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Mehrere Festnahmen und erste Anklage im Verfahren "Cheetah". Fall aus dem Kreis Fürstenfeldbruck brachte die Ermittlungen ins Rollen.

(ty) Intensive Ermittlungen der Kriminalpolizei-Inspektion Fürstenfeldbruck, der Kriminalpolizei-Inspektion mit Zentralaufgaben Oberbayern-Nord und der "Zentralstelle Cybercrime Bayern" haben laut heutiger Mitteilung zu "einem empfindlichen Schlag gegen eine Bande von mutmaßlichen Anlage-Betrügern" geführt. Aus einem Callcenter im nicht unter effektiver Kontrolle der Regierung der Republik Zypern stehenden Nordteil der Insel ("Türkische Republik Nordzypern") schädigten Täter laut heutiger Mitteilung unter dem Namen "Cheetah" zahlreiche Personen in Deutschland nach dem modus operandi des Cybertradings. Drei mutmaßliche Mitglieder der Täter-Gruppierung seien verhaftet worden; gegen zwei von ihnen habe die "Zentralstelle Cybercrime Bayern" nun Anklage erhoben.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war laut heutiger Mitteilung der "Zentralstelle Cybercrime Bayern" die Anzeige eines Geschädigten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck im Januar dieses Jahres wegen Anlage-Betrugs im Internet. Der Mann hatte den Angaben zufolge Ende des vergangenen Jahres über Monate hinweg über eine halbe Millionen Euro auf der Trading-Plattform www.kryptoeu-club.com "investiert" und so sein eingesetztes Kapital vermeintlich mehr als verdoppelt. Erst, als eine Auszahlung des Betrages nicht erfolgt sei, sei dem Mann bewusst geworden, dass er den Machenschaften von Cyberkriminellen zum Opfer gefallen war.

Die Täter-Gruppierung habe, so heißt es weiter, aus einem Call-Center im nicht unter effektiver Kontrolle der Regierung der Republik Zypern stehenden Nordteil der Insel eine Vielzahl von Personen im deutschsprachigen Raum kontaktiert und diese zu vermeintlich lukrativen Investments über die genannte Trading-Plattform überredet. Sich selbst bezeichneten die Täter dabei als die "Cheetah".

Im Laufe der Ermittlungen seien zahlreiche weitere Geschädigte bekannt geworden. "Die intensiven Ermittlungen hatten schnell einen dringenden Tatverdacht gegen eine 32-jährige österreichische Staatsangehörige ergeben", wurde heute erklärt. Die Frau sei Anfang April am Flughafen in Frankfurt am Main von der Bundespolizei festgenommen worden; sie befinde sich seitdem in Untersuchungshaft.

Nach internationaler Fahndung sei im Juli auch eine 28-jährige mutmaßliche Mittäterin in Nikosia von den zyprischen Behörden festgenommen worden. Die deutsche und türkische Staatsangehörige sei anschließend auf Betreiben der "Zentralstelle Cybercrime Bayern" nach Deutschland ausgeliefert worden. Ferner habe im August aufgrund internationaler Fahndung ein 36-jähriger israelischer Staatsangehöriger in Griechenland festgenommen werden können, der der Täter-Gruppierung als Teil der Management-Ebene angehören soll. Auch er sei mittlerweile auf Betreiben der "Zentralstelle Cybercrime Bayern" nach Deutschland ausgeliefert worden und befinde sich seitdem in Untersuchungshaft.

In diesem Monat hat die "Zentralstelle Cybercrime Bayern" nach eigenem Bekunden gegen die beiden Frauen Anklage zum Landgericht wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in einer Vielzahl von Fällen erhoben. "Die 32-Jährige soll dabei als Teil der Management-Ebene über einen Zeitraum von sechs Monaten einen Gesamtschaden von knapp 1,7 Millionen Euro zu verantworten haben", heißt es dazu. "Ihre 28-jährige Mittäterin soll einen Gesamtschaden von knapp 200 000 Euro verursacht haben." Über die Eröffnung des Hauptverfahrens habe nun eine Strafkammer des Landgerichts in Bamberg zu entscheiden.

Für gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sehe das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vor. Die Ermittlungen im Gesamtkomplex dauern laut heutiger Mitteilung weiterhin an. Zuletzt sei es im Oktober bei mehreren Mitbeschuldigten zu koordinierten Durchsuchungen von Privatwohnungen in Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Nordrhein-Westfalen gekommen. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. "Diese Beschuldigten sollen ebenfalls als Call-Center-Agenten für die Gruppierung gearbeitet haben", erklärt die "Zentralstelle Cybercrime Bayern".

Zum Hintergrund

Seit dem 1. Januar 2015 besteht bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg die "Zentralstelle Cybercrime Bayern". Diese Zentralstelle ist bayernweit zuständig für die Bearbeitung herausgehobener Ermittlungs-Verfahren im Bereich der Cyberkriminalität. Sie ermittelt in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Spezialisten der Landes- und Bundespolizei, des Bundeskriminalamts, des Zollfahndungsdienstes und mit internationalen Partnern, zum Beispiel bei Angriffen auf bedeutende Wirtschaftszweige oder bei Verfahren aus dem Bereich der organisierten Cyberkriminalität. Auch dann, wenn bei Verfahren der Allgemein-Kriminalität ein hoher Ermittlungs-Aufwand im Bereich der Computer- und Informations-Technik abzuarbeiten ist, werden die Staatsanwälte der Zentralstelle tätig.

Die bearbeiteten Fälle sind vielfältig. Sie reichen von Hacker-Angriffen über Fälle des Vorkasse-Betrugs im Internet, zum Beispiel durch professionelle so genannte Fake-Shops, und Fälle von "Ransomware" bis hin zum Handel mit Waffen, Drogen und Falschgeld im "Darknet". Zudem ist die "Zentralstelle Cybercrime Bayern" für herausgehobene Fälle der Wirtschafts-Cyberkriminalität zuständig. Derzeit sind 19 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie vier IT-Forensikerinnen und IT- Forensiker bei der "Zentralstelle Cybercrime Bayern" tätig.


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