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Die Pfaffenhofener Kleiderkammer hat bereits 1000 Teile ausgegeben – das zeigt, wie wichtig die Einrichtung ist. Doch wenn keine dauerhaften Räume gefunden werden, droht dem Projekt das Aus

Von Tobias Zell 

Selbst wer nur kurz in der neu eingerichteten Pfaffenhofener Kleiderkammer in der Auenstraße vorbeischaut, bekommt einen lebhaften Eindruck davon, wie groß die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort ist. Fast schon im Minutentakt kommen Leute und geben Kleidung, Schuhe oder Spielzeug ab, um damit denen zu Helfen, die in diesen Zeiten jede Hilfe gebrauchen können. Aber nicht nur die Spendenbereitschaft der Menschen ist riesig, auch der Bedarf ist groß. Obwohl die Kleiderkammer erst kürzlich eingerichtet wurde und auch nur jeden Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet hat, sind bereits 1000 Teile zum symbolischen Betrag von einem Euro verkauft worden. 

Auch heute herrschte wieder reges Treiben im ehemaligen Kunsthaus Hitzler in der Auenstraße 13, wo die Kleiderkammer eine vorübergehende Heimat gefunden hat. Da wurde nicht nur fleißig angeliefert, sondern es wurden auch heute wieder zahlreiche Teile ausgegeben. Einkaufen kann in der Kleiderkammer jeder, der Bedarf hat; das Angebot richtet sich ausdrücklich nicht nur an Asylbewerber. Übrigens helfen auch drei Flüchtlinge selbst eifrig mit: Yasser Alchikh, Zias Rashid und Husni Churbaji aus Syrien packen beim Sortieren, Zusammenlegen und Verteilen der abgegebenen Ware tatkräftig mit an. 

Die Kleiderkammer steht allen Menschen offen, die mit einem begrenzten finanziellen Budget haushalten müssen. Sie finden dort gut erhaltene Damen-, Herren-, Kinder- und Babybekleidung, Schuhe, Bettwäsche und andere Textilien sowie auch Spielsachen oder Stofftiere.

Die Ausgabe der Ware erfolgt gegen eine symbolische Schutzgebühr von einem Euro pro Teil. Es können pro Person maximal fünf Teile pro Öffnungstag von jeder Person mitgenommen werden. Der Erlös wird dem hiesigen Verein „Familien in Not“ und dem Asyl-Arbeitskreis Pfaffenhofen zur Verfügung gestellt und kommt auf diesem Wege auch wieder Bedürftigen zugute. 

Jetzt geht die Kleiderkammer aber erst einmal in die Weihnachtspause – mit einem gewissen Gefühl der Zufriedenheit, wie die Organisatoren berichten. Denn die 1000 bislang ausgegebenen Teile dokumentieren, dass man wirklich helfen konnte. Obwohl es natürlich weiterhin viel zu tun gibt. Genau deshalb wäre es auch wichtig, eine dauerhafte Bleibe für die Kleiderkammer zu finden. 

Gut angekommen ist auch die Weihnachts-Wunsch-Aktion in der Kleiderkammer, die heute zu Ende ging. Asylbewerber konnten kleine Wünsche des täglichen Bedarfs auf einen Zettel schreiben und an ein Holzbrett in Form eines Christbaums pinnen. Wer helfen wollte, konnte einen der Wünsche wahr machen und die Dinge abgeben. So wurden auch heute wieder mehrere Geschenke, teils prächtig verpackt, angeliefert – und einige Flüchtlinge werden nun tatsächlich zu Weihnachten eine schöne Bescherung erleben: Für sie werden zumindest kleine Wünsche wahr.

Am nächsten Samstag, 27. Dezember, bleibt die Kleiderkammer geschlossen. Nächster Öffnungstag ist der Samstag, 3. Januar, zu den üblichen Zeiten: 9 bis 13 Uhr. Wie es dann aber weitergeht, das steht noch in den Sternen. Vorerst ist nur klar, dass das Projekt bis 17. Januar läuft. Die Kleiderkammer Pfaffenhofen ist eine Initiative des hiesigen SPD-Ortsvereins in Kooperation mit dem Arbeitskreis-Asyl. Die Verantwortlichen und das mittlerweile rund 20-köpfige Kleiderkammer-Team befassen sich bereits mit den Überlegungen, wie es nach dem 17. Januar weitergehen soll. Das Problem ist wohl die Räumlichkeit. 

"Wir sehen, dass der Bedarf gegeben ist und es wäre daher wünschenswert, wenn wir die Kleiderkammer in Pfaffenhofen fortführen könnten“, sagte der SPD-Ortsvorsitzende Markus Käser heute vor Ort im Gespräch mit unserer Zeitung. „Helferinnen und Helfer sowie Kleiderspenden haben wir. Allerdings benötigen wir auch einen Raum, in dem wir mittel- beziehungsweise langfristig bleiben können“, betont er. Und genau das ist der Knackpunkt. „Denn das Gebäude in der Auenstraße 13, das wir von der Familie Hirschberger zur Verfügung gestellt bekommen haben, soll ja bekanntlich im nächsten Jahr abgerissen werden.“

Die Kleiderkammer, die ins Leben gerufen worden ist, um zu helfen, benötigt also möglicherweise bald selbst Hilfe: Neue Räumlichkeiten müssen her, sonst könnte dem so wichtigen wie auch gut angenommenen Projekt ein jähes Ende drohen. Was tunlichst nicht passieren sollte – schon allein deshalb, weil bekanntlich der Zustrom an Asylbewerbern den Prognosen zufolge nicht abreißen wird. 

So kann man zum neuen Jahr nicht nur dem Kleiderkammer-Team, sondern in erster Linie den Bedürftigen wünschen, dass sich bald jemand mit einem großen Herz findet, der Räume zur Verfügung stellt und der Kleiderkammer eine Zukunft gibt.


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