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In Hohenwart wird aus regenerativen Quellen viel mehr Strom produziert, als vor Ort verbraucht wird – allein die Windkraft deckt 90 Prozent des Bedarfs

(ty) Nicht nur für Bürgermeister Manfred Russer (CSU), auch für die Mitglieder des Marktgemeinderats war diese Nachricht einigermaßen überraschend. In Hohenwart wird deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, als im gesamten Gemeindegebiet überhaupt an Strom verbraucht wird. 

Jedes Jahr liefert der Netzbetreiber, die Bayernwerk AG, den Kommunen die neuesten Daten. Und aus denen geht hervor, dass im vergangenen Jahr in der Gemeinde Hohenwart aus Biomasse, Kraft-Wärme-Kopplung, Sonne, Wasser und Wind knapp 26,2 Millionen Kilowattstunden an Strom produziert beziehungsweise eingespeist worden sind. Dabei deckt allein die lokal erzeugte Windkraft rund 90 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in der Gemeinde.

 

Gemessen am Gesamtbedarf an Strom in Hohenwart decken die erneuerbaren Energieträger rund 156 Prozent des gesamten Verbrauchs. Oder anders gesagt: In der Gemeinde wird 56 Prozent mehr – regenerativer – Strom erzeugt als verbraucht. Diese „Überproduktion“ lässt sich auf rund 9,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr beziffern – das entspricht ungefähr dem Bedarf von 2700 Haushalten, bei einem angenommenen Verbrauch von im Schnitt 3500 Kilowattstunden per anno. 

Die zweite gute Nachricht wurde ebenfalls nicht ohne Stolz von den Gemeinderäten aufgenommen: Trotz des Anstiegs an Stromverbrauchern um rund 4,22 Prozent in den Jahren 2011 bis 2014 ist der Verbrauch selbst deutlich gesunken. Und zwar um gut 1,1 Millionen auf knapp 16,8 Millionen Kilowattstunden. Zur Einordnung: 1,1 Millionen Kilowattstunden entsprechen dem jährlichen Verbrauch von rund 330 Zwei-Personen-Haushalten.

 

Dass sich die Ökobilanz seiner Gemeinde in Sachen Stromerzeugung in den vergangenen Jahren verbessert habe, das sei ihm freilich durchaus bewusst gewesen, sagt Russer. „Dass die Spanne zwischen Einspeisung und Verbrauch so deutlich wird, damit hatte ich allerdings nicht gerechnet.“ Gegenüber dem Jahr 2011 konnte die regenerativ erzeugte Strommenge in Hohenwart um sage und schreibe 240 Prozent gesteigert werden; nämlich von 7,75 Millionen auf 26,2 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Das hat zwei Hauptgründe: Die Anzahl der Photovoltaik-Anlagen ist gestiegen, vor allem aber wurden bei Engelmannsberg vier Windräder errichtet (wovon eines auf Pfaffenhofener Stadtgebiet steht). 

Aktuell gibt es in der Gemeinde Hohenwart zudem zwei Biomasse-Anlagen mit einer installierten Leistung von 395 Kilowatt und fünf Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (65,9 Kilowatt). Außerdem 328 Photovoltaik-Anlagen mit rund 8200 Kilowatt, darunter der Solarpark beim Gewerbegebiet „Ziegelstadeläcker“, der teilweise die dortigen Betriebe versorgt. Ferner drei Wasserkraft-Anlagen mit insgesamt 290 Kilowatt und eben die drei genannten Windkraft-Anlagen mit 9150 Kilowatt. Unterm Strich zählt die Kommune also 341 Anlagen zur Gewinnung von regenerativer Energie mit einer Gesamtleistung von 18 100 Kilowatt.

Interessant ist für Russer aber auch die Effizienz der jeweiligen Energieträger. Dass Biomasse, Kraft-Wärme-Kopplung und Wasserkraft grundlastfähig seien, das zeige ein Vergleich der Werte für Stromerzeugung je Kilowatt installierter Leistung. So erzeugen im Bereich Biomasse die genannten 395 Kilowatt übers Jahr gesehen rund 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom – das sind 4500 Kilowattstunden pro Kilowatt. Noch effizienter ist die Kraft-Wärme-Kopplung mit 6650 Kilowattstunden pro Kilowatt. Aus Wasserkraft werden 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom beigesteuert – das sind 4500 Kilowattstunden pro Kilowatt. Und die Photovoltaik-Anlagen bringen es zusammen auf 7,6 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr – das sind 930 Kilowattstunden pro Kilowatt. Aus der Windkraft kommen pro Kilowatt 1650 Kilowattstunden.

Mit Blick auf den gesunkenen Stromverbrauch in der Gemeinde, steht laut Russer zu vermuten, dass zum Beispiel immer mehr Speicherheizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden. Aber auch bei der Straßenbeleuchtung wurde Energie eingespart: „Durch verschiedene Umstellungen in den vergangenen drei Jahren konnte der Verbrauch um rund 100 000 Kilowattstunden gesenkt werden“, berichtet Russer – allein diese Reduzierung entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von etwa 29 Zwei-Personen-Haushalten.


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