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Hunderte von Einsätzen, blockierte Strecken, verletzte Personen: Eine Zusammenfassung der Vorkommnisse.

(ty) Mehr als 400 Einsätze registrierte allein die Einsatzzentrale des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord während des gestern Abend einsetzenden Unwetters bis kurz nach Mitternacht. Den Angaben zufolge handelte es sich in der Mehrzahl um herabfallende Äste und umgestürzte Bäume, die teilweise zu blockierten Straßen und Verkehrsunfällen führten. „Nach derzeitigem Kenntnisstand blieb es in den meisten Fällen bei Sachschäden, vereinzelt wurden Personen leicht verletzt“, heißt es in einer ersten Mitteilung aus Ingolstadt. Die vielen Einsatzanlässe führten teilweise zum vollständigen Zusammenbruch der Kommunikation zwischen der Deutschen Bahn und der Münchner Bundespolizei; zwei S-Bahnen blieben stehen. Im Folgenden lesen Sie eine Zusammenfassung der bislang bekannten Fälle, die bei Bekanntwerden weiterer Informationen ergänzt wird.

Schwerer verletzt wurden ein 28-jähriger Radfahrer und dessen Kind gestern Abend gegen 21 Uhr in Weßling (Kreis Starnberg), als ein umstürzender Baum die beiden traf. Vater und Kind wurden zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.  

Ein 24-jähriger Pkw-Fahrer war gestern gegen 21.15 Uhr auf der Staatsstraße von Ilmmünster nach Scheyern unterwegs, als gerade das Gewitter mit starkem Regen hier tobte. Nach Angaben des jungen Mannes stürzte ein größerer Ast direkt vor seinem Auto auf die Straße und er fuhr mit seinem BMW über diesen – Schaden am Auto: mindestens 1000 Euro. Nachdem sich der 24-Jährige von dem Schrecken erholt hatte, konnte er nach Angaben der Pfaffenhofener Polizei seine Fahrt fortsetzen. 

Ein 22-Jähriger war gestern Abend gegen 21 Uhr mit seinem Fahrrad von Hofstetten in Richtung Hitzhofen (Kreis Eichstätt) unterwegs, als er verunglückte. Durch das Unwetter waren von einigen am Fahrbahnrand stehenden Bäumen Äste und Zweige abgebrochen, die auf der Strecke lagen. Das erkannte der Radler zu spät, überfuhr sie und stürzte. Er wurde mit einer Unterarm-Fraktur in die Klinik nach Eichstätt gebracht.

Das starke Unwetter beschäftige auch die Beamten der Münchner Bundespolizei bei zahlreichen Nothilfe-Einsätze über mehrere Stunden. Von der Transportleitstelle der Deutschen Bahn wurden gegen 22.30 Uhr zwei auf freier Strecke stehende S-Bahnen gemeldet. Auf der Fahrt vom Münchner Ostbahnhof nach Erding, ebenso wie vom Münchner Hauptbahnhof nach Wolfratshausen, waren unter anderem zwei mit zahlreichen Passagieren besetzte S-Bahnen wegen ins Gleis gestürzter Bäume liegen geblieben.

Zwischen Solln und Wolfratshausen waren zunächst rund 150 Reisende von der Evakuierung betroffen, wenig später gab es auch in Baierbrunn einen Notfall-Einsatz. Wegen zahlreicher Unwetter-Einsätze mussten die Reisenden in beiden S-Bahnen Wartezeiten von mehreren Stunden in Kauf nehmen, bevor Einsatzkräfte eintrafen. Zudem konnten Notfallmaßnahmen der Deutschen Bahn wegen der großen Anzahl nahezu gleichzeitig eintretender Notfälle nur zeitverzögert eingeleitet werden.

