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Der Augsburger Bischof Meier predigte zum Weihnachtsfest unter anderem über das "morsche und marode" Sozialsystem und über künstliche Intelligenz.

(ty/pba) In der Christmette in der Heiligen Nacht und im Pontifikalamt am Weihnachtstag hat Bischof Bertram Meier im Augsburger Dom hervorgehoben, dass Gott sich auf die "Lebensform Mensch eingelassen" habe", um die vielfältigen Nächte der Menschen mit seinem Licht hell zu machen. Angesichts der durch die künstliche Intelligenz (KI) angestoßenen Veränderungen rief das Oberhaupt des Bistums Augsburg – zu dem auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören – dazu auf, den Menschen als solchen wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

In seiner Predigt zur feierlichen Christmette im Hohen Dom hat Bischof Meier betont, dass es kein Zufall sei, dass man diese Feier in der Nacht abhalte. So wie Gott durch seine Menschwerdung ein nicht verlöschendes Licht in die Dunkelheit gesetzt habe, gelte es in der Finsternis der eigenen Existenz, das Licht Gottes zu suchen und zu finden. Der Mensch sei stets versucht, sein Glück im Materiellen oder im großen Geld zu suchen, so der Bischof: "Gott ist im Gehen. Weihnachten feiern geht auch ohne Gott. Doch wo wir aufhören, Gott die Ehre zu geben, fangen wir bald an, uns selbst groß aufzuspielen." Weihnachten sei ein Zeichen, dass Gott "im Kommen" und mitten unter uns sei.

So wie es bereits im deutschsprachigen Namen des Festes anklinge oder im berühmten Weihnachtslied "Stille Nacht" besungen werde, sei es kein Zufall, dass Weihnachten eben als erstes in der Nacht gefeiert werde und dies zudem noch in der dunkelsten und kältesten Jahreszeit. Gottes Licht strahle auch hell in die Dunkelheiten des Lebens hinein, wie persönliche Krisen und Umbruch-Situationen, Verluste und Verlust-Ängste. Schließlich stelle sich auch die Frage nach dem Loslassen und dem Tod: "Jeder Mensch erlebt seine Nächte zu individuellen Daten und Zeiten. Die dunklen Nächte dauern oft lang: Es sind unübersichtliche Zeiten, mit einigem Schwarz und noch viel mehr Grau" – wie etwa schon zu den Zeiten, als "Stille Nacht" komponiert worden sei, habe damals doch eine große Hungersnot geherrscht.

Gott habe der Welt in Christus sein Licht geschenkt, doch auch die Menschen seien aufgefordert, einander ein Licht in der Dunkelheit zu sein – etwa mit dankbaren Blicken, freundlichen Worten, liebevollen Umarmungen oder einem offenen Ohr: Alles Wege, um "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu werden für den Retter der Welt". Gott habe an Weihnachten die Welt durch seine Liebe gerettet: "Heil der Welt, heile die Welt! Dieser Wunsch hat sich an Weihnachten erfüllt: Christ der Retter ist da!"

Im Pontifikalamt am Weihnachtstag stellte Bischof Meier wiederum die "Lebensform Mensch" in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. So hätten auch heute viele Menschen keine feste Bleibe oder würden in ärmliche Verhältnisse hineingeboren werden. Weil Gott Mensch geworden sei, sei Weihnachten "der berühmte Punkt jenseits der Erde, von dem der alte griechische Mathematiker Archimedes meinte, dass von ihm aus die Welt bewegt werden könne". Gott habe sich bewusst auf die "Lebensform Mensch" eingelassen. Bischof Meier proklamierte: "Auch in der KI-Ära – Wort des Jahres 2025 – gebe ich das Motto aus: Der Mensch muss in die Mitte! Und er muss in der Mitte bleiben!"

Dem aufmerksamen Beobachter entgehe aber auch nicht, wie "morsch und marode" unser heutiges Sozialsystem sei. "Gerade in der aktuellen Diskussion um Gesundheits-, Steuer- und Renten-Reform, eingebettet in die Debatte um einen einschneidenden und nachhaltigen Sparkurs beim Staat ebenso wie in den Kirchen, steht zu hoffen, dass nicht immer mehr Menschen durch die immer weiter werdenden Maschen des sozialen Netzes fallen", so der Bischof. Und auch die Fronten zwischen Arm und Reichen würden immer mehr in Bewegung geraten. Daher stelle sich die Frage, wer wirklich reich sei.

Gott habe in der Krippe neu definiert, worin Reichtum bestehe. Bei ihm gehe es an die Substanz: "Er, der reich war, wurde euretwegen arm." Gott verliere durch seine Menschwerdung nichts. Äußerlich sei er aber ein armer Mensch geworden und habe so die göttliche Logik der Liebe bezeugt: "Der Gewinn liegt im Geben." Reich sei man demnach also, wenn man sich für eine neue Priorität entscheide: vom Haben zum Sein. Und so fasste der Augsburger Bischof seine Predigt auch folgendermaßen zusammen: "Seitdem Gott die Lebensform Mensch gewählt hat, hat die Menschlichkeit oberste Priorität – und das nicht nur zur Weihnachtszeit."

 

Das Pontifikalamt am Weihnachtstag endete mit dem Apostolischen Segen, den der Diözesan-Bischof in Vertretung des Papstes drei Mal im Jahr spenden darf. Mit dem Segen ist ein vollkommener Ablass zeitlicher Sündenstrafen verbunden. Erkennbar ist er an der besonderen Schlussformel: "Auf die Fürbitte der heiligen Apostel Petrus und Paulus segne euch der allmächtige Gott, der Vater + und der Sohn + und der Heilige Geist."

Der Domchor sang am Heiligen Abend die Pastoralmesse von Karl Kempter, der Karl-Kraft-Chor weihnachtliche Chorsätze. Das Domorchester begleitete das Pontifikalamt musikalisch. Der festliche Gottesdienst wurde live im Fernsehen auf a.tv und allgäu.tv übertragen. Am Ersten Feiertag führte der Kammerchor der Augsburger Domsingknaben wiederum die "Missa Papae Marcelii" von Giovanni Pierluigi da Palestrina auf. Ein Bläser-Ensemble gestaltete den Gottesdienst mit. 


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