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Bischof Meier fand in der Chrisammesse deutliche Worte. Seiner Meinung nach sind die Kirchen nicht zufällig leer. "Sie wurden auch leer gepredigt."

(pba) In der traditionellen Chrisammesse am Mittwoch der Karwoche hat Bischof Bertram Meier im Augsburger Dom die Priester des Bistums Augsburg – zu dem auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören – vor einer Überhöhung des priesterlichen Selbstverständnisses gewarnt und dazu aufgerufen, sich an "die gemeinsame Würde und die Einheit aller in dem einen Volk Gottes zu erinnern". Der Bischof erklärte weiter: "Die gemeinsame Taufe verbindet uns. Jeder und jede Getaufte repräsentiert Christus." Die dem Priester durch die Weihe verliehene Vollmacht, so mahnte er, "ist nicht identisch mit dem Anspruch Christi, Haupt der Kirche zu sein. Sie ist übertragene Vollmacht, denn ohne das Fundament im Volk Gottes kann niemand seinen Dienst als Geweihter ausüben. Wir Priester und Diakone sind Werkzeuge, keine eigene Kaste."

Angesichts der wegen der Corona-Krise bestehenden Hygiene-Konzepte, die volle Gotteshäuser derzeit unmöglich machen, stellte der Bischof die Frage, wie die Zukunfts-Prognose für die Kirche nach Corona aussehen werde, und fand deutliche Worte: "Bleiben leere Kirchen zurück, wenn die Pandemie endlich einmal vorbei ist? Hoffentlich nicht! Doch ganz ehrlich muss ich auch sagen: Von Corona abgesehen, sind unsere Kirchen nicht zufällig leer. Sie wurden auch leer gepredigt. Das oberflächliche Gerede mancher Priester und Diakone hilft den Menschen fürs Leben wenig." Priester und auch Diakon werde man nicht für sich selbst, sondern immer für andere, für das Volk, betonte Bischof Meier.

Gleichzeitig dankte er seinen Mitbrüdern für ihren Dienst, den sie schon seit mehr als einem Jahr unter Corona-Bedingungen leisteten: "Neben der Verkündigung und dem Gottesdienst übertreffen viele von Euch sich gegenseitig an Kreativität in Nächstenliebe und Caritas, um das Evangelium vom heilenden und tröstenden Gott den Menschen nahe zu bringen. Denn wer ein reines Herz haben will, muss sich die Hände schmutzig machen. Viele gehen an die Peripherie: an die kirchlichen und sozialen Ränder, aber auch an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit." Besonders dankte der Augsburger Bischof auch den Frauen und Männern, die im Krankenhaus und in Seniorenheimen Dienst tun "und sich nicht scheuen, selbst gefährdet zu werden". Meier: "Ich bin dankbar, dass es Euch gibt."

Seelsorge, so der Bischof weiter, sei aber auch für Priester und Diakone selbst wichtig. Mit Blick auf den Emmaus-Gang im Evangelium schlug er konkret vor: "Wie wäre es, wenn sich jeder von uns einen Mitbruder vornähme, den er schon länger nicht mehr getroffen hat; einen Mitbruder, der seit geraumer Zeit Versammlungen und Begegnungen meidet; einen Mitbruder, der abgetaucht ist: Wenn wir diesen Mitbruder anrufen und ihn einladen zu einem gemeinsamen Spaziergang nach Emmaus. Es muss nicht weit sein."

Traditionell sind in der so genannten Chrisammesse vor allem die Priester der Diözese anwesend, die während des Gottesdienstes ihre Bereitschaft zum priesterlichen Dienst erneuern und so die Verbundenheit mit dem Bischof zum Ausdruck bringen. Für alle Pfarreien des Bistums weihte der Bischof die heiligen Öle, mit denen das Jahr über die Sakramente gespendet werden: das Krankenöl für die Krankensalbung, das Katechumenenöl für die Taufbewerber und das Chrisamöl, das bei Taufe, Firmung und Priesterweihe, aber auch bei Altar- und Glockenweihen verwendet wird. Nach der Messe wurden die heiligen Öle in kleinere Gefäße gefüllt, versiegelt und an Vertreter aus den einzelnen Dekanaten und Pfarreien überreicht.


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