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Gewerkschaft warnt die Betroffenen davor, neue Verträge zu schlechteren Konditionen zu unterschreiben, und droht mit Streik.

(ty) "Weniger Urlaubstage, gestrichene Zuschläge, Arbeit auf Abruf": Einem Großteil der rund 250 Reinigungskräfte im Landkreis Pfaffenhofen "drohen ab sofort massive Einbußen", berichtet die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU – und ruft die Beschäftigten zugleich dazu auf, die Einschnitte nicht hinzunehmen. "Aktuell legen viele Chefs ihren Mitarbeitern neue Arbeitsverträge zu deutlich schlechteren Konditionen vor. Die sollte keiner unterschreiben", warnt Michael Müller von der Industrie-Gewerkschaft "Bauen, Agrar, Umwelt" (IG BAU) in Oberbayern.

Die Gewerkschaft prophezeit in einer aktuellen Pressemitteilung: "Sollten die Arbeitgeber bei dieser Praxis bleiben und die anstehenden Tarifverhandlungen blockieren, dürfte die Reinigungs-Branche einen heißen Sommer erleben." Gewerkschafter Müller sagt: "Auch im Kreis Pfaffenhofen könnten dann Schulen, Büros und Krankenhäuser schmutzig bleiben." Die Friedenspflicht zwischen der IG BAU und Arbeitgebern sei Ende Juli ausgelaufen. Zum Hintergrund erklärt die Gewerkschaft: Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks habe den Rahmentarifvertrag für die Branche zum 31. Juli gekündigt.

Bevor Gewerkschaft und Arbeitgeber am 15. August über einen neuen Vertrag verhandeln, sollen – zumindest nach Beobachtung der IG BAU – in der Zwischenzeit die Standards gedrückt werden. "Statt bisher 28 oder 30 Tagen Urlaub sollen Beschäftigte jetzt das gesetzliche Minimum von 20 Tagen hinnehmen", berichtet Müller. "Zuschläge für Überstunden oder besondere Aufgaben wie etwa die OP-Reinigung werden in den neuen Arbeitsverträgen eingekürzt oder ganz gestrichen." Besonders brisant sei: "Geht es nach dem Willen einiger Firmen, dann sollen Beschäftigte, die bislang feste Arbeitszeiten hatten, künftig auf Abruf arbeiten."

"Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die ohnehin jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen“, kritisiert die IG BAU. Gerade Frauen seien von den Kürzungen betroffen. Eine Reinigungskraft, die Vollzeit rund 1300 Euro netto verdiene, habe schon jetzt große Schwierigkeiten, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Hinzu komme: "Ein Großteil der Beschäftigten hat nur einen Teilzeit- oder Minijob. Da wird es am Monatsende richtig eng." Die IG BAU in Oberbayern ruft jetzt die Reinigungsfirmen in der Region auf, "sich in ihrem Arbeitgeberverband für die Rückkehr zu den tariflichen Standards einzusetzen".

Davon profitiere – so die Gewerkschaft – am Ende die Branche selbst: Denn bleibe es bei der aktuellen Praxis, dann dürften sich nach Einschätzung der IG BAU viele Beschäftigte nun für einen Arbeitgeber entscheiden, der sich an die bisherigen, attraktiveren Bedingungen halte. Das wiederum werde auch den Wettbewerb zwischen "sauber arbeitenden“" Firmen und "Schmutzkonkurrenten" verschärfen, wie es die Gewerkschaft in ihrer aktuellen Mitteilung formuliert.

Aber auch die öffentliche Hand ist nach Dafürhalten der Gewerkschaft gefordert: "Städte und Kommunen können die Regeln festlegen, nach denen Schulen, Rathäuser und Ämter gereinigt werden", betont Müller. Klar ist für ihn jedenfalls: "Zu sauberen Gebäuden gehören auch saubere Arbeitsbedingungen." Die Gewerkschaft kündigt schon mal an: "Sollte die schon seit April vergangenen Jahres andauernde Tarifrunde am 15. August erneut keinen Durchbruch bringen, müssen Firmen und Kunden mit Arbeitsniederlegungen auch im Kreis Pfaffenhofen rechnen."


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