoff werde in Trailern per Lkw geliefert. Vor Ort stünden eine Trailer-Station mit Druckreduzierung und die Einspeise-Anlage, von dort gelange der Wasserstoff zu den Kunden.

In den Häusern selbst werden die Heizkessel laut ESB-Mitteilung gegen hochmoderne H2-Brennwert-Geräte des Kooperations-Partners "Vaillant" ersetzt. "Alle im Verteilnetz-Bereich sowie in den Heizungsräumen verbauten Komponenten wurden eingehend geprüft – sie sind einsatzbereit für 100 Prozent Wasserstoff und mussten nicht ausgetauscht werden." Man komme bei "H2Direkt" also mit "vergleichsweise wenigen baulichen Maßnahmen" aus. 


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