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Eine Mitarbeiterin soll die Gesundheitsdaten einer psychiatrischen Patientin ausgeplaudert haben, um ihr zu schaden – Und die Klinik soll dem Opfer 5000 Euro "Schweigegeld" bezahlt haben 

(ty) Das Ingolstädter Klinikum kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nach der facettenreichen Affäre um die frühere Geschäftsführung und Alt-OB Alfred Lehmann (CSU) – die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwölf Beschuldigte – kommt nun auch noch der Vorwurf dazu, eine Mitarbeiterin des Krankenhauses habe im Jahr 2012 Informationen über eine psychisch kranke Patientin mit Absicht weitergegeben, um ihr zu schaden. Die betreffende Mitarbeiterin soll entlassen worden sein, allerdings ohne den Datenschutzbeauftragten über den Vorfall zu informieren.

Die betroffene Patientin soll 5000 Euro „Schweigegeld" bekommen haben. Jetzt geht sie mit ihrem Kölner Anwalt Herwin Henseler gegen die Klinik vor. Weil sie ständig auf ihre Krankheit angesprochen wird, hat sie sich entschlossen, gleich mehrere Anzeigen zu erstatten. Unter anderem gegen den früheren Geschäftsführer der Klinik, Heribert Fastenmeier.

 

Martina Schwarzer (Name geändert) war im Jahr 2012 Patientin in der Psychiatrie. Davon wussten – wie sie sagt – nur ihre engsten Angehörigen. Und auf die Schweigepflicht des Klinikums habe sie sich verlassen. Das war offenbar ein Fehler. Nach dem Aufenthalt in der psychiatrischen Abteilung des Klinikums habe ihre Schwiegermutter einen Anruf von einer Frau bekommen, die ihr alles erzählt habe, was Martina Schwarzer ihren Schwiegereltern nicht unbedingt erzählen wollte.

Ihr Verdacht richtete sich gegen eine bestimmte Mitarbeiterin der Klinik, die – so vermutet das Opfer – wohl aus Eifersucht (die Betreffende hatte angeblich ein Verhältnis mit dem Mann der Patientin) geplaudert hat und sich die Gesundheitsdaten von Martina Schwarzer aus der Akte angeeignet hat, auf die sie eigentlich gar keinen Zugriff haben dürfte.

 

Martina Schwarzer habe nach dem Anruf bei den Schwiegereltern den damaligen Klinikum-Chef Fastenmeier informiert. Und der soll die Vorwürfe überprüft sowie anschließend sozusagen informell gelöst haben. Die betreffende Mitarbeiterin wurde entlassen und Martina Schwarzer bekam im Jahr 2014 ein „Schweigegeld" in Höhe von 5000 Euro, das sie auch angenommen hat. Soweit die Schilderungen der betroffenen Patientin. Schwarzers Anwalt Herwin Henseler aus Köln sieht „eine gravierende Verletzung des Datengeheimnisses". Er sei gerade dabei, die Vorfall zivilrechtlich wie auch strafrechtlich aufzuarbeiten. 

„Klar ist, dass die Erspähung der Daten geschehen ist und für eigennützige Zwecke missbraucht wurde", sagt Henseler, „die betreffende Mitarbeiterin hat meine Mandantin ja nicht behandelt und hatte somit auch kein Recht, auf diese Daten zuzugreifen." Der Anwalt will nun erreichen, dass seine Mandantin, die seit dem Anruf in ständiger Angst lebe, auf ihre Krankheit angesprochen zu werden, ihren "Seelenfrieden wiederfindet und auch merkt, dass sie nicht schutzlos ausgeliefert ist". Henseler wartet nun, wie und ob die Klinikleitung reagiert, wie er unserer Zeitung heute sagte. Um daraus nicht zuletzt die Ansprüche seiner Mandantin festzusetzen.

Offenbar hat das Ingolstädter Klinikum damit einen weiteren Skandal. Bekanntlich ermittelt die Staatsanwaltschaft in anderer Sache bereits gegen zwölf Beschuldigte; lesen Sie dazu: Hat Alfred Lehmann sich bestechen lassen?

 

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