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Durch den Abgas-Skandal bei VW haben sich nicht nur ein paar starke Sprüche erledigt – Die Stadt wird neue Schulden aufnehmen müssen 

(ty) „Wenn ich in die Kita komme, ist Ingolstadt schuldenfrei.“ Mit diesem Spruch und dem Bild eines Babys hat die Stadt beim letzten Stadtratswahlkampf  Werbung gemacht für die solide Haushaltspolitik in Ingolstadt. Das indes ist Schnee von gestern. Und es sah ja damals wirklich fast so aus, als ob Ingolstadt in der Tat 2016 schuldenfrei sein würde. Diese hehren Pläne indes hat Volkswagen zur Makulatur werden lassen. Statt Schuldenfreiheit sind jetzt neue Schulden angesagt für die Stadt, die wie keine andere bayerische Stadt am Tropf der Automobilindustrie hängt. Der nette Spruch jedenfalls dürfte derzeit eher lauten: „Wenn ich mein Abitur habe, ist die Stadt schuldenfrei.“

Wie teuer kommt die Stadt der Abgas-Skandal wirklich zu stehen? Und wie lange wird sich die Krise hinziehen? So genau kann das im Augenblick wohl niemand sagen. Klar ist, dass die derzeitigen Rückstellungen des Konzerns wohl kaum reichen werden, die Krise aus der Welt zu schaffen. 16,4 Milliarden Euro hat VW bislang für den Abgas-Skandal zurückgestellt und damit 2015 den größten Unternehmensverlust in der VW-Geschichte hingelegt. Am Wochenende nun haben sich städtische Referenten und Bürgermeister zu einer Klausur zusammengefunden, um die aktuelle Lage zu bewerten und auch die Konsequenzen für die nächsten Jahre. Und die sehen so aus, dass die Stadt vermutlich 90 Millionen Euro neue Schulden aufnehmen muss, um die Finanzkrise zu überstehen, in der die Stadt Ingolstadt derzeit steckt.

Vor 2018 wird vermutlich keine Gewerbesteuer von Volkswagen mehr die städtischen Kassen erreichen. Und bei dem Investitionsvolumen der Stadt reichen die Rücklagen alleine kaum aus, um das zu bewältigen. Und das ist nur die Rechnung der Stadt. Wie realistisch es ist, in zwei Jahren bereits wieder mit Gewerbesteuerzahlungen zu rechnen, werden die nächsten Monate zeigen. Und auch, ob rund 30 Milliarden Euro Konzern-Rückstellungen  – wie aktuelle Schätzungen lauten – reichen werden, um die Krise zu befrieden. Die derzeitigen 16,4 Milliarden Euro werden kaum mehr als die Kosten in den Vereinigten Staaten abdecken. Von Europa und Asien ist noch keine Rede. Und die Auguren der Automobilindustrie sagen bereits das absolute Ende der Dieselkultur in Amerika voraus. Was VW und Audi ebenso teuer zu stehen kommen könnte wie die forcierten Entwicklungskosten im Bereich der Elektrifizierung.

Für Ingolstadt bedeutet dies nicht nur neu Schulden aufnehmen zu müssen, sonder auch an er einen oder anderen Stelle an der Investitionsschraube zu drehen. Was genau den unfreiwilligen Sparwillen zu spüren bekommen wird, steht noch nicht fest. Zumal es einige Großinvestments gibt, bei denen Einsparungen nicht möglich sind ob ihrer Notwendigkeit oder der Tatsache, dass sie schon zu weit fortgeschritten sind, um entschlossen auf die Bremse zu treten und sie entweder zu stoppen oder zeitlich zu verschieben. 


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