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EADS-Chef Enders kündigt weitere Kürzungen und "harte Maßnahmen" in der Verteidiungssparte an. Was das für den mit 4500 Beschäftigten weltweit größten Cassidian-Standort im Kreis Pfaffenhofen bedeutet, bleibt unklar 

Von Tobias Zell

EADS hat für neuerliche Verunsicherung bei seinen Beschäftigten gesorgt. Denn der Luft- und Raumfahrtkonzern plant weitere Kürzungen in der Verteidigungssparte. „So viel steht jetzt schon fest: Ohne harte Maßnahmen wird es nicht gehen“, sagte EADS-Vorstandschef Thomas Enders der Süddeutschen Zeitung. „Um weitere Kosten- und Personalreduzierungen werden wir nicht umhinkommen.“ Was das für den weltgrößten Cassidian-Standort Manching mit seinen rund 4500 Beschäftigten bedeutet, bleibt unklar.

Bekanntlich wird das Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft von EADS zu einer gemeinsamen großen Sparte verschmolzen. „Wir sind jetzt dabei, mit Hochdruck die Integrations- und Synergiepläne für die neue Division zu erarbeiten. Im Dezember werden wir dazu Konkretes sagen können“, so Enders in der SZ. Dabei ließ er durchblicken, dass der Rotstift vor allem in Deutschland angesetzt werden könnte: „Was an den deutschen Standorten passiert, hängt im Wesentlichen von der Auftragslage in Deutschland ab. Exportaufträge helfen natürlich, ändern dieses Bild aber nicht grundsätzlich“, sagte er dem Blatt.

In Manching werden 240 Stellen werden auf jeden Fall wegfallen. Das erklärte Florian Taitsch, Leiter Wirtschaftspresse und Finanzkommunikation bei Cassidian, bereits im April gegenüber unserer Zeitung. Das war allerdings noch, bevor EADS seine umangreichen Konzern-Umbaupläne verkündet hat.

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS firmiert künftig unter der renommierten Marke Airbus. Das ist eine Folge umfangreicher Umstrukturierungen, die freilich auch Manching, den weltgrößten Standort der EADS-Tochter Cassidian, betreffen und ab Januar umgesetzt werden sollen. Die EADS-Bereiche für Rüstung, Raumfahrt und militärische Transportflugzeuge werden im Rahmen des Konzern-Umbaus zusammengefasst und firmieren dann unter dem Namen „Airbus Defence & Space“. Sitz dieser neuen EADS-Tochter wird München, ihr Chef soll der bisherige Cassidian-Chef Bernhard Gerwert (60) werden.

Die große Umstrukturierung wird Folgen für Cassidian in Manching haben, so viel steht fest – wenn auch noch völlig unklar ist, welche und in welchem Umfang. Die strategische Ausrichtung der Division betreffe jeden Standort – „natürlich auch Manching“, sagte Taitsch heute im Gespräch mit unserer Zeitung. Konkreter wollte er nicht werden. „Airbus Defence & Space“ soll, wie berichtet, als neue Division etwa 45 000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden Euro generieren.

„An der Strategie für die neue Division wird derzeit gearbeitet“, so Taitsch. Sobald diese vorliege, werde man mit den Arbeitnehmer-Vertretern sprechen und danach die Öffentlichkeit informieren. „Uns liegt sehr daran, die Arbeitnehmer-Vertreter einzubinden“, betont Taitsch.

Bernhard Stiedl, der IG-Metall-Beauftragte für Cassidian,  zeigte sich gegenüber unserer Zeitung heute „sehr überrascht“ über die aktuelle Ankündigung von „harten Einschnitten“. Die derzeitige Situation und Auslastung bei Cassidian rechtfertigen seiner Meinung nach keine „Reduzierungen bei Kosten und Personal“. Erst mit Auslauf des Eurofighter-Programms im Jahr 2016/17 habe Cassidian einen Personalüberhang. „Bis zu diesem Zeitpunkt sollte sich das Management gemeinsam mit der IG Metall Gedanken machen, wie neue Aufträge gewonnen werden können, um einen Personalabbau zu verhindern.“

Cassidian sei bereits heute die profitabelste Sparte im Konzern, sagt Stiedl und betont: „Wer in dieser Situation von Einsparungen spricht, will, dass die Belastungen für die Beschäftigten weiter steigen. Dagegen wird sich die IG Metall mit allen Möglichkeiten wehren.“ 

Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Umstrukturierungen und die von Enders Angekündigten „harten Maßnahmen“ auf Manching auswirken. Der Konzern kündigte an, noch im Laufe des Jahres weitere Details zu den Umbau-Plänen bekanntgeben zu wollen.

Es gilt indes als sehr wahrscheinlich, dass Manching, der weltgrößte Cassidian-Standort mit rund 4500 Beschäftigten, auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen wird. Das liegt nicht zuletzt an der Infrastruktur mit zwei Start- und Landebahnen, den Werkhallen, aber auch an der benachbarten WTD 61 der Bundeswehr, den System-Unterstützungszentren für Eurofighter und Tornado sowie der in Manching stattfindenden Wartung von Flugzeugen von NATO und Luftwaffe. Außerdem werden immer wieder die besonderen Fähigkeiten der Belegschaft in Manching unterstrichen – in Europa ist das so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal.

Manching biete ein Produkt-Portfolio, das zum absoluten Kerngeschäft auch in der neuen Division gehören werde, sagte Taitsch heute. Manching sei ein „starker Pfeiler des Kerngeschäfts“. 

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