"Die vielen Einsatzanlässe führten teilweise zum vollständigen Zusammenbruch der Kommunikation zwischen der Deutschen Bahn und der Bundespolizei", wurde heute gemeldet. "Einsatzinformationen konnten deswegen nicht wie gewohnt unmittelbar, zeitweise nur mit großer Zeitverzögerung gesteuert werden. Zudem erreichten auch die Einsatzkräfte der Bundespolizei die jeweiligen Einsatzlagen witterungsbedingt deutlich später als dies bei geordneten Straßenverhältnissen möglich gewesen wäre."

Auch heute Morgen kam und kommt es noch zu zahlreichen Verzögerungen und Streckensperrungen. So ist die Bundespolizei aktuell (Stand 11.30 Uhr) im Bereich Pullach wegen umgestürzter Bäume unterwegs. 

Ein Zug-Unfall bei Neustadt/Donau hat gestern Abend den Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Regensburg und Ingolstadt vollständig zum Erliegen gebracht. Ein Agilis-Zug war mit einem Ast oder kleinen Baum kollidiert, der wegen des Unwetters im Gleisbett gelandet war. Die Oberleitung wurde auf mehreren hundert Metern ramponiert, der Triebwagen demoliert. Erste, vorsichtige Schätzungen gehen von 150 000 Euro Schaden aus (Foto unten). Der Zug wurde von den angerückten Einsatzkräften evakuiert, die etwa 20 Passagiere wurden mit einem Bus weiterbefördert. Verletzt wurde niemand. Die Strecke ist wohl noch bis zum Sonntagmorgen gesperrt. Lesen Sie dazu mehr: Zug-Unfall bei Neustadt

Hoher Schaden entstand bei einem Zug-Unfall bei Neustadt/Donau (Foto: Pressedienst Riedel)

Wegen des Unwetters wurde die Freisinger Polizei in den Abend- und Nachtstunden zu zahlreichen Einsätzen gerufen. "Es mussten sowohl herabgefallene Äste von der Straße geräumt, als auch hochgedrückte Gullydeckel wieder eingehängt werden", so ein Sprecher der Inspektion. Nach Angaben der Freisinger Feuerwehr verursachte das Unwetter im Stadtgebiet und in zahlreichen Landkreis-Gemeinden erhebliche Schäden.

Beide Freisinger Feuerwachen waren ab 21.05 Uhr im Einsatz. An rund 15 Einsatzstellen in der Stadt mussten umgestürzte Bäume beseitigt, ausgehängte Gullydeckel wieder eingehängt und ein Bauzaun gesichert werden. Bäume blockierten unter anderem die Ismaninger Straße, Feldfahrt und An der Mühle. In Gebäuden an der Unteren Hauptstraße und im Clemensängerring unterstützte die Feuerwehr bei der Beseitigung von Wasserschäden.

Ab etwa 21.30 Uhr wurde in der Freisinger Hauptfeuerwache auch die Kreiseinsatzzentrale in Betrieb genommen. Fünf Mann unterstützten von dort aus die Integrierte Leitstelle und disponierten alle nicht zeitkritischen Einsätze im Landkreis. Mit Schwerpunkt auf den westlichen und südlichen Teil des Landkreises wurden hier insgesamt rund 60 Einsatzstellen betreut. Die Feuerwehr Freising war mit etwa 35 Mann und sieben Fahrzeugen im Stadtgebiet im Einsatz. Die letzten Einsatzkräfte rückten gegen 3 Uhr wieder ein. 

Auf dem Ammersee wurden mehrere Personen vom Unwetter derart überrascht, dass es die Segler nicht mehr ohne Hilfe der Einsatzkräfte sicher an Land schafften. 

Zur Lage in der Oberpfalz

Am gestrigen Abend zogen schwere Gewitter mit Starkregen und stellenweise Hagel auch über die gesamte Oberpfalz. Dadurch kam es zu zahleichen Behinderungen im Straßenverkehr. Bei Verkehrsunfällen wurden vier Personen verletzt. Bei der Polizeieinsatzzentrale Oberpfalz in Regensburg wurden gestern ab etwa 19 Uhr bis gegen Mitternacht an die 50 unwetterbedingte Einsätze registriert. Betroffen war die gesamte Oberpfalz, der zahlenmäßige Schwerpunkt lag jedoch in den Landkreisen Neustadt/Waldnaab und Amberg-Sulzbach.

