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Gut 100 verschiedene Arten tummeln sich hier, darunter die äußerst seltene Malven-Langhornbiene.

(ty) Das Naturschutz-Gebiet "Windsberger Höhen" bei Hohenwart-Freinhausen mag unscheinbar wirken, erfährt unter Fachleuten aber längst bundesweite Beachtung. Vor einigen Jahren wurde hier die Malven-Langhornbiene entdeckt. Eine tierische Sensation. Denn diese äußerst seltene Art kommt im Freistaat wohl nur mehr hier vor, in Deutschland gibt es gerade noch vier weitere Refugien. Groß war die Empörung, als im Jahr 2017 mehrere Motocross-Fahrer das Schutzgebiet regelrecht durchpflügten: Das Landratsamt verhängte daraufhin – wie berichtet – fünf Bußgelder zwischen 1000 und 5500 Euro; unter anderem wegen der Beschädigung von Brutstätten. Eine neue Broschüre befasst sich nun mit der Wildbienen-Vielfalt am Windsberg – mehr als 100 Arten tummeln sich hier. Beim Landratsamt spricht man von einer "deutschlandweit einmaligen Artenvielfalt".

Die Broschüre "Wildbienen am Windsberg" hat das Landratsamt Pfaffenhofen jetzt in Zusammenarbeit mit dem Naturschützer Peter Bernhart aus Hög herausgegeben. Die Broschüre beschreibt eine in Bayern und ganz Deutschland einmalige Artenvielfalt der seltenen Insekten. Bei der offiziellen Übergabe der Informationsschrift zeigte sich Landrat Martin Wolf (CSU) hocherfreut darüber, dass es gelungen sei, die seltene Fauna am Windsberg zu dokumentieren. Die Broschüre sei ein Beitrag des Landkreises zum Erhalt der Artenvielfalt. Rücksichtnahme und aktive Unterstützung für die Umwelt seie geboten, "um unsere wunderbare Natur auch für künftige Generationen zu erhalten", so Wolf.



"Aus der Broschüre geht deutlich hervor, welche Mittel der Mensch einsetzen kann, um stark bedrohte ebenso wie häufige Arten am Leben zu erhalten", erklärte Bernhart. In der Broschüre werde auch gezeigt, wie jeder Bürger in seinem Umfeld Wildbienen und allen anderen Insekten Hilfestellungen zum Überleben anbieten könne. In Zeiten des Bürgerbegehrens "Rettet die Bienen" seien alle Politiker, Gemeinde-Vertreter, Gartenbesitzer und Landwirte dazu aufgerufen, aktiv zu werden und dem Artensterben Einhalt zu gebieten.



Das Naturschutz-Gebiet "Windsberger Höhen" bei Freinhausen im Landkreis Pfaffenhofen wird seit dem Jahre 1985 gepflegt. Eigentlich wurde es wegen seiner Vielfalt an seltenen Blühpflanzen hoch geschätzt. Doch im Jahr 2004 gab es dann eine Sensation in der Tierwelt. Die als ausgestorben geltende Malven-Langhornbiene (Tetralonia malvae) wurde dort wiederentdeckt. Im Verlauf des Projekts "Paartaler Sanddünen" bestimmten Experten bisher 103 Wildbienen-Arten, heißt es aus dem Landratsamt: "Etwa ein Drittel davon ist vom Aussterben bedroht." In der neuen Broschüre wird die Bienenwelt des Windsbergs vorgestellt.



Eine Gruppe vom "Bund Naturschutz" Reichertshofen beschloss 2010, die seltene Malven-Langhornbiene systematisch zu beobachten und zu zählen. "Diese Art gibt es nur noch an vier anderen Orten in Deutschland", erklärt ein Sprecher des Landratsamts. Die Fachwelt wurde informiert und einige hervorragende Experten überzeugten sich vor Ort vom Leben und Treiben dieser Biene. 2017/18 war der Bienen-Spezialist Erwin Scheuchl von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt mit einer Bestandsaufnahme aller Wildbienen beauftragt: Er fand 87 Arten. Dazu kamen weitere aus früheren Untersuchungen, so dass sich die Anzahl auf 103 summierte.

Scheuchl, ein international gefragter Wildbienen-Fachmann, verfasste eine Dokumentation mit interessanten Darstellungen einzelner seltener Bienen und einer wissenschaftllichen Liste aller gefundenen Arten. Peter Bernhart fand es indes bedauerlich, dass diese Schrift von 50 Seiten Umfang nur wenigen Experten zugänglich gemacht worden sei. So entstand die Idee, eine leicht fassliche, bebilderte Broschüre zu erstellen. Mit ihrer Hilfe sollen interessierte Bürger, auch Kinder, auf die Bienenvielfalt am Windsberg aufmerksam gemacht werden.

Im Jahr 2017 hatten Motorrad-Fahrer das Naturschutz-Gebiet regelrecht durchpflügt; das Landratsamt verhängte daraufhin Bußgelder. Lesen Sie dazu: Durchs Naturschutz-Gebiet gepflügt: Satte Bußgelder für Motocross-Fahrer

Um die schwierige Materie – in Deutschland gibt es etwa 560 Wildbienen-Arten – fachlich fehlerfrei darzustellen, bat er auch Erwin Scheuchl um dessen Unterstützung. Der sagte zu, begleitete die Erstellung der Manuskripte und steuerte viele Aufnahmen von Windsberg-Bienen bei. Bei einem Vortrag in Ingolstadt sagte er: "Der Windsberg mit seiner Bienenvielfalt ist einmalig in Bayern. Ich kenne keinen vergleichbaren Ort."



Das Pfaffenhofener Landratsamt übernahm die Zusammenstellung von Texten und Bildern, die Druckvorbereitung und die weitere Organisation. Bernhart dankte Landratsamt-Pressesprecher Karl Huber sowie den Mitarbeiterinnen Ingrid Wohlsperger und Katharina Ostler für die tatkräftige Unterstützung seiner Idee. Die Broschüre liegt ab sofort im Landratsamt sowie bei den Gemeinde-Verwaltungen zur kostenlosen Mitnahme aus.



Autor Peter Bernhard (links) und seine Frau übergaben an Landrat Martin Wolf die Wildbienen-Broschüre. Foto: Huber


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