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Großeinsatz auf der Staatsstraße 2232 bei Uttenhofen nach spektakulärem Bagger-Crash – Gut 50 ehrenamtliche Helfer von gestern Abend bis heute Mittag im Einsatz – Durchfahrt für den Verkehr weiterhin gesperrt

(ty) Auf der Staatsstraße 2232 zwischen Pfaffenhofen und Geisenfeld ereignete sich gestern Vormittag – wie mehrfach berichtet – ein ebenso spektakulärer wie folgenschwerer Unfall. Ein auf einem Tieflader transportierter, 16 Tonnen schwerer Bagger, rammte die Brücke bei Zierlmühle nahe Uttenhofen und beschädigte diese so schwer, dass letztlich aktute Einsturzgefahr diagnostiziert wurde. Direkt hinter dem Tieflader fuhr ein Ehepaar mit seinem Pkw, der von herabfallenden Betonteilen völlig zerstört wurde. Wie durch ein Wunder erlitt das Ehepaar im Alter von 60 und 66 Jahren nur leichte Verletzungen.

Dieses Bild bot sich nach dem Crash (Foto: Zell)

Besonders problematisch an den Folgen des Crashs: Die Brücke überspannt nicht nur die Staatsstraße, sondern auch die wichtige Bahnstrecke München–Nürnberg. Zusammen mit den Feuerwehren der Stadt Pfaffenhofen und dem Rettungsdienst wurde der THW-Fachberater alarmiert. Nachdem die Verletzten versorgt sowie Straße und Bahnstrecke gesperrt waren, bestand zunächst keine akute Gefahr mehr und alle Einsatzkräfte rückten wieder ab.

Wenige Stunden später alarmierte die Polizei dann aber nochmals den THW-Fachberater zur Einsatzstelle. „Mehrere Statiker hatten die akute Einsturzgefahr der Brücke festgestellt, was eine Sperrung von mehreren Wochen oder länger bedeuten würde“, so ein Sprecher des Pfaffenhofener THW. Da zumindest die Bahnstrecke wieder schnellstmöglich freigegeben werden musste, seien Fachfirmen zur Abstützung angefragt worden. Da auch von diesen keine unmittelbare Lösung angeboten werden konnte, habe das Staatliche Bauamt das THW um Hilfe gebeten. „Eine nicht ganz alltägliche Anfrage“, räumt man da selbst beim THW ein. Das gefährdete Brückensegment wiegt immerhin über 200 Tonnen.

Der auf solche Schadensfälle spezialisierte THW-Baufachberater aus dem Ortsverband Neuburg erarbeitete zusammen mit den Statikern vor Ort eine Lösung. Dafür musste zunächst einmal umfangreiches Spezialmaterial binnen wenigen Stunden organisiert werden. Der Zugtrupp des Pfaffenhofener Ortsverbands wurde daraufhin alarmiert, um die Organisation vor Ort zu übernehmen.

Mehrere Großfahrzeuge vom THW Pfaffenhofen, zum Teil mit Anhänger und Tieflader, holten Material von verschiedenen Unternehmen aus der Region. Und für den Transport von speziellen Schwerlaststützen aus Fürth wurde ein Kipper vom THW-Ortsverband aus Hilpolstein alarmiert. „Parallel dazu wurden insgesamt acht Fahrzeuge und Gerät aus dem Ortsverband Pfaffenhofen zur Einsatzstelle gebracht“, schildert ein Sprecher des THW. Eine Gruppe übernahm indes die Ausleuchtung und Absperrung des Geländes.

 

Nach wenigen Stunden war das komplette Material vor Ort und die restliche Mannschaft des Pfaffenhofener THW-Ortsverbands konnte alarmiert werden. Knapp 30 Helferinnen und Helfer aus Pfaffenhofen, vier aus Neuburg und drei aus Hilpotstein begannen nun mit den Arbeiten. Zunächst wurde die Straße vom Bauschutt geräumt. Anschließend wurden zehn Stahlplatten mit einem Gewicht von jeweils 700 Kilogramm auf dem Asphalt verlegt, um die Last der Stützkonstruktion aufzunehmen und gleichmäßig zu verteilen.

