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Der Pfaffenhofener Vize-Landrat Karl Huber (Bürgerliste) spricht im Interview mit unserer Zeitung unter anderem über Bürokratie-Abbau, seine derzeitigen Aufgaben, die Landkreis-Finanzen, Bürger-Kontakte und die größten Herausforderungen.

(ty) Er war viele Jahre lang Bürgermeister von Ernsgaden, Büro-Leiter des Pfaffenhofener Landrats und Presse-Sprecher am Landratsamt. Seit einigen Jahren ist er eigentlich in Pension – doch von Ruhestand kann keine Rede sein. Seit der jüngsten Wahl ist er Vize-Landrat. Karl Huber (Bürgerliste) ist bekannt dafür, ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen zu haben. Er bringt jahrzehntelange Erfahrung in Verwaltung und Politik mit – und gilt als einer, der genau zuhört, Probleme erkennt und Lösungen sucht. Im Interview mit unserer Zeitung erklärt er, was seine derzeitigen Aufgaben sind, warum er sich für neue Strukturen in der Gesundheits-Versorgung einsetzt, welche Herausforderungen in Zukunft zu bewältigen sind und weshalb ihm das Gespräch mit den Bürgern und der Bürokratie-Abbau besonders am Herzen liegen. Zugleich unterstreicht er die Rolle des Ehrenamts.

Herr Huber, wie würden Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage im Kreis Pfaffenhofen in wenigen Sätzen beschreiben?

Huber: "Unser Landkreis steht wirtschaftlich noch gut da, wir haben eine nach wie vor niedrige Arbeitslosen-Quote und eine verhältnismäßig hohe Lebensqualität. Das geht aus entsprechenden Umfragen und Ranglisten immer wieder hervor. Grund dafür ist sicherlich unsere gute Lage zwischen München und Ingolstadt. Wir spüren die Vorteile, aber auch die Nachteile der Metropol-Region München. Prognosen sagen, dass wir in den nächsten 15 Jahren weiterhin wachsen werden – durchschnittlich um 1000 Personen pro Jahr. Dies ist natürlich auch abhängig davon, wie sich der Wirtschafts-Zyklus entwickelt. Im nördlichen Landkreis spüren wir bereits die ersten Auswirkungen der nachlassenden Konjunktur auf dem Automobilmarkt."

Die Gesundheits-Versorgung ist vielerorts ein Problem. Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation im Landkreis?

Huber: "Wir investieren nach wie vor stark in unsere Ilmtalklinik, um den Status-Quo zu halten und die Klinik so zu stützen, dass sie ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen kann. Es ist bekannt, dass die Kliniken vom Bund, vom Land und vom gesamten System her unterfinanziert sind. Den Letzten beißen die Hunde – und das sind die Landkreise als Träger der Krankenhäuser. Letztendlich zahlen die Gemeinden über die Kreis-Umlage die Zeche. Die Strukturen im Gesundheitswesen passen nicht mehr. Der Landkreis arbeitet daran, regional abgestimmt und verstärkt zu agieren. Doch es geht alles sehr zäh, die nicht mehr passenden Strukturen lassen sich nur schwer verändern. Gleichzeitig können wir uns keine Verzögerung beim Umbau hin zu optimierten Strukturen mehr leisten. Ich glaube, das ist allen Verantwortlichen bewusst."

Es wird immer wieder davon gesprochen, dass der Landkreis zu viele Schulden macht. Wie sehen Sie das?

Huber: "Die allermeisten Aufgaben sind Pflichtaufgaben, die vom Staat vorgegeben sind. Da kann man nicht einfach die Zahlung einstellen. Wir stellen die in Gesetzen garantierten Leistungen sicher, ohne dafür einen staatlichen Ausgleich zu bekommen – beispielsweise im Gesundheits- und Sozialwesen. Im Migrations- und Personal-Bereich kommt der Freistaat mit den Zahlungen nicht nach. Viele der jetzt hohen Ausgaben wurden bereits vom früheren Kreistag in den Jahren 2014 bis 2020 beschlossen, etwa der Neubau der Realschule in Geisenfeld mit rund 70 Millionen Euro oder die Generalsanierung der Ilmtalklinik. Hier sollte man also fair bleiben und die Kirche im Dorf lassen. Man kann zwar noch wirtschaftlicher werden und sparen, etwa bei freiwilligen Leistungen – doch das ist marginal und wird die strukturellen Probleme im Finanzbereich nicht lösen."

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in den nächsten Jahren?