Der Großteil der Einsätze bezog sich auf umgestürzte Bäume mit den damit verbundenen Verkehrsbehinderungen. So stürzten im Gemeindebereich Freudenberg (Kreis Amberg-Sulzbach) in einem Waldstück zwischen Lintach und Sägmühle mehr als 15 Bäume auf die Straße. Die Kreisstraße AS 18 musste in diesem Bereich gesperrt werden, bis die Feuerwehr die Bäume mit der Motorsäge zerlegt oder mit einem Traktor von der Fahrbahn gezogen hatte. 

In Sulzbach-Rosenberg hatte sich durch den Sturm an einem Gebäude der Malzfabrik ein größeres Blech gelockert und drohte auf die Straße zu fallen. Auch hier waren die Einsatzkräfte der Feuerwehr gefordert, um das Blechteil zu sichern. In der Unteren Gartenstraße in Sulzbach-Rosenberg wurde offenbar durch den Starkregen die Fahrbahn unterspült, so dass die Teerdecke aufriss.

In Regenstauf (Kreis Regensburg) schlug ein Blitz in den Kamin eines Wohnhauses ein, zu einem Brand kam es dabei nicht. Ansonsten wurden einige Fahrzeuge durch herabfallende Äste beschädigt, Bauzäune umgeweht oder Gullydeckel durch die Wassermassen herausgedrückt. Auf der A3 im Landkreis Neumarkt wurden im Baustellenbereich zwischen Velburg und Parsberg einige Verkehrsschilder umgeweht. Hier kam es kurzfristig zu Behinderungen. Aquaplaning war die Ursache für mindestens acht Verkehrsunfälle. Dabei waren die Fahrzeuge ins Schleudern geraten und in die Leitplanken geprallt oder in den Straßengraben gefahren. Insgesamt wurden hier zwei Personen schwer verletzt, zwei weitere Personen zogen sich leichte Verletzungen zu. 

Zur Lage in Niederbayern

Auch für den gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern lagen zwischen 19.40 Uhr bis gegen 24 Uhr mehrere Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes vor. Im genannten Zeitraum gingen in der Einsatzzentrale 335 Notrufe ein. Aus diesen entwickelten sich über 250 Einsätze, verteilt über den gesamten Regierungsbezirk. Dabei handelte es sich vor allem um Blitzeinschläge, abgedeckte Häuser, umgestürzte Bäume, auf der Fahrbahn liegende Äste, Stromausfälle in ganzen Ortschaften, Verkehrsunfälle, vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen. Einige Einsätze stachen – neben dem genannten Zug-Unglück bei Neustadt/Donau – besonders hervor.

In Buch am Erlbach gab es einen Blitzeinschlag in eine Hochspannungsleitung gegen 22.15 Uhr. Dabei riss die Hochspannungsleitung und erzeugte einen heftigen Funkenschlag in einem Weiher. Über den Stromversorger wurde eine Abschaltung der Leitung veranlasst. Auf der A3 bei Passau-Nord stürzten gegen 22.55 Uhr auf der Fahrbahn in Richtung Österreich 15 bis 20 Bäume auf die Straße. Die Autobahn war nur mehr auf einer Fahrspur befahrbar.

Gegen 23.35 Uhr teilte die Integrierte Leitstselle Straubing mit, dass in einem Bierzelt auf dem Sportgelände in Kirchdorf/Wald ein Musiker einen Stromschlag erlitten haben soll. Nach Feststellung vor Ort hatte ein Blitz in das Festzelt eingeschlagen und einen auf der Bühne befindlichen Musiker leicht verletzt. Der Mann wurde vom Rettungsdienst betreut.

Dieser Beitrag wird ergänzt, wenn weitere Informationen vorliegen.

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Zug-Unfall bei Neustadt 


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