Ein weiteres Team begann mit der Montage der Schwerlaststützen, die jeweils 20 Tonnen Gewicht tragen können. Mit Hilfe der Arbeitsplattform des Teleskopladers wurden zugleich an der Unterseite der Brücke die freigelegten Bewährungen aus Spezialstahl abgetrennt. Das Seitenteil wurde parallel dazu mit normalen Baustützen abgefangen.

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Kurz nach Mitternacht aber begann aber der schwerste Teil der Arbeit: Mit Hilfe eines Autokrans wurden 1,2 Tonnen schwere Träger unter die Brücke gebracht. „Diese mussten dann mit den Schwerlaststützen unterbaut und sowohl oben, als auch unten verschweißt werden“, berichtet ein THW-Sprecher. „Da die Arbeiten im akuten Gefahrenbereich stattfinden mussten, wurden einige Sicherungssysteme installiert. Ein Rotationslaser wurde beispielsweise so auf der Brückenmitte installiert, dass bei kleinsten Bewegungen ein Alarm ertönt wäre.“

Gegen 9 Uhr früh konnte von den Statikern und dem Notfallmanager der Bahn die ICE-Strecke wieder teilweise freigegeben werden, heißt es im THW-Bericht weiter. Die Restarbeiten dauerten dann aber noch bis Mittag. Aufgrund der anstrengenden Arbeiten und der Hitzebelastung bereits am Vormittag waren um 7 Uhr nochmal sechs Helfer vom THW Neuburg und sechs Helfer vom THW Ingolstadt nachalarmiert worden. Erst gegen 13 Uhr konnten alle wieder abrücken.

 

„Ein technisch wie auch körperlich herausfordernder Einsatz, der die Fähigkeiten des THW auch in nicht alltäglichen Einsatzsituationen zeigt, ging gegen Mittag erfolgreich zu Ende“, lautet das Fazit der ehrenamtlichen Helfer. Insgesamt waren gut 50 THW-Kräfte mit 13 Fahrzeugen im Einsatz. Etwa 15 Tonnen Stützmaterial wurde verbaut. Für den Pfaffenhofener THW-Ortsverband war es bereits der dritte Einsatz in dieser Woche. Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt den engagierten Ehrenamtlern nicht: Bereits am Abend ist eine Übung des internationalen „High Capacity Pumping“-Teams in Münchsmünster angesetzt.

Durchfahrung der Brücke weiter gesperrt

Während der Zugverkehr nun wieder rollt, bleibt die Durchfahrung der Brücke für den Straßenverkehr auch weiterhin gesperrt. Und das wird auch noch mehrere Tage lang so bleiben. Wie ein Sprecher des Staatlichen Bauamts Ingolstadt heute auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, werde die Durchfahrung der Brücke auf jeden Fall noch bis Mitte oder Ende nächster Woche gesperrt sein. Bei einem Termin mit Vertretern von allen beteiligten Behörden solle nächste Woche das weitere Vorgehen besprochen werden. 

Für die Autofahrer bedeutet das: Der Abschnitt der Staatsstraße 2232 zwischen der Abzweigung nach Walkersbach und Rohrbach bleibt noch mehrere Tage lang gesperrt; es muss also weiterhin eine Umleitung in Kauf genommen werden.

Arne Schönbrodt, der zuständige Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt, bezeichnet die Schäden an dem direkt von dem Crash betroffenen Teil der Brücke als massiv. Momentan sei noch völlig offen, ob die Brück überhaupt saniert werden könne. Schönbrodt hält es sogar für sehr wahrscheinlich, dass der komplette Überbau erneuert werden muss. Weil die Fahrbahn auf der Brücke derzeit zufällig gerade saniert wird und deshalb die Asphaltschicht abgetragen ist, habe man auf den ersten Blick gesehen, dass sich die durch den Aufprall des Baggers entstandenen Risse bis oben durchziehen.


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