Huber: "Viele Herausforderungen in den nächsten Jahren liegen vor allem auf Bundes- und Europa-Ebene: die Sicherung des Friedens und die Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit unseres Landes angesichts einer instabilen Weltlage. Daneben sehe ich die großen D-Themen: Demographie, Dekarbonisierung, Digitalisierung, Demokratie-Sicherung und Deregulierung. Auf Landkreis-Ebene stellen sich Fragen wie: Wie gehen wir mit einer älter werdenden Gesellschaft um? Wie schaffen wir bezahlbaren Wohnraum – auch im Hinblick auf die Integration von Migranten? Wie soll die Mobilität der Zukunft aussehen? Gibt es künftig im ländlichen Raum genügend Ärzte? Was tun wir lokal und regional gegen den Klimawandel? Wie schaffen wir einen echten Bürokratie-Abbau? Der nächste Kreistag wird sich mit diesen Themen intensiv befassen müssen."

Wie beurteilen Sie den Stand der Dinge beim Bürokratie-Abbau?

Huber: "Das ist ein wichtiges Thema. Die große Politik sagt zwar, man werde für weniger Vorschriften sorgen. Aber in den vergangenen Jahrzehnten habe ich eher eine stetige Zunahme von Gesetzen und Verwaltungs-Vorschriften erlebt. Es wird vom Abbau gesprochen, gleichzeitig werden aber ständig neue Regelungen beschlossen. Der Staat meint, alles im Sinne der Bevölkerung regeln zu müssen, anstatt den Menschen Eigenverantwortung zu geben."

Wo gilt es denn anzusetzen?

Huber: "Bürokratie-Abbau beginnt dort, wo sich staatliche Ebenen auf das Wesentliche konzentrieren und Bürger nicht durch unnötige Vorschriften eingeschränkt werden. Abgeordnete verweisen oft auf Forderungen nach mehr Sicherheit und sozialer Sicherung – und das führt wiederum zu neuen Gesetzen. Es ist fast ein Henne-Ei-Problem, wer die eigentlichen Verursacher der Regulierungsflut sind. Viele Menschen fühlen sich von staatlichen Vorschriften mittlerweile massiv eingeschränkt und überfordert. Die Überregulierung führt zu Missmut, Politikverdrossenheit und Staatsferne. Wir müssen uns ehrlich machen: Der Staat ist an der Grenze des Leistbaren angelangt."

Was sind Ihre Aufgaben als Vize-Landrat?

Huber: "Ich bin viel unterwegs. Ich übernehme die Urlaubs- und Krankheits-Vertretung des Landrats, viele repräsentative Aufgaben und Termine, an denen Albert Gürtner wegen Überschneidungen nicht teilnehmen kann, zum Beispiel in regionalen Gremien oder bei Beteiligungen des Landkreises. Ein Schwerpunkt sind Bürger-Kontakte: Petitionen, Anfragen, Beschwerden. Besonders in den Bereichen Bauen und Soziales. Ich nehme diese sehr ernst, weil ich vor der Wahl versprochen habe, mich für Bürger-Anliegen einzusetzen – und das tue ich. Oft geht es darum, Entscheidungen zu erklären, Verständnis zu wecken oder bei unterschiedlichen Meinungen einen Konsens zu finden. Es gibt oft Lösungen, wenn man aufeinander zugeht und der Handlungs-Spielraum genutzt wird. Kommunalpolitik heißt für mich: Zuhören, Brücken bauen und den Gesprächsfaden aufrecht erhalten – das stärkt unsere Demokratie."

Wo sind die Grenzen der Kommunikation?

Huber: "Wenn es beleidigend wird, wenn keine Gesprächs-Basis besteht, wenn rechtswidrige Positionen vertreten werden, wenn Gerichts-Verfahren laufen oder wenn Nachbarschafts-Streitigkeiten eskalieren – dann stößt man an Grenzen."

Wie stehen Sie generell zum Ehrenamt?

Huber: "Die ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen, Verbänden und sozialen Organisationen ist ein hohes Gut, das wir pflegen müssen. Wer sich ehrenamtlich engagiert, tut Gutes für seine Mitmenschen und die Gesellschaft. Das Ehrenamt ist wichtig für das Miteinander. Landrat Albert Gürtner und ich betonen stets unsere große Hochachtung und Wertschätzung. Auch seitens des Landratsamts fördern wir es, zum Beispiel durch die Ehrenamts-Karte oder verschiedene Ehrungen für verdiente Bürgerinnen und Bürger."

Wie geht es mit Ihrer politischen Gruppierung, der "Bürgerliste", weiter?

Huber: "Die Bürgerliste hat sich seit der Wahl 2020 im Kreistag etabliert und im Rahmen der vereinbarten überparteilichen Zusammenarbeit positiv eingebracht. Alle wesentlichen Entscheidungen des 100-Punkte-Programms haben wir mitgetragen. Unsere Kreisrätin Gabi Kaindl und die Kreistags-Mitglieder Michael Franken, Paul Weber und Andreas Meyer sind erfahrene Kommunalpolitiker mit dem Ohr nah am Bürger. So stellen wir sicher, dass Bürger-Anliegen zeitnah vertreten werden. Zur nächsten Kommunalwahl werden wir erneut antreten. Die Vorbereitungen laufen bereits – wie bei allen politischen Gruppierungen – derzeit auf Hochtouren